Der ORF rüstet im Bereich der Onlineproduktionen, bei den Landesstudios und österreichischer Fiction in ORF 1 auf. Gleichzeitig will das Medienhaus Geld einsparen. Wie das funktionieren soll.

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Der ORF rüstet im Bereich der Onlineproduktionen, bei den Landesstudios und österreichischer Fiction in ORF 1 auf. Zeitgleich stemmt das Medienhaus 2025 ein 80 Millionen schweres Sparpaket und arbeitet eine lange To-Do-Liste für die Streamingplattform ORF ON ab. Den nächste Woche tagenden ORF-Stiftungsrätinnen und -räten wird zudem eine weitere Reduktion der "Geisterhaushalte" auf nunmehr 10.000 Stück und eine schwarze Null in der Bilanz für 2024 vorgelegt.

Den Finanzplan hat die ORF-Geschäftsführung bereits an die Mitglieder des obersten ORF-Gremiums verschickt. Nächste Woche bietet sich den Stiftungsräten die Gelegenheit, ORF-Chef Roland Weißmann näher dazu zu befragen. Wie die APA aus dem ORF erfuhr, wird der in der Strategie 2030 festgehaltene "Streamingshift" fortgesetzt. War vor wenigen Monaten noch von etwa acht bis neun Millionen Euro die Rede, die für Streaming-First-Programme zur Verfügung stehen, sind 2025 bereits 30 Millionen Euro für Onlineproduktionen reserviert.

Diese "online-first"-Angebote finden sich auf der im Mai gelaunchten Streamingplattform ORF ON. Im öffentlich-rechtlichen Medienhaus ist man stolz darauf, wie diese bereits funktioniert, doch gibt es weiterhin genügend Optimierungsbedarf. Mit Medienprofi Matthias Settele wurde für heuer eine 50 Punkte umfassende To-do-Liste erarbeitet. Für 2025 kommen weitere 50 bis 100 Arbeitsschritte hinzu, um speziell die Usability zu verbessern. Auf ORF ON findet sich auch der ORF KIDS-Kanal, der kürzlich als App durchstartete. Als nächster Schritt soll eine ORF KIDS-Präsenz auf Youtube folgen.

Regionales und Fictionangebot im Aufwind

Als weiteren Schwerpunkt hat der ORF seine neun Landesstudios auserkoren. Mit einem zweistelligen zusätzlichen Millionenpaket sollen sie gestärkt werden, wobei etwa neue regionale Formate entstehen sollen. Zuletzt wurde das Diskussionsformat "Ein Ort am Wort" auf alle Bundesländer ausgerollt. Nicht lumpen lässt man sich zudem im Fiction-Bereich. Im Vergleich zu heuer wird das österreichische Film- und Serienangebot auf ORF 1 um rund 50 Prozent gesteigert. Jeden Montag sollen ausschließlich Premieren österreichischer Produktionen im Hauptabendprogramm von ORF 1 zu sehen sein. Im 1. Halbjahr warten etwa neue Staffeln von "School of Champions", "Biester" und "Totenfrau" auf Zuseherinnen und Zuseher. Auch die Serie "Hunyadi" wird ausgestrahlt.

Der ORF gibt aber nicht nur aus, sondern spart auch ein, wie betont wird. So hat der öffentlich-rechtliche Medientanker weiterhin das Sparpaket in Höhe von 325 Millionen Euro für die Jahre 2023 bis 2026 vor Augen. 2025 werden 80 Millionen Euro davon gestemmt. Das erfolgt u.a. durch vermehrtes Produzieren im Haus (anstatt extern), eine Sachkostenbremse und restriktive Nachbesetzungen im Personalbereich.

Nur noch 10.000 "Geisterhaushalte"

Erfreut zeigt man sich darüber, dass die Zahl der "Geisterhaushalte" weiter geschrumpft ist. Mit Umstellung von der gerätegekoppelten GIS-Gebühr auf den ORF-Beitrag in Form einer Haushaltsabgabe zu Jahresanfang tat sich auf Basis einer Prognose des Gesetzgebers eine Lücke in Höhe von ca. 170.000 unklaren Haushalten auf. Der ORF musste auf Rücklagen in zweistelliger Millionenhöhe zurückgreifen, um das Finanzloch zu stopfen und richtete eine Taskforce ein, die abklären sollte, wie viele zahlungspflichtige Haushalte tatsächlich existieren. Mittlerweile harren weniger als 10.000 Haushalte ihrer Klärung, womit die Finanzlücke nahezu geschlossen wurde. Im Falle von zahlungspflichtigen Unternehmen besteht aber weiterhin Arbeit. Manche werden über Gebühr zur Kassa gebeten.

In puncto Zahlungsmoral ortet der ORF noch Luft nach oben - speziell bei Haushalten, die vor der Umstellung keine Gebühr entrichten mussten. Dabei wird weiter auf "Motivation" gesetzt. Wenn es Klagen gebe, dann wegen versäumter Zahlungen aus Zeiten der GIS-Gebühr, hieß es.

Werbeerlöse wohl stabil

Zweiter großer Brocken der ORF-Einnahmen neben den ORF-Beiträgen (über 700 Millionen Euro) sind Werbeerlöse (ca. 200 Millionen Euro). Für 2025 erwartet das öffentlich-rechtliche Medienhaus hier keine wesentliche Reduktion. TV-Werbung entpuppt sich als weitgehend stabil. Im Hörfunkbereich herrscht Druck, der aber durch Mehreinnahmen im Onlinebereich kompensiert werden kann - so die Prognose. (apa/bearbeitet von nap)

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