Eine besorgniserregende Variante des Mpox-Virus breitet sich aus, nun hat auch Schweden einen Fall gemeldet. Kürzlich hat die WHO eine gesundheitliche Notlage ausgerufen. Was das bedeutet und wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Lage sieht.

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Was ist Mpox?

Die Krankheit war jahrzehntelang unter dem Namen Affenpocken bekannt. Erst vor zwei Jahren wurde sie umbenannt, da die Bezeichnung – englisch: "Monkeypox" – als rassistisch und stigmatisierend wahrgenommen werden kann. Mpox-Viren waren ursprünglich vor allem bei Nagetieren in West- und Zentralafrika verbreitet. Beim Menschen traten sie erstmals in den 70er Jahren in Zaire auf, der heutigen Demokratischen Republik Kongo.

Bis vor wenigen Jahren beschränkten sich Infektionen meist auf Fälle, bei denen Menschen das Fleisch infizierter Tiere gegessen hatten.

Zu den Symptomen zählen Fieber, Gliederschmerzen und Pocken-ähnliche Pusteln auf der Haut. Die Sterblichkeitsrate liegt laut Schätzungen bei zwischen einem und zehn Prozent der Fälle. Sie hängt von der medizinischen Versorgung im betroffenen Land ab sowie vom jeweiligen Viren-Stamm.

Es gibt zwei große, als Kladen bezeichnete "Familien" des Mpox-Virus. Die gefährlichere Virusgruppe 1 ist derzeit vor allem in Zentralafrika im Kongobecken verbreitet. Die Virusgruppe 2 zirkuliert vor allem in Westafrika.

Mpox: Wie gefährlich ist die Virus-Krankheit?

Wegen der Ausbreitung des Mpox-Virus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste Alarmstufe ausgerufen. Die neue Virus-Variante ist nach WHO-Angaben ansteckender und tödlicher als die vorherigen und kann von Mensch zu Mensch übertragen werden. Was es mit Mpox auf sich hat.

Wie schätzt der Bundesgesundheitsminister die Lage ein?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht keinen Grund für Beunruhigung. "Mpox stellen für unsere Bevölkerung momentan keine große Gefahr dar", teilt der SPD-Politiker in Berlin mit. Der Fall in Schweden ändere nichts an dieser Risikoeinschätzung für Deutschland und Europa. "Wir verfolgen die Lage trotzdem weiterhin aufmerksam und sind vorbereitet, falls sich die Lage ändert", sagte Lauterbach.

"Mpox stellen für unsere Bevölkerung momentan keine große Gefahr dar. [...] Wir sind vorbereitet, falls sich die Lage ändert."

Karl Lauterbach

Auch nach Meinung des Infektiologen Leif Erik Sander stelle das Virus zunächst keine unmittelbare Gefahr dar. "Wir brauchen momentan ganz sicher keine flächendeckende Impfung für eine Erkrankung, die jetzt primär Menschen in unterprivilegierten Gegenden von Afrika betrifft", sagte der Charité-Experte der Deutschen Presse-Agentur. "Konkret Sorgen machen muss man sich nicht."

In Deutschland wurden dieses Jahr nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bislang 86 Mpox-Fälle gemeldet. Die Klade 1 sei in Deutschland bisher nicht nachgewiesen worden.

Nach Angaben des Charité-Experten ist es aber durchaus wahrscheinlich, dass die Variante 1b früher oder später auch die Bundesrepublik erreicht, zum Beispiel durch Flugreisende. "Ich glaube nicht, dass eine Eintragung nach Europa jetzt unmittelbar bevorsteht, aber es ist natürlich total realistisch, dass das bei einer weiteren Ausweitung des Infektionsgeschehens passieren kann", sagte Sander.

Aktuelle Mpox-Impfempfehlung der Stiko

  • Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt bestimmten Personengruppen eine Impfung gegen Mpox: Menschen, die Hautkontakt mit einer infizierten Person hatten, Männern über 18 Jahre, die Sex mit häufig wechselnden Partnern haben und Menschen, die mit infektiösen Laborproben zu tun haben.
  • Die Impfung erfolgt in der Regel in zwei Dosen innerhalb von 28 Tagen.
  • Weitere Infos gibt es auch bei der Deutschen Aidshilfe oder bei infektionsschutz.de

Klade 1 sei generell gefährlicher als Klade 2 und sorge für eine höhere Sterblichkeit. Seiner Einschätzung nach, könne man aber noch nicht sagen, ob die neue Variante gefährlicher oder tödlicher ist als die ursprüngliche Klade 1.

