Was war Alois H. für ein Mensch? Diese Frage stellt sich derzeit wohl ganz Österreich. Immer mehr Details über die Lebensumstände des 55 Jahre alten Wilderers kommen ans Licht.

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Niederösterreichische Kriminalisten durchforsten zurzeit das Anwesen des mutmaßlichen Wilderers. Bisher sind sie auf recht makabres Inventar gestoßen: ein Arsenal teils gestohlener Waffen und einen Berg an Jagdtrophäen, deren Herkunft Rätsel aufgibt. Die Analyse wird laut Polizei Wochen dauern. Der Bauernhof von Alois H. gleicht einer Festung. In Medienberichten ist von einem Mausoleum die Rede, in dem H. um seine an Krebs verstorbene Frau getrauert haben soll. Sein Luftschutzkeller - ausgebaut zu einem unterirdischen Bunkersystem samt Betten und Sanitäranlagen - war hinter einer Stellage plus Geheimtür versteckt.

H. hatte in der Nacht auf Dienstag bei Annaberg in Niederösterreich drei Polizisten und einen Rot-Kreuz-Sanitäter erschossen. Er flüchtete auf seinen Vierkanthof in Großpriel, wo er sich über Stunden verschanzte und immer wieder Schüsse abgab. Am Dienstagabend stürmte die Polizei das Anwesen. Bei Durchsuchung des verwinkelten Gebäudes wurde die verbrannte Leiche des 