Hunderte Menschen haben am Freitag gegen den von der FPÖ organisierten Wiener Akademikerball protestiert.
Bei Temperaturen knapp unter dem Nullpunkt hat Freitagabend die Demonstration gegen den freiheitlichen Akademikerball in der Wiener Hofburg begonnen. Zum offiziellen Beginn der Proteste vor der Wiener Uni um 17 Uhr hatten sich ein paar hundert Personen eingefunden, auf Transparenten richtete sich der Unmut vor allem gegen FPÖ-Politiker sowie die türkis-blaue Regierung allgemein.
"Lasst Nazis nicht regieren!" lautete eine Parole der Demonstration des Bündnisses "Offensive gegen Rechts", die im Laufe des Abends über die Wipplingerstraße zum Stephansplatz führt. Die ebenfalls ab 17.00 Uhr geltende Sperrzone rund um den Heldenplatz fiel in diesem Jahr kleiner aus als in den Jahren zuvor. Maximal 1.900 Beamte sind im Einsatz, laut Polizei in etwa ein Drittel weniger als im Jahr 2018.
Offizieller Ballbeginn ist um 21 Uhr. Allerdings trafen schon vor 17 Uhr Gäste in der Hofburg zu einem Dinner ein. Darunter etwa Burgenlands FPÖ-Chef Johann Tschürtz und Salzburgs freiheitliche Landesparteichefin Marlene Svazek. FPÖ-Obmann und Vizekanzler
Protest gegen rechte Burschenschaftler
Der Akademikerball hatte in der Vergangenheit für teils wütende Proteste aus dem linken Lager gesorgt. Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien, die ihn in Akademikerball umtaufte. Weiterhin tanzen dort neben freiheitlicher Prominenz und Burschenschaftern auch rechte Politiker aus ganz Europa.
Insbesondere im Jahr 2014 kam es im Zuge der Proteste gegen den Ball zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den vergangenen Jahren hatte sich die Situation auf den Demonstrationen deutlich beruhigt. Zwar nahmen auch im Vorjahr (laut Polizei) bis zu 8.000 Personen an den Protesten teil, sie blieben aber ohne Zwischenfälle. Die Sperrzone rund um den Heldenplatz fällt heuer daher auch kleiner aus als in den Jahren zuvor.
Rekord-Besucherzahl erwartet
Die Ringstraße selbst ist heuer vom behördlichen Platzverbot ausgenommen, was auch zu geringeren Verkehrsstörungen beitragen soll. Dennoch ist laut Polizei für den Nachmittag (ab ca. 16.00 Uhr) rund um die Innenstadt mit Beeinträchtigungen sowohl für den Individual- wie auch den öffentlichen Verkehr zu rechnen. Zu Verzögerungen kann es abschnittsweise auf der Ringstraße kommen, sowie auf den Ausweichrouten, aber auch bei den Zufahrten zur Staatsoper, zum Burgtheater und dem Rathausplatz. Die Citybuslinien 1A, 2A und 3A sind ab etwa 14.00 Uhr nicht in Betrieb. Bei den Straßenbahnlinien 1, 43, 44, 71 und D kommt es zu Änderungen auf den Routen.
Die Ballveranstalter rechnen für ihr Event in der Hofburg mit einer Rekord-Besucherzahl. Ballorganisator Udo Guggenbichler berichtet im Vorfeld von einem großen Ansturm auf die Karten, Mit-Grund dafür sind seiner Meinung nach die in den letzten Jahren immer besser gewordenen polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen rund um den Ball. Gleichzeitig betonte der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete, er unterstütze natürlich das Demonstrationsrecht. "Aber ich rufe die Demonstranten dazu auf, von Gewalt abzusehen."
Prominente Gäste
Unter den Ballgästen werden sich wohl wie schon in den letzten Jahren erneut prominente Vertreter der Regierungspartei FPÖ einfinden. Allen voran hat Vizekanzler und Parteichef Heinz-Christian Strache sein Kommen angekündigt. Auch die beiden Klubobleute Johann Gudenus und Walter Rosenkranz werden in der Hofburg erwartet. Und auch die dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller dürfte wieder unter den Ballgästen sein.
Bereits am Vortag zum Ball entlud sich offensichtlich der Unmut gegen rechte Studentenverbindungen in Wien. Die Polizei meldete am Freitag mehrere Fälle von Sachbeschädigung im Zuge der wöchentlichen "Donnerstagdemo". Betroffen seien Vereinslokale von Burschenschaften sowie eine Polizeiinspektion.
2.000 Demonstranten
Rund 2.000 Personen nahmen laut Polizei bei der "Donnerstagsdemo" teil. Ziel der Attacken durch vorerst noch unbekannte Täter waren Objekte in Wien-Josefstadt. Hausfassaden wurden dabei durch rohe Eier und Damenbinden verunreinigt. Eine deutsche Fahne war mithilfe pyrotechnischer Gegenstände in Brand gesetzt worden.
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker verurteilte die Aktionen. "Diese Gewaltbereitschaft gegen Andersdenkende - vor denen ich bereits gewarnt habe - nimmt nun gefährliche Ausmaße an", meinte Hafenecker, der gleich das Staatsoberhaupt anrief: "Hier schlichtend einzugreifen und zur Ruhe und Besinnung aufzufordern, liegt in der Hand von Bundespräsidenten (Alexander, Anm.) Van der Bellen. Gerade dieser habe bei seinem Amtsantritt betont, Brücken bauen zu wollen". (mss/APA)
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