Nach einem mutmaßlichen Anschlag gegen Tesla steht die Produktion still. Brandenburgs Innenminister geht von einem gut geplanten Vorgehen aus.

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Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hat nach dem mutmaßlichen Anschlag auf die Stromversorgung für die Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin verstärkte Kontrollen und Polizeistreifen verkündet. Damit solle verhindert werden, dass empfindliche Infrastruktur erneut angegriffen werden kann. "Aber einen 100-prozentigen Schutz wird es nicht geben", räumte Stübgen am Dienstagabend in der RBB-Sendung "Brandenburg aktuell" ein. "Erstaunlich an diesem Vorgang ist, dass die Täter sehr genau wussten, wo es besonders sensibel ist", sagte der Innenminister.

Ein mutmaßlicher Anschlag in Grünheide bei Berlin hat die einzige Tesla-Autofabrik in Europa mit einem Stromausfall lahmgelegt, außerdem waren zahlreiche Haushalte in der Region betroffen. Das Unternehmen von Elon Musk setzt die Produktion für mindestens diese Woche aus.

Die Polizei geht von Brandstiftung aus und prüft ein Bekennerschreiben der linksextremistisch eingestuften "Vulkangruppe". Diese wirft Tesla in einer Mail "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor und fordert eine "komplette Zerstörung der Gigafactory".

Bekennerschreiben der "Vulkangruppe" aufgetaucht

Die "Vulkangruppe" hatte sich zu dem "Anschlag auf die Stromversorgung" nahe der Tesla-Fabrik als Protest gegen den US-Autobauer bekannt. "Wir haben heute Tesla sabotiert", heißt es in einem Schreiben der Gruppe vom Dienstag.

Fahrzeuge der Feuerwehr und Werkfeuerwehr stehen auf dem Gelände der Tesla-Autofabrik in Grünheide, wo die Produktion wegen eines Stromausfalls stillsteht. © picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Die Gruppe stand bereits im Jahr 2021 im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben. Sie warf Tesla damals auf der linksradikalen Internetseite Indymedia.org vor, Tesla sei weder grün, ökologisch noch sozial. Der Verfassungsschutz Brandenburg schrieb in seinem Bericht 2021 über das Bekennerschreiben. Dort hieß es außerdem: "In den vergangenen Jahren hatten mehrmals Linksextremisten als 'Vulkangruppen' Brandanschläge in Berlin verübt."

Produktion im Tesla-Werk steht vorerst still

Die Produktion in der Fabrik von Tesla-Chef Elon Musk steht nach dem Stromausfall vorerst still. Sie wurde am frühen Morgen geräumt. Das Unternehmen rechnet mit wirtschaftlichen Schäden im "hohen neunstelligen Bereich".

"Wir sind tief bestürzt über das, was heute passiert ist", sagte Werksleiter André Thierig bei einer Pressekonferenz vor der Fabrik in Grünheide. Er sprach von zwei weiteren Anschlägen in der Umgebung in den vergangenen Jahren. "Wir rechnen aktuell nicht damit, dass wir im Laufe dieser Woche die Produktion wieder hochfahren können."

Er ging davon aus, dass allein am Dienstag über 1.000 Autos in der Produktion verloren seien. "Wir sind auf solche Fälle vorbereitet, aber wenn die komplette Stromleitung unterbrochen wird, gibt es auch keine Pläne, wie man dem vorbeugen kann."

Tesla-Chef Musk: "Dümmste Öko-Terroristen"

Musk hat angesichts des Produktionsstopps seiner Fabrik inzwischen auf den mutmaßlichen Anschlag reagiert. "Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben", schrieb Musk am Dienstag auf Englisch auf dem Portal X (früher Twitter).

"Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, ist extrem dumm." Dabei schrieb der Tesla-Chef die Wörter "ist extrem dumm" auf Deutsch.

Thierig: Kritische Grundstimmung gegen Tesla ist unschön

Es handele sich aus Sicht von Tesla klar um einen "Anschlag auf diese Industrieansiedlung" in Brandenburg, sagte Thierig. Derzeit herrsche eine sehr kritische Grundstimmung gegen Tesla. Das sei sehr unschön. Ob dies Auswirkungen auf die Zukunft der Fabrik haben könnte, könne er derzeit nicht sagen. Aktuelle Drohschreiben habe es aber nicht gegeben.

