Wolfgang Priklopil, Jack Unterweger oder die Briefbomber Franz Fuchs – diese Namen sind nahezu jedem ein Begriff. Die Gedanken an die grausigen Verbrechen, die auf das Konto dieses Trios gehen, jagen uns kalte Schauer über den Rücken - wenn auch manche Taten schon viele Jahre zurückliegen.
Serienkiller Jack Unterweger
Mindestens zehn Morde gehen auf das Konto von Jack Unterweger, der sich in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1994 in seiner Zelle erhängte. Drei weitere Tötungsdelikte wurden dem Österreicher zwar zur Last gelegt, konnten ihm aber nie nachgewiesen werden, obwohl die Fälle vom Tathergang her eindeutig in Unterwegers Mordschema passten.
Im Dezember 1974 hatte der Österreicher sein erstes Opfer, eine junge Frau namens Margret Schäfer, in einen Wald gelockt, sie misshandelt und mit ihrem BH stranguliert. Ein Jahr später konnte Unterweger gefasst und im Jahr darauf wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden. Er begann während der Haft zu schreiben - das hatte zur Folge, dass sich zahlreiche Intellektuelle wie Elfride Jelinek und Günther Nenning für ihn einsetzten. Unterweger kam nach 16 Jahren wieder frei - und setzte seine Mordserie fort.
In den nächsten zwei Jahren wurden in Prag, Graz, Bregenz, Wien und Los Angeles immer wieder Leichen von Prostituierten gefunden. Alle wurden auf die gleiche Weise ermordet (der Täter hatte aus ihrer Unterwäsche einen Henkersknoten geknüpft und sie dann stranguliert), und Jack Unterweger hielt sich stets in der Nähe des Tatorts auf.
Im Mai 1992 konnte Unterweger schließlich dingfest gemacht werden. Zwei Jahre später wurde der damals 43-Jährige von einem Grazer Geschworenengericht erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Nur wenige Stunden nach der Urteilsverkündung nahm sich Unterweger das Leben.
Lesen Sie auf den nächsten Seiten sieben weitere der großen Kriminalfälle in der Geschichte Österreichs, die nicht nur die Alpenrepublik, sondern die ganze Welt erschütterten.
Die Todesengel von Lainz
2014 ist es 25 Jahre her, dass die "Lainzer Todesengel" verurteilt wurden. Über Jahre töteten die vier Hilfsschwestern ihnen lästige und bettlägerige Patienten. Einige ihrer Opfer wurden mit Insulinspritzen, Rohypnol oder Dominal forte vergiftet, andere ertränkt.
Das Schwesternquartett flog auf, weil ein Arzt zufällig mit angehört hatte, wie sich die Schwestern abfällig über todkranke Patienten äußerten und sich mit angeblichen Morden brüsteten. Der Arzt erstattete Anzeige. Daraufhin wurden verstorbene Patienten der Schwestern exhumiert und nachträglich obduziert. In mehreren Fällen wurde Wasser in der Lunge festgestellt. Wenig später später wurden die "Lainzer Todesengel" verhaftet.
In den Verhören belasteten sich die Frauen gegenseitig. In ihrem Geständnis sagte Irene L., allein Waldtraud W. habe wohl mehr als hundert Menschen getötet. Später relativierten die Schwestern ihre Angaben. 42 Morde und fahrlässige Tötungen konnten ihnen im Prozess nachgewiesen werden - die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte aber weitaus höher gewesen sein.
Ende März 1991 fielen die Urteile: Die beiden Haupttäterinnen Irene L. und Waldtraud W. wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, ihre Mittäterinnen Stefanija M. und Maria G. fassten 20 und zwölf Jahre aus. Mittlerweile sind alle vier Hilfsschwestern wieder frei, leben mit neuen Namen und neuen Identitäten an unbekannten Orten. Auch das Spital Lainz gibt es seit 2000 nicht mehr: Heute heißt es "Krankenhaus Hietzing", die angeschlossenen Pflegestationen schlicht "Geriatriezentrum am Wienerwald". (ank)
Franz Fuchs: der Briefbomber
Vier Jahre lang hielt Franz Fuchs mit seinen Bombenattentaten ganz Österreich in Atem. Am 3. Dezember 1993 explodierten in den Händen des Hartberger Pfarrers August Janisch und von ORF-Moderatorin Silvana Meixner die ersten von Fuchs' Briefbomben. Bis zu seiner Festnahme verschickte der selbsternannte Terrorist der "Bajuwarischen Befreiungsarmee" insgesamt 25 hochexplosive Päckchen an Migranten, an Angehörige einheimischer Minderheiten und an Personen wie Organisationen, die sich in diesem Bereich engagierten. Sein Motiv: Fremdenhass.
