Dieser Tage wird in Villach der Kirchtag gefeiert – eine Woche lang zieht das Fest Besucher in die Stadt in Kärnten. Im letzten Jahr kam es auf dem Volksfest zu einem tödlichen Unfall, für den sich die Stadt nun verantworten muss.

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Nach einem tödlichen Sturz eines jungen Mannes in Villach in Kärnten von einer Mauer zum Drau-Fluss während des örtlichen Kirchtages 2023 ist eine diffizile rechtliche Situation entstanden, die wohl jede Gemeinde besorgen würde.

Die Stadt hätte für mehr Sicherheit bei der Mauer sorgen müssen, etwa seien Fehler an der Mauer aus den 60er-Jahren nie ausgebessert worden, berichteten Medien. Es geht um den Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Die Stadt wehrt sich.

Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sind in solchen Fällen Standard. Rund um den Tod des 20-Jährigen infolge des Sturzes von der Mauer hat die Staatsanwaltschaft (StA) Klagenfurt auch ein Sachverständigten-Gutachten bestellt. Dieses wurde nun der Gemeinde übermittelt, geht aus den Berichten hervor. Es dreht sich vor allem um rechtliche Fragen rund um die Baubewilligung.

Gutachten dokumentiert "verwerfbares Verhalten"

Geortet werde ein "verwerfbares Verhalten bei der Stadt Villach als Träger von Privatrechten", schreibt etwa die "Kleine Zeitung". Villachs Magistratsdirektor Alfred Winkler laut "Kronen Zeitung": "Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass flussbegleitende Mauern, die bereits vor sechzig, siebzig Jahren gebaut worden sind, regelmäßig angepasst werden müssten, dann werden wir in vielen Städten und Gemeinden Österreichs bald ein großes Thema haben."

Im Gutachten heiße es, "dass die Errichtung der Mauer 1960/61 nicht gepasst habe. Und dass deren Sanierung beziehungsweise der Ausbau 1991/92 nicht ausreichend durchgeführt bzw. an die Vorgaben angepasst worden sein soll."

Mauer zu niedrig?

Das drei Meter hohe Bauwerk an der Drauberme sei eine Hochwasserschutzmaßnahme und daher lediglich wasserrechtlich bewilligungspflichtig gewesen, wehrt sich Winkler laut ORF Kärnten gegen die im Gutachten geäußerte Einschätzung, die Mauer sei zu niedrig. "Wenn die Mauer 90 Zentimeter höher gewesen wäre, hätten Sie auch hinaufsteigen können."

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt verweist auf noch laufende Ermittlungen. Der ursprüngliche Verdacht der grob fahrlässigen Tötung wurde laut Behördensprecherin auf fahrlässige Tötung zurück gestuft, so der ORF. Im Verfahren solle sich klären, "ob es irgendwelche Anzeichen auf Fremdeinwirkung oder Fremdverschulden gegeben hat", erläutere die Sprecherin Tina Frimmel-Hesse kürzlich. Hierbei gehe es auch um etwaige mangelnde Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände. Hinweise dafür gebe es aus polizeilicher Sicht nicht.

Villacher Kirchtag zieht jährlich viele Besuche an

Heuer gibt es wegen des Vorfalls bei der Kaimauer mehr Security. Wie immer in der ersten Augustwoche läuft derzeit die 79. Ausgabe des als überregional größtes derartiges Ereignis gilt. Jährlich kommen laut Veranstalter Stadtmarketing Villach gut 400.000 Besucher.

Das Fest zieht viele, teils trinkfreudige Besucher von nah und fern an. So gilt die Mauer als Ort, wo manch enthemmter Besucher seine Notdurft verrichten soll. Und auch mehr Security heuer schrecke niemanden ab, so Winkler. Dieser Tage habe jemand auf der Kirchenbrüstung in der Innenstadt einen Handstand gemacht. So etwas könne immer schlimm enden, immer und überall geschehen - Gemeinden könne man dafür aber nicht verantwortlich machen, so Winkler sinngemäß. (APA/lag)

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