Rakhat Alijew, Insasse der Justizanstalt Josefstadt, ist tot. Der ehemalige kasachische Diplomat wurde in seiner Zelle aufgefunden. In seiner Heimat wurde Alijew unter anderem ein Doppelmord zur Last gelegt.

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Der wegen Mordes angeklagte kasachische Ex-Botschafter Rakhat Alijew ist tot. Das meldet die Austria Presse Agentur (APA). Der ehemalige Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew wurde demnach Dienstagfrüh in seiner Einzelzelle in Wien aufgefunden.

Nach Angaben von Peter Prechtl, Leiter der Vollzugdirektion, erhängte sich Alijew in der Nasszelle. Der Ex-Diplomat befand sich demnach auf eigenen Wunsch in einer Einzelzelle der Sonderkrankenanstalt in der Justizanstalt Josefstadt.

"Er galt nicht als selbstmordgefährdet", sagte Peter Prechtl der APA. Alijew dürfte sich viel mit seinen Akten beschäftigt haben. Zwar sei seine Zelle regelmäßig kontrolliert worden, dabei sei die Nasszelle inklusive WC und Dusche dabei nicht einsehbar.

Des Doppelmordes beschuldigt

In seiner Heimat Kasachstan wurde Alijew unter anderem ein Doppelmord zur Last gelegt. Im Jänner 2007 verschwanden zwei Manager der kasachischen Nurbank spurlos. Haupteigentümer der Bank war Rakhat Alijew. Zu der Zeit war er bereits als Botschafter in Österreich.

2011 wurde aus der Entführung der Banker Zholdas Timralkijew und Aybar Khasenov ein Mordfall: Auf dem Gelände einer ehemaligen Firma Alijews in Kasachstan fand man ihre Leichen. Alijew soll zwei Mittäter gehabt haben, die drei Männer bestritten die Tat jedoch.

Schon im Mai 2007 hatte Kasachstan einen Haftbefehl gegen Alijew erlassen und stellte einen Auslieferungsantrag an Österreich. Zwar wurde der nunmehrige Ex-Diplomat Anfang Juni auf Antrag der Staatsanwaltschaft Wien vorübergehend in Haft genommen, eine Auslieferung lehnte Österreich jedoch ab.

Verurteilung in absentia

In einem anderen Fall wurde Alijew 2008 von einem kasachischen Gericht in Abwesenheit der Gründung einer mafiösen Vereinigung für schuldig befunden. Kasachstan stellte einen neuerlichen Auslieferungsantrag, der 2011 ebenfalls abgelehnt wurde. Österreich verpflichtete sich mit dem Schritt dazu, die Strafverfolgung zu übernehmen. Der Prozess hätte wohl in der ersten Jahreshälfte 2015 in Wien begonnen. Zuletzt waren Berichte aufgetaucht, Alijew sei in der Haftanstalt Josefstadt bedroht und erpresst worden.

Der Ex-Botschafter wies jedwede Vorwürfe stets als Intrige seines ehemaligen Schwiegervaters, Nursultan Nasarbajew, zurück. In Österreich laufen die Ermittlungen seit 2011. Erste Vorwürfe waren ein Jahr früher laut geworden: Der Wiener Anwalt Gabriel Lansky warf Alijew die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Er habe in Österreich eine "Geldwaschmaschine" betrieben, über die er 100 Millionen Euro verschoben habe.

Im Juni 2014 wurde Alijew in Wien wegen Mord- und Geldwäscheverdachts verhaftet. Seit Mai lag ein internationaler Haftbefehlt gegen ihn vor.

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