Breaking Bad in Jakarta: Der Niederösterreicherin Susanne M. droht wegen Schmuggel und Konsum von Crystal Meth in Indonesien die Todesstrafe.

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Am Mittwoch hat in Jakarta (Indonesien) der Prozess gegen die Niederösterreicherin Susanne M. begonnen. Der 29-Jährigen wird vorgeworfen, Drogen konsumiert und geschmuggelt zu haben. Anfang November waren in ihrem Reisegepäck 3,3 Kilogramm Crystal Meth entdeckt worden – eine hochriskante Modedroge, die auch in Österreich immer weiter Verbreitung findet.

Mitten in der Nacht aufgeweckt, vor ein militärisches Erschießungskommando gestellt und durch mehrere Schüsse hingerichtet: Das ist der Extremfall, der verurteilten Drogenschmugglern in Indonesien droht. Ungefähr 60 Ausländer sitzen derzeit wegen Drogendelikten in indonesischen Gefängnissen ein und müssen mit der Todesstrafe rechnen. Susanne M. wird ein solches Schicksal voraussichtlich erspart bleiben. Sie hat die beste konsularische Unterstützung durch Österreich. Andreas Karabaczek, Österreichs Botschafter in Jakarta, kümmert sich persönlich um den Fall: Er hat einen Top-Anwalt engagiert – den Vorsitzenden der indonesischen Rechtsanwaltskammer - und die Kosten (50.000 Euro) vorerst vorgestreckt.

Crystal Meth im Wert von 300.000 Euro im Reisegepäck

Dennoch wiegt die Anklage schwer, die gegen Susanne M. erhoben wurde und überraschend schon ab heute Mittwoch vor Gericht verhandelt wird: Neben dem Schmuggel von Crystal Meth im Wert von 300.000 Euro wirft die indonesische Staatsanwaltschaft der Niederösterreicherin auch Konsum der Droge vor. Die Verteidigung wird in beiden Fällen auf "nicht schuldig" plädieren. Ob die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe fordert, ist derzeit unklar. Laut "Kurier"-Recherchen dürfte sie sich jedoch dagegen entscheiden. Das wäre indes nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, da auch ein Staatsbürger aus Singapur kürzlich zum Tode verurteilt worden ist, obwohl die indonesische Staatsanwaltschaft nur lebenslange Haft gefordert hatte.

"Der Prozess wird voraussichtlich drei bis vier Monate dauern", wird Außenamtssprecher Martin Weiß vom "Kurier" zitiert. Neben der österreichischen Botschaft in Jakarta leistet auch die Diplomatin Elisabeth Ellison-Kramer Unterstützung, die kürzlich in der Causa Dubai die Ausreise einer vergewaltigten Österreicherin erreicht hatte. Ob Außenminister Sebastian Kurz im Fall von Susanne M. zusätzlich ein Krisenteam nach Jakarta schicken wird, ist zur Stunde noch nicht bekannt. Am ersten Prozesstag hat zunächst die Anklage das Wort.

Familie verzweifelt: "Naiv, aber nicht kriminell"

Wie "Oe24.at" berichtet, stammt M. aus ärmlichen Verhältnissen und lebte bei ihrer Mutter Ingeborg und Stiefvater Peter im Bezirk Baden. Als die 29-Jährige im Internet einen Senegalesen kennenlernte, der sie für eine Tour in Indonesien engagieren wollte, schien ein Traum wahr zu werden. "Für ihren Traum, eine Tänzerin zu werden, ist sie voller Freude abgereist," erinnert sich die Mutter im Gespräch mit dem Boulevard-Portal. Vom Senegalesen habe sie einen Koffer bekommen, in dem dann am Flughafen von Jakarta die Drogen gefunden worden seien. Für Susannes Stiefvater sind die Vorwürfe absurd: "Susanne hatte nie etwas mit Drogen zu tun!" Er geht davon aus, dass der Koffer präpariert wurde.

Sowohl die offiziellen Stellen als auch die Familie von Susanne M. hatten erst am Montag erfahren, dass bereits zwei Tage später – heute – der Prozess startet. "Das wichtigste ist natürlich, dass sie nicht die Todesstrafe bekommt", sagte Mutter Ingeborg dem "Kurier". Für Mutter und Stiefvater ist klar: Susanne M. sei wohl naiv, leichtgläubig, "aber sicher nicht kriminell. Wir hoffen auf eine milde Strafe des Gerichts."

Crystal Meth auch in Österreich auf dem Vormarsch

Die Modedroge Crystal Meth wurde in Europa einem breiten Publikum durch die mehrfach ausgezeichnete US-Serie "Breaking Bad" bekannt, in der ein krebskranker High-School-Lehrer zum Drogenboss mutiert. Das hochgefährliche Rauschgift fand in den vergangenen Jahren auch in Österreich immer weiter Verbreitung. Allein 2012 wurden laut dem Suchtmittelbericht des Innenministeriums in Österreich sieben Meth-Küchen ausgehoben.

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