Nach dem Lawinenunglück im Tirol, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, sind nun die Ermittlungen im Gange. Im Zentrum steht für die Polizei dabei die Frage, wie eine Lawine dieser Dimension entstehen konnte.
Für 20 tschechische Alpinisten endete am Samstag eine Skitour im Tiroler Wattental in einer Katastrophe: 13 von ihnen wurden ganz oder teilweise von einer Lawine verschüttet, fünf konnten nur noch tot geborgen werden. Ihre Identität ist inzwischen geklärt: Bei den Opfern handelt es sich um fünf Männer aus Tschechien.
Die Wintersportler waren in zwei Gruppen mit zwölf beziehungsweise acht Personen auf dem Weg auf den mehr als 2.800 Meter hohen Geier unterwegs gewesen, als sich rund 150 Meter über ihnen der Schnee löste.
"Die Schneemassen bewegten sich zunächst rechts und links hinunter, liefen dann aber trichtermäßig zusammen. Unten im Trichter befanden sich die beiden Gruppen", erklärte Jörg Randl von der Tiroler Polizei im Gespräch mit unserer Redaktion. Er beaufsichtigt die Ermittlungen zum Unglück, die auch die laufenden Befragungen der Überlebenden umfassen.
Einige der Personen hätten sich selbst aus den Schnee befreien können, so Randl. Andere waren in der Lage, mit ihren Verschütteten-Suchgeräten (LVS) Signale aus dem Lawinenkegel zu senden, die die Bergretter empfingen.
Lösten Opfer Lawine aus?
Medienberichte, nach denen die Skitourengeher die Lawine selbst ausgelöst haben könnten, wollte Randl nicht bestätigen. "Wir ermitteln in alle Richtungen. Es gibt sehr viele Faktoren, die hier eine Rolle gespielt haben könnten", betonte er.
Nach aktuellem Erkenntnisstand folgten auf die erste Lawine (Primärlawine) zwei weitere. Deren Schneemassen seien dann ineinander flossen.
"Wir untersuchen momentan das Schneeprofil sehr genau, um nachvollziehen zu können, wie eine Lawine dieser Dimension abgehen konnte", erklärt Randl. Er spricht von einer Höhe von rund zwei Metern, genaue Angaben könne man aber im Moment noch nicht machen.
Organisator weist Verantwortung von sich
Am Tag des Unglücks hatte in den Tiroler Bergen Lawinenwarnstufe 3 (von 5) geherrscht, was die Skitourengeher auch wussten. Der Wirt der Lizumer Hütte, auf der die Tschechen Gäste waren, beteuerte gegenüber dem ORF: Er habe die Alpinisten ausdrücklich vor den Risiken der Besteigung des Geiers gewarnt. Er könne aber eben nur warnen und nicht verbieten, so Hüttenwirt Anton Nigg.
Der Organisator einer der Skitouren, Robin Kaleta, wies unterdessen jedes etwaige Mitverschulden von sich: "Bei Warnstufe 3 gehen Skitourengeher normalerweise los, und auch Freerider fahren", meinte Kaleta. Eine erfahrene Gruppe könne sich unter solchen Bedingungen relativ sicher in derartigem Gelände bewegen, sagte er gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK.
Alle 17 verschütteten Freerider seien mit einer kompletten Notfallausrüstung ausgestattet gewesen. Zudem sei von erheblicher Lawinengefahr erst ab einer Höhe von 2.300 Metern die Rede gewesen. Seiner Information nach hätte die Gruppe diese Höhe aber nicht überschritten.
Überlebende hatten guten Schutzengel
Nicht mehr gerettet werden konnte neben den fünf toten Wintersportlern ein Hund, der eine der Gruppen begleitet hatte und in den Schneemassen starb.
Zwei der Überlebenden kamen zunächst mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus, wurden aber bereits wieder entlassen: "Es handelte sich um Verletzungen am Knie, die sich aber zum Glück als glimpflich erwiesen", hieß es von der Polizei.
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