Für den Fall der Fälle sei Deutschland aber gut vorbereitet. "Wir haben ausreichend Impfstoffe zur Verfügung", sagte der Arzt.

Was bedeutet der Ausruf zur Notlage?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine "Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite" (PHEIC).

Konkrete Folgen hat dies jedoch nicht. Die Bedeutung ist mehr symbolisch. Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit bringen. Sie hofft zudem auf mehr finanzielle Unterstützung von Eindämmungsmaßnahmen in Afrika. Die Abkürzung PHEIC steht für "public health emergency of international concern".

Vor zwei Jahren machte Mpox bereits ein erstes Mal mit einer internationalen Infektionswelle Schlagzeilen. Auch damals rief die WHO einen globalen Gesundheits-Notstand aus, in dem Fall wegen der Virus-Untergruppe 2b.

Fast 100.000 Fälle in 116 Ländern wurden registriert, etwa 200 Menschen starben. Die Krankheit wurde während dieser Welle vor allem beim Sex übertragen, betroffen waren vornehmlich Männer, die Sex mit Männern hatten.

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Mpox-Epidemie?

Die derzeitige Infektionswelle nahm ihren Ausgang in der Demokratischen Republik Kongo. Derzeit verbreitet sich die Virusgruppe 1 und die noch gefährlichere Untergruppe 1b. Die Sterblichkeitsrate bei 1b wird auf 3,6 Prozent der Fälle geschätzt. Erstmals wurde die Untergruppe im September 2023 bei Prostituierten in der kongolesischen Provinz Süd-Kivu diagnostiziert.

Das Virus verbreitet sich diesmal auch durch nicht-sexuellen engen Kontakt zwischen Menschen. Bedroht sind daher auch Kinder. Der Krankheitsverlauf ist bei 1b schwerer als bei der Virusgruppe 2.

Welche Länder sind besonders betroffen?

Bislang grassiert das Virus vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, wo seit Jahresbeginn bereits 548 Todesfälle und mehr als 15.600 mutmaßliche Infektionsfälle verzeichnet wurden.

Aber auch in Burundi, Kenia, Uganda und Ruanda wurden in den vergangenen Wochen, erstmals in deren Geschichte, Fälle von Mpox registriert.

Am Donnerstag wurde außerdem der erste Mpox-Fall der neuen Variante außerhalb des afrikanischen Kontinents – in Schweden – bestätigt. Die infizierte Person hatte sich zuvor in Afrika aufgehalten.

Gibt es Impfstoffe?

Es existieren wirksame Impfstoffe gegen Mpox. Während sie im Kampf gegen die Infektionswelle von 2022 in westlichen Ländern vielfach eingesetzt wurden, sind sie in Afrika jedoch bis heute kaum verfügbar.

Am Dienstag kündigte die Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union (Africa CDC) die Verteilung von 200.000 Impfdosen auf dem Kontinent an. Da für eine Immunität zwei Impfungen notwendig sind, wird dies jedoch kaum ausreichen. Africa-CDC-Chef Jean Kaseya zufolge ist ein größeres Impfprogramm in Vorbereitung, das zehn Millionen Dosen umfassen soll.

Droht eine ähnliche Entwicklung wie anfangs bei Corona?

Nein. Der Übertragungsweg beider Viren unterscheidet sich erheblich - und damit auch ihr Ansteckungspotenzial. Sars-Cov-2 wird hauptsächlich über winzige Tröpfchen in der Luft, also die Atemwege übertragen. Bei Mpox hingegen ist Haut-zu-Haut-Kontakt der hauptsächliche Übertragungsweg.

Dabei geht es vorwiegend um engen Haut-zu-Haut-Kontakt beim Sex oder beim engen Umarmen, Massieren und Küssen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert. Ansteckungsgefahr besteht vor allem bei Infizierten mit Ausschlag, Wunden oder Schorf.

Allerdings ist Corona nur über einen recht kurzen Zeitraum übertragbar - Menschen mit Mpox hingegen sind erst dann nicht mehr ansteckend, wenn alle Wunden abgeheilt sind und sich eine neue Hautschicht gebildet hat. Das kann laut RKI mehrere Wochen dauern.

Eine Mpox-Übertragung ist - seltener - auch über Sexspielzeug, Bettwäsche und Handtücher oder eine von einem Infizierten berührte Oberfläche möglich. In unmittelbarer Nähe eines Erkrankten kann auch eine Übertragung über Tröpfchen möglich sein, wie es beim RKI heißt. (afp/dpa/ bearbeitet von lla und tar)

Verwendete Quellen

  © AFP

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