Seit Jahren wird in der burgenländischen Gemeinde Großwarasdorf gestritten. Der Grund: die angeblich ungerechte Versetzung des ehemaligen Dorfpfarrers. Ihren Höhepunkt erreicht die Posse mit einem Giftanschlag auf den neuen Geistlichen.
Es ist ein heißer Sonntag in der Gemeinde Großwarasdorf Ende Juni 2017. In der kleinen Ortschaft Kroatisch Gerersdorf (Bezirk Oberpullendorf) steigt der neue Pfarrer, Bozidar Blazevic, nach der Messe in sein Auto.
Doch nach einigen Kilometern überkommen den Glaubensmann ein Unwohlsein und Übelkeit, und ein beißender Geruch verbreitet sich im Wageninneren. Er muss anhalten und aussteigen.
Später wird die Kriminalpolizei feststellen: In das Kältemittel der Klimaanlage des Autos wurde eine Chemikalie eingespritzt.
Genauer gesagt handelte es sich um Wildverbissmittel, das in der Landwirtschaft verwendet wird. "Normalerweise ist es nicht gesundheitsgefährdend. Doch aufgrund des kleinen Raumes im Auto hat es zu der Gesundheitsbeeinträchtigung geführt," erklärt Helmut Greiner von der Landespolizeidirektion Burgenland in einem Interview für die ORF-Sendung "Thema" am Montag.
Drei Jahre Streit: LKA ermittelt
Nach drei Jahren Streit ermittelt nun auch das Landeskriminalamt. Es ist der Höhepunkt eines seit 2014 schwelenden Konflikts, der mit der Abberufung des vormaligen Dorfpfarrers Ivan Jelic begonnen hat.
Dessen Nachfolger, Blazevic, war einigen der Ortsbewohner ein Dorf im Auge. Bei einem Lokalaugenschein des ORF-Teams heißt es: Er behandle die Leute von oben herab. Er sei ein Schauspieler.
Eine Bewohnerin will von ihm sogar einmal mit so viel Weihwasser bespritzt worden sein, dass sie in der Folge acht Tage krank war.
Dominik Orieschnig, Sprecher der Diözese Eisenstadt sagte dem ORF: "Es hat Übergriffe, zuerst verbaler und später auch physischer Art gegen geistliche und kirchliche Personen im Dekanat Großwarasdorf gegeben."
Bischof im Pfarrhof eingesperrt
Diese Vorfälle riefen sogar Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics auf den Plan. Bei ihm reichten die "Wahren Freunde", wie sich die Fangemeinde rund um den alten Pfarrer nennt, Beschwerde ein.
Doch Zsifkovics ignorierte diese. Also griffen die Bewohner auf Selbstjustiz zurück und sperrten den Bischof und dessen Gefolge bei einem Besuch im September 2014 kurzerhand im Pfarrhof ein.
Die Polizei musste anrücken, um die schwere Kette vom Tor zu schneiden. Es gab Beschuldigte und Einvernahmen, die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen aber ein.
Bischof sah sich verfolgt: Verfassungsschutz alarmiert
Doch dabei blieb es nicht. Der Bischof setzte den Verfassungsschutz auf den Fall, weil er sich und andere Geistliche verfolgt glaubte.
Beschuldigte: die Gruppe der Anhänger und um den ehemaligen Pfarrer. Nach einer Messe, wollten die "Wahren Freunde" den Bischof persönlich zur Rede stellen – doch die Situation eskalierte. Es kam zur einer körperlichen Auseinandersetzung.
Ulrike Horvath war eine derer, die mit dem Bischof ins Gespräch kommen wollten: "Ich habe ihm die Hand gegeben und wollte mit ihm reden." Doch sie sei von einem der Begleiter über die Treppe gestoßen worden. Der Vorfall sei sogar per Video dokumentiert.
Keine Statements: Bischof muss sich von Trubel erholen
Von den Betroffenen selbst gibt es kein Statement. Weder von Pfarrer Blazevic – er könne zu wenig Deutsch – noch vom Diözesanbischof.
Dieser sei derart von den Tumulten mitgenommen, dass er sich bei einer Wallfahrt erholen müsse, lautet die Entschuldigung.
Bürgermeister Johann Balogh sagt dem ORF-Team: "Der Pfarrer ist wie der Bürgermeister. Wir haben Freund und wir haben Feinde. Das ist in der Politik so und in der Kirche auch."
Skurriles Detail am Rande: Jelic und Blasevic waren ursprünglich im gleichen Kloster in Bosnien-Herzegowina und wurden wegen Pfarrermangels überhaupt erst ins Burgenland geschickt.
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