Eine Sonderkommission soll klären, ob im Fall der am Brunnenmarkt getöteten Frau die Behörden versagt haben. Die "SoKo Brunnenmarkt" übt in einem Zwischenbericht Kritik: Es fehle an einer Zusammenführung der Informationen.

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Der gewaltsame Tod einer 54-jährigen Frau am Brunnenmarkt in Wien-Ottakring im Mai hätte verhindert werden können. Zu diesem Ergebnis kommt die zur Untersuchung des Falls eingesetzte Sonderkommission in einem Zwischenbericht.

Wie die ORF-Nachrichtensendung "Wien heute" recherchiert hat, ist der tatverdächtige Obdachlose immer wieder auffällig geworden. Trotz mehrerer Vorfälle habe man ihn nicht in einer Psychiatrie untergebracht. Einmal sei der 21-Jährige mit heruntergelassener Hose und einer Axt in der Hand in der Hungerbergstraße gestanden. Die Beamten hätten eine Meldung gemacht - wie in anderen Fällen von auffälligem Verhalten.

Informationen nicht zusammengeführt

Der Leiter der "SoKo Brunnenmarkt", Helfried Haas, kritisiert im Gespräch mit "Wien heute", es gebe keine lückenlose Dokumentation der Vorfälle. "Wir haben auch diese Informationen, aber genau da ist das Problem: Diese Informationen sind bei der Polizei nicht zusammengeführt."

So habe sich "kein einheitliches Bild ergeben, aus dem sich vielleicht eine psychische Erkrankung und die Notwendigkeit einer Intervention mit Hilfe der Psychiatrie" ableiten hätte lassen, moniert Haas.

Seiner Ansicht nach sollten die Behörden allgemein umdenken: "Das Problem ist, dass die Polizei auch mit der Psychiatrie die Erfahrung gemacht, dass Unterbringungen sehr zurückhaltend ausgeübt werden."

Psychiater haben nicht alle Informationen

Haas plädiert dafür, dass "die Polizisten, die die Unterbringung veranlassen, auch die sind, die an Ort und Stelle gesehen haben, was passiert ist". Häufig hätten die Psychiater nicht genug Informationen, um die Gefährlichkeit einzuschätzen. Vonseiten der Polizei hieß es auf Anfrage von "Wien heute", man äußere sich erst, wenn der Endbericht der Sonderkommission vorliege.

Bis Jahresende erarbeitet die "SoKo Brunnenmarkt" Vorschläge, die sie dem Justizminister vorlegen wird - darunter Schulungen für Polizei und Amtsärzte. Eingerichtet wurde sie von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP), um zu klären, ob im Fall der getöteten 54-Jährigen die Behörden versagt haben. Die Frau war im Mai mit einer Eisenstange erschlagen worden. (ank)

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