Während die Nato ihr größtes Militärmanöver seit dem Ende des Kalten Krieges an der norwegischen Küste durchführt, will Russland gleich nebenan in internationalen Gewässern Schießübungen durchführen. Eine Provokation? Nato-Generalsekretär Stoltenberg reagiert gelassen.

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Die Nato hat betont gelassen auf von Russland geplante Schießübungen vor der norwegischen Küste reagiert. Das Bündnis werde den in internationalen Gewässern angekündigten Marschflugkörpertest der russischen Marine aufmerksam beobachten, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag.

Man werde deswegen allerdings nicht die Pläne für das derzeit laufende Nato-Großmanöver "Trident Juncture" ändern. "Ich erwarte von Russland professionelles Verhalten", sagte der Norweger.

Die russischen Pläne für den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag wurden öffentlich bekannt, nachdem sie als Achtungshinweis für die zivile Luftfahrt in dem Gebiet veröffentlicht worden waren. Die Nato wurde über sie laut Stoltenberg bereits in der vergangenen Woche informiert.

Größtes Manöver seit Ende des Kalten Krieges

Am Donnerstag hatte das Bündnis nahe der norwegischen Stadt Trondheim sein größtes Manöver seit Ende des Kalten Krieges gestartet. An "Trident Juncture" sind rund 50.000 Soldaten beteiligt, mehr als 8.000 davon stellt die deutsche Bundeswehr.

Stoltenberg und Vertreter aus den anderen Bündnisstaaten waren am Dienstag zu Gast in Byneset bei Trondheim, um sich dort persönlich ein Bild vom Manöver zu machen.

Auf einem Gelände am Trondheimer Fjord demonstrierten ihnen dort rund 3.000 Soldaten bei einer etwa einstündigen Leistungsschau ihr Können.

Gezeigt wurde unter anderem ein Landungsmanöver mit Luftunterstützung. Dabei sollte demonstriert werden, wie die Streitkräfte der Nato gemeinsam auf See, in der Luft und am Boden zusammenarbeiten. Die Bundeswehr war mit einem Transportflugzeug vom Typ A400M vertreten.

Das eigentliche Manöver läuft nach Angaben des Gastgebers Norwegen bislang nach Plan. Es gebe "kalte Füße, kalte Finger und kalte Nasen", aber man habe es geschafft, eine riesige Anzahl an Soldaten zu bewegen, sagte der norwegische Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen zum bisherigen Manöververlauf. Dies sei "kollektive Verteidigung in der Praxis".

Stoltenberg: "Nato will Konflikte verhindern, nicht provozieren"

Stoltenberg betonte noch einmal, dass sich das Manöver nicht gegen Russland richte. Die Nato übe, um Konflikte verhindern zu können und nicht, um einen Konflikt zu provozieren, sagte er. Russland sei über "Trident Juncture" informiert worden und habe sogar die Möglichkeit, die Übung durch Beobachter zu begleiten.

Das starke Engagement der Bundeswehr ist vor allem darin begründet, dass sie 2019 die Führung der schnellen Eingreiftruppe der Nato übernehmen soll.

Die sogenannte VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) wurde im Zuge der Ukraine-Krise aufgestellt und ist ebenfalls ein Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland, der seit 2014 wieder starke Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Damals hatte Russland sich die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt und offensiv damit begonnen, prorussische Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen. (dpa/dh)

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