Bei einem Anschlag in Oberwart im Februar 1995 tötete er mit einer Rohrbombe vier Menschen, viele wurden schwer verletzt. Zu Fuchs' Opfern zählte der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, dessen linke Hand eine Briefbombe verstümmelte.
Erst bei einer Verkehrskontrolle am 1. Oktober 1997 flog die wahre Identität des Vermessungstechnikers auf - im wahrsten Sinne des Wortes. Fuchs befürchtete, entlarvt worden zu sein, und zündete in Panik eine Rohrbombe. Sowohl der Attentäter als auch die Gendarmen wurden schwer verletzt.
Am 2. Februar 1999 wurde dem Briefbomber am Landesgericht für Strafsachen in Graz der Prozess gemacht. Anfang März dann das Urteil: Wegen vierfachen Mordes, zahlreicher Mordversuche und Körperverletzungen wurde Franz Fuchs zu lebenslanger Haft plus Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Knapp ein Jahr später erhängte sich der Briefbomber in seiner Zelle in der Justizanstalt Graz-Karlau.
Die Arsen-Mörderin
Am Landesgericht Krems wurde im April 2013 die gebürtige Polin Bogumila W. wegen zweifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die 52 Jahre alte Pflegehelferin hatte über Jahre hinweg die zwei Pensionisten Alois F. und Herbert A. nach und nach mit Arsen vergiftet, um an deren Vermögen zu gelangen.
Zu Lebzeiten schenkte ihr Herbert A. bereits seine Eigentumswohnung. Die Frau hatte bei beiden Männern im Haushalt gelebt und arbeitete dort als Haushaltshilfe und Pflegekraft. Eine Liebesbeziehung zu den pflegebedürftigen Männern bestritt sie vor Gericht aber vehement.
Die Morde wären beinahe unentdeckt geblieben, da bei beiden Männern erst von einem natürlichen Tod ausgegangen wurde. Erst als die Tochter einer der getöteten Männer Verdacht schöpfte, wurden die Fälle polizeilich untersucht. Im Zuge der Ermittlungen wurde im Blut der Opfer eine abnorme Arsenkonzentration festgestellt.
Eine anschließende Exhumierung und toxikologische Untersuchung der Leichen bestätigte, dass den Männern über Monate hinweg das Nervengift verabreicht worden war. Die Pflegerin war den ganzen Prozess über nicht geständig.
Mitte November 2013 bestätigte das Oberlandesgericht (OLG) Wien das Urteil des Landesgerichts Krems vom April. W. wandert damit lebenslang hinter Gitter.
Die Kellerleichen der Eisprinzessin
Um für einen neuen Liebhaber frei zu sein, schoss die Eisverkäuferin Estibaliz C. ihrem Ex-Ehemann im April 2008 zweimal von hinten in den Kopf. Obwohl sie geschieden waren, betrieb die gebürtige Spanierin C. mit dem Mann weiterhin den gemeinsamen Eissalon "Schleckeria" in Wien. Laut Anklage stand er der mutmaßlichen Täterin im Weg, weil er aus der gemeinsamen Wohnung nicht ausziehen wollte.
Sein Verschwinden erklärte C. damit, er sei in seine Heimat Deutschland zurückgekehrt. In Wahrheit fror sie die zerstückelte Leiche des Opfers zunächst ein und betonierte sie später im Keller des Gebäudes, in dem sich auch der Eissalon befand, ein.
Als sich zwei Jahre später der neue Lebensgefährte als untreu erwies, entledigte sich Estibaliz C. seiner auf ähnliche Weise. 2011 entdeckten Bauarbeiter zufällig die Leichenteile in einem Kellerabteil.
Estibaliz C. wurde nach kurzer Flucht in Italien verhaftet und hat die Taten inzwischen gestanden. Im Prozess am Wiener Straflandesgericht sprachen die Geschworenen die gebürtige Spanierin schuldig. Im Berufungsverfahren betätigte das Oberlandesgericht die lebenslange Haftstrafe.
Mordfall Martina Posch
Die 17-jährige Martina Posch aus Vöcklabruck in Oberösterreich verschwand im November 1986 auf dem Weg zur Arbeit. Sie hatte nicht in dem Bus gesessen, den sie üblicherweise zu nehmen pflegte. Wenige Wochen später wurde ihre Leiche von Sporttauchern im nahe gelegenen Mondsee entdeckt.
Zeugenvernehmungen ergaben, dass Martina Posch gut ein Jahr lang in unregelmäßigen Abständen von einem Mann mit dem Auto zur Arbeit gebracht und wieder abgeholt worden war. Trotz über 2.000 Verhören und Befragungen gelang es jedoch nicht, die Identität dieses Mannes zu klären. Auch der Ort, an dem das Mädchen getötet worden war, konnte nie ermittelt werden.