Der vermeintliche Anschlag hatte nicht nur Auswirkungen auf die Tesla-Fabrik. In mehreren Städten und Gemeinden fiel der Strom zeitweise ebenfalls aus. Die Versorgung der umliegenden Gemeinden lief seit dem späten Dienstagvormittag wieder, wie der Versorger Edis mitteilte. Ausnahme seien das Tesla-Werk und ein Logistikzentrum.

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Habeck: "Gewalt und Sabotage dürfen kein Mittel der Auseinandersetzung sein"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte den mutmaßlichen Brandanschlag. "Ein solcher Anschlag auf unsere Strominfrastruktur ist eine schwere Straftat, die durch nichts zu rechtfertigen ist", sagte Faeser in Berlin. "Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energie-Infrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird." Das könne Tausende unbeteiligte Menschen betreffen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck forderte rasche Aufklärung und Ahndung. "Gewalt und Sabotage dürfen kein Mittel der Auseinandersetzung sein", sagte der Grünen-Politiker.

Polizei wurde am frühen Morgen über den Brand informiert

Unbekannte Täter hatten nach Angaben des Innenministeriums am frühen Dienstagmorgen einen Hochspannungsmast bei Steinfurt, einem Ortsteil von Gosen-Neu Zittau, in Brand gesetzt. Das Feuer habe die Hochspannungsleitung so beschädigt, dass die Stromversorgung für die umliegenden Ortschaften und das nahe Tesla-Werk ausgefallen sei.

Die Polizei wurde nach eigenen Angaben gegen 5:15 Uhr über den Brand in Ostbrandenburg informiert. Die Feuerwehr löschte den Brand. Der Strommast stand frei auf einem Feld und war nicht umzäunt. Die Polizei war unter anderem mit Hubschrauberstaffel, Drohnenstaffel, Einsatzhundertschaft und Diensthunden im Einsatz.

Ministerpräsident Woidke spricht von Terrorismus

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) warnte vor einer Form von Terrorismus und sieht die Wirtschaft in Gefahr. "Wenn der Hintergrund wirklich sein sollte, hier einem Wirtschaftsunternehmen - nämlich Tesla - Schaden zuzufügen, dann hat es natürlich auch Konsequenzen für die gesamte Wirtschaft in Deutschland", sagte Woidke in Potsdam. Der mutmaßliche Anschlag auf die Strominfrastruktur sei "ein nicht hinnehmbarer Akt der Gewalt".

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) stellte sich demonstrativ vor Tesla und verurteilte den mutmaßlichen Brandanschlag. "Es ist von denjenigen, die diesen Anschlag verübt haben, billigend in Kauf genommen worden, dass Menschen dadurch verletzt werden", sagte er. "Ich glaube, das ist eine neue Qualität, die wir an der Stelle haben."

Protestcamp nahe der Fabrik muss mit Räumung rechnen

Umweltaktivisten, die in einem Wald nahe der Fabrik gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes protestieren, wiesen einen Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Anschlag zurück. "Mit unseren Körpern und Baumhäusern stellen wir uns der Erweiterung der Fabrik entgegen. Dabei gefährden wir keine Menschenleben", teilte die Initiative Teslastoppen mit.

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Sie müssen mit Räumung rechnen: Die Landesregierung prüft, ob sie das Protestcamp neu bewertet. "Das kann auch die Beendigung der Duldung bedeuten", sagte Steinbach. Der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg - die Bürgerinitiative gegen Tesla - distanzierte sich von dem mutmaßlichen Anschlag: "Dieser Anschlag schadet unserer Arbeit."

Tesla stellt in Grünheide seit knapp zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens rund 12.500 Beschäftigte. Umweltschützer kritisieren unter anderem, dass das Gelände in einem Wasserschutzgebiet liegt. Bei einer Bürgerbefragung in Grünheide hatte sich eine Mehrheit gegen die Erweiterungspläne gewandt. Tesla will zudem die Produktion von geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million ausbauen. (dpa/AFP/tas/ms)

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