Einer Studie zufolge beeinflussen Soziale Medien und Streaming die Zufriedenheit von österreichischen Jugendlichen negativ. Mehr als 80 Prozent der Befragten fühlen sich niedergeschlagen.
Social Media und Streaming bedrohen die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen in Österreich. Zwar zeigte sich bei einer Studie für die "Mental Health Days", bei der Antworten von rund 14.500 jungen Menschen ausgewertet wurden, generell eine große Lebenszufriedenheit, einzelne Aspekte wie etwa Depressionen sind aber weit verbreitet. Hier könnten die konsumierten Onlineinhalte eine Rolle spielen, wie es am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien hieß.
Laut einem der Studienautoren, Tobias Dienlin, verbrachten die befragten Jugendlichen im Durchschnittsalter von 14 Jahren rund vier Stunden am Tag auf dem Handy. Während die Nutzung von Messengerdiensten, Online-Spielen oder der Konsum von Nachrichten keinerlei Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit hatte, war diese bei Streaming-Diensten oder insbesondere bei Social Media wie Instagram anders. "Hier zeigt man sich in der Regel auch von seinen guten Seiten", sagte Dienlin. Dieses Zerrbild würde dann oft mit dem eigenen - realen - Leben verglichen werden. "Die Effekte sind zwar klein, aber relevant", so der Autor.
86 Prozent der Befragten fühlen sich niedergeschlagen oder hoffnungslos
Insgesamt ist die Lebenszufriedenheit mit 73 Prozent Zustimmung sehr groß. "Die Werte nehmen aber leicht ab", meinte Dienlin. Psychische Probleme zeigten sich zudem, wenn spezifische Fragen gestellt wurden. So gaben bei der Befragung 86 Prozent an, sich in den vergangenen zwei Wochen niedergeschlagen oder hoffnungslos gefühlt zu haben. 28 Prozent meinten sogar, dass sie Gedanken hatten lieber tot zu sein oder sich ein Leid zuzufügen.
Dass die mentalen Probleme bei Jugendlichen steigen, ist inzwischen auch in mehreren internationalen Studien nachgewiesen worden, wie Paul Piener, ebenfalls Autor der Studie, sagte. Zudem wurde erhoben, dass die Verschreibung von Psychopharmaka an Jugendliche stark zugenommen hat. Ursache sind vor allem die multiplen Krisen: Von Krieg über Inflation bis hin zum Klimawandel. Covid ist hingegen "kein Thema" mehr.
130.000 junge Menschen seither bei "Mental Health Days"
Um das Thema psychische Gesundheit für die Jugendlichen besser greifbar zu machen, hat der Autor Golli Marboe 2023 "Mental Health Days - Tage der psychischen Gesundheit" im Schulunterricht eingeführt. Bisher hat die Initiative rund 130.000 junge Menschen erreicht. Thematisiert werden etwa Mobbing, Körperbild, Leistungsdruck, Ängste und Suizidalität. Die Nachfrage ist Marboe zufolge enorm. Für 2025 sind insgesamt 500 Einsatztage geplant, die Kosten in der Höhe von 1,5 Millionen sind aber trotz Förderungen noch nicht ausfinanziert. Auch Paul Freysinger von der Bundesjugendvertretung (BJV) unterstrich die große Bedeutung von Unterstützungsmaßnahmen bei psychischen Problemen. Er forderte einen Psychologen bzw. Psychologin pro 1.000 Schüler sowie einen Schulsozialarbeiter - sonst drohe "ein Flächenbrand, der nur mehr sehr schwierig zu stoppen ist". (apa/bearbeitet von nap)
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