Ein 48-Jähriger ist in Österreich des Totschlags an seinen bettlägerigen und gehörlosen Eltern schuldig gesprochen worden.

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Der Mann wurde Dienstagabend am Landesgericht Wiener Neustadt zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der bislang unbescholtene Bahn-Mitarbeiter war laut Gutachten mit der langen Pflege des betagten Ehepaars völlig überfordert gewesen.

Anfang des Jahres griff er zu einem Baseballschläger und erschlug den 85-jährigen Vater sowie seine 75-jährige Mutter mit massiven Schlägen auf den Kopf.

Eine Tat aus dem Affekt heraus, argumentierte die Verteidigerin. Die Anklage hatte auf zweifachen Mord gelautet. Der Mann nahm das Urteil an.

Familienmitglieder sagten während des Prozesses, dass der 85-Jährige zuletzt wie ein Tyrann auftrat und nach drei Schlaganfällen immer schwieriger wurde.

Schwestern sind ebenfalls gehörlos

Dringend benötigte Hilfe von außerhalb lehnte er rigoros ab. Der Sohn kümmerte sich in den vergangenen Jahren praktisch allein um seine Eltern und richtete sein gesamtes Leben danach aus.

Er wohnte gemeinsam mit ihnen in einem Einfamilienhaus in Perchtolsdorf nahe Wien in ruhiger Gegend. Seine beiden Schwestern sind ebenfalls gehörlos.

Den Angeklagten beschrieben alle Zeugen als äußerst hilfsbereiten, netten, eher introvertierten Mann.

Nach der Bluttat alarmierte er selbst die Polizei und trat den Beamten mit erhobenen Händen entgegen. "Jetzt hab' ich sie endlich erschlagen. Ich kann nicht mehr", sagte er damals ruhig und ließ sich widerstandslos festnehmen.  © dpa

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