Im Kampf gegen das Coronavirus hat die Regierung sich am Mittwochabend zu einer drastischen Maßnahme entschieden. Mit der Schließung sämtlicher Schulen soll das Virus eingedämmt werden.

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In ganz Österreich werden zur Eindämmung des Coronavirus ab kommenden Montag die Schulen teilweise geschlossen. Betroffen von den Sperren sind zunächst nur die Oberstufenschüler. Ab Mittwoch wird auch der Unterricht für alle anderen Schüler (bis 14) eingestellt, es wird aber für diese die Möglichkeit der Betreuung in den Schulen geben. Das gab die Bundesregierung am Mittwochnachmittag bekannt.

Auch Kindergartenkinder sollen nach Möglichkeit zuhause bleiben, lautete der Appell der Regierung. Wie für Unterstufenschüler soll es für diese ebenfalls eine Betreuungsmöglichkeit geben, wenn für die Eltern keine andere Alternative möglich ist.

Die Schul-Maßnahmen gelten vorerst bis Ostern - der Ostersonntag ist der 12. April -, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Mittwochnachmittag nach den Beratungen mit den Sozialpartnern im Bundeskanzleramt. Das "ultimative Ziel" sei es, weniger soziale Kontakte zu erreichen. Geplant ist es, den Unterricht auf digitalem Weg fortzusetzen.

"Das bedeutet, dass alle, die zu Hause betreut werden können, auch zu Hause betreut werden sollen", so der Appell des Kanzlers. "Wer keine Möglichkeit hat, der kann weiter seine Schüler in die Schulen bringen." Gleichzeitig betonte Kurz, dass die Großeltern nicht zur Betreuung herangezogen werden sollen: "Kinder dürfen keinesfalls zu den Großeltern gebracht werden, das sind die Personen, die wir bestmöglich schützen wollen."

Zukunft der Maturaklassen noch unklar

Mit der Möglichkeit der Betreuungsangebote soll auch garantiert werden, dass jene Eltern, die in systemkritischen Berufen arbeiten, weiter ihrer Tätigkeit nachkommen können. Kurz nannte als Beispiele das Gesundheitspersonal, Polizisten oder etwa Busfahrer - "damit unsere Gesellschaft, das Leben im Land funktioniert".

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) betonte, dass die Pforten der Schulen ungeachtet der Maßnahmen offen bleiben. Er verwies auf das digitale Lernen, das für die ab 14-Jährigen praktiziert werden soll: In dieser Schulstufe werde der Unterricht mit digitalen Mitteln fortgesetzt, auch wenn die Schüler nicht anwesend sind.

Ab dem Zeitpunkt der Schließung bzw. der Umstellung von Unterricht auf Betreuung am Mittwoch finden auch keine Schularbeiten und Prüfungen mehr statt. Der gesamte Zeitraum bis zur Wiederaufnahme des regulären Betriebs nach Ostern werde nicht beurteilt, hieß es aus dem Bildungsministerium. Noch nicht geklärt sind die Regelungen für die Maturaklassen. "Wir zerbrechen uns den Kopf", so Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwochnachmittag. "Das Virus soll keine Barriere sein, um eine faire Zentralmatura durchzuführen."

Details sollen am Donnerstag bekanntgegeben werden. Problem in den Maturaklassen: Notenschluss ist hier bereits am Freitag nach den Osterferien. Wo etwa die einzige Schularbeit des zweiten Semesters noch nicht stattgefunden hat, kann unter Umständen nicht beurteilt werden bzw. können Schüler sich einen drohenden Fünfer nicht so schnell ausbessern.

Nur wer die Maturaklasse positiv abgeschlossen hat, darf zur Zentralmatura antreten. Diese ist heuer für den 5. bis 13. Mai geplant. Etwaige negative Noten auf die Klausurarbeit können am 26. und 27. Mai im Rahmen der Kompensationsprüfungen ausgebessert werden. Eine Verschiebung nach hinten würde die Vorbereitung auf die mündliche Matura beeinträchtigen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte am Mittwoch einmal mehr, es gehe um den Schutz der gefährdeten Personengruppen (über 70-Jährige und Personen mit Vorerkrankungen). Kinder seien zwar "viel weniger gefährdet, was Erkrankungen betrifft, gleichzeitig wissen wir, dass Kinder starke Multiplikatoren sind", begründete er das Einstellen des Unterrichtes.

Im Bereich der kritischen Infrastruktur appellierte er an die Eltern, die Möglichkeit der Betreuungsmöglichkeiten zu nützen, um weiterhin der beruflichen Tätigkeit in diesen Kernbereichen nachkommen zu können.

Derzeit gibt es laut Daten der Statistik Austria von der 9. bis zur 13. Schulstufe rund 410.000 Schüler. Sie besuchen eine AHS-Oberstufe, eine berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS), eine Polytechnische oder eine Berufsschule.

Ab Mittwoch wird dann für alle anderen Schüler der Unterricht eingestellt. Das betrifft also die rund 350.000 Schüler an den Volksschulen sowie die etwa 340.000 Schüler an den AHS-Unterstufen und Neuen Mittelschulen - in Summe als mehr als 690.000 Schüler (alle Daten: Schuljahr 2018/19). Für diese Schüler der ersten acht Schulstufen wird es aber Betreuungsmöglichkeiten in den Schulen geben.

Das gilt auch für die mehr als 300.000 Kinder unter sechs Jahren, die derzeit eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen: Sie sollen möglichst zu Hause bleiben, aber auch für sie wird es Betreuung geben, wenn es möglich ist. (br/APA)  © APA

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