Als Verdächtige kamen ein 1991 wegen Vergewaltigung von vier Mädchen verhafteter Mann sowie ein 1995 verhafteter Doppelmörder in Betracht. Obwohl sich beide Männer zur Tatzeit in der Umgebung aufgehalten hatten, konnte keinem eine Täterschaft nachgewiesen werden.
Unheimlich: Der bekannte Sexualstraftäter Josef F., der seine Tochter etwa 24 Jahre in einem Kellerverließ gefangen gehalten und sieben Kinder mit ihr gezeugt hatte, betrieb zur Tatzeit mit seiner Frau eine Pension am Mondsee. Angeblich habe die Tochter von Josef F. Martina Posch sehr ähnlich gesehen.
Alfred Engleder - Der Mörder mit dem Maurerfäustl
Als "Bestie von Steyr" ging der Frauenmörder Alfred Engleder in die österreichische Kriminalgeschichte ein. Und noch heute, über 50 Jahre nach den spektakulären Verbrechen, jagt vielen der Gedanke an den Mörder mit dem Maurerfäustl einen kalten Schauer über den Rücken.
Die Gewaltserie beginnt im Jahr 1951. Alfred Engleder ist mit seinem schwarzen Fahrrad in Steyr unterwegs, auf der Suche nach einem passenden Opfer. Der gebürtige Sierninger hasst Frauen, will sie erniedrigen, ihnen Gewalt antun. Elfriede Kronawetter ist die Erste, die dem verhaltensgestörten, auffällig klein gewachsenen Mann zum Opfer fällt. Engleder fährt dicht an die Frau heran und schlägt sie mit einem schweren Hammer nieder. Dann vergeht er sich an ihr.
Sechs Sexualverbrechen verübt die "Bestie von Steyr" in den Jahren 1951 bis 1957 - immer nach dem gleichen Muster. Zwei seiner Opfer überleben die Übergriffe nicht. Die Serie endet erst, als Engleder bei seiner letzten Attacke von einem Motorradfahrer überrascht wird und Hals über Kopf flieht. Das Fahrrad sowie eine Armbanduhr, die Engleder am Tatort zurücklässt, führen die Polizei schließlich auf seine Spur.
Engleder wird im Juni 1957 im Rahmen einer Großfahndung gefasst und im Jahr darauf zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 1984 kommt die "Bestie von Steyr" wieder frei. Neun Jahre später wird Engleder von seiner Freundin niedergestochen und stirbt schließlich an den Folgen der Messer-Attacke.
Die Entführung der Natascha Kampusch
Das Unglaubliche: Priklopil war bereits wenige Wochen nach der Entführung des Mädchens ins Visier der Polizei geraten. Die Beamten überprüften den von seinen Nachbarn als Eigenbrötler beschriebenen Mann. Weil sie aber selbst bei der Durchsuchung seines Transporters nichts Auffälliges gefunden hatten, verfolgten sie die Spur nicht weiter.
Nach Natascha Kampuschs Flucht warf sich Priklopil noch am Abend desselben Tages vor einen Zug.
Josef F. - das Monster von Amstetten
Im April 2008 erlangte der niederösterreichische Ort Amstetten durch einen unvorstellbar grausamen Kriminalfall traurige Bekanntheit. Der erfolgreiche Ingenieur und Immobilienmakler Josef F., der sich nach außen stets als ehrwürdiger Bürger gab, hatte seine eigene Tochter 24 Jahre lang in einem Kellerverlies seines Hauses gefangen gehalten, unzählige Male vergewaltigt und so sieben Kinder mit ihr gezeugt, die er zum Teil ebenfalls in den unterirdischen Räumen einsperrte.
Das Verschwinden der damals 18-Jährigen im August 1984 hatte Josef F. damit erklärt, dass die junge Frau einer Sekte beigetreten sei, in der sie fortan lebe. Um die Täuschung perfekt zu machen, ließ er seine Tochter sogar Briefe schreiben, in denen sie von ihrem angeblich neuen Leben berichtete.
Als es nach der Geburt des dritten Kindes zu eng in dem winzigen Verlies wurde, legte er das Baby mit einem ebenfalls diktierten Brief seiner Tochter, in dem sie ihre Eltern darum bat, für ihr Kind zu sorgen, vor der eigenen Haustüre ab. Mit diesem perfiden Trick holte Josef F. noch zwei weitere Kinder aus dem unterirdischen Gefängnis und zog die selbst gezeugten Enkel zusammen mit seiner ahnungslosen Frau groß.
Erst als eines der Kellerkinder wegen einer schweren Erkrankung im April 2008 in ein Spital gebracht werden musste, flog das schreckliche Doppelleben des Inzestvaters auf.
Zwölf Monate später wurde Josef F. wegen Mordes (eines der Kinder ließ der Rentner kurz nach der Geburt qualvoll ersticken), Sklaverei, Freiheitsentzug, schwerer Nötigung, Vergewaltigung und Blutschande zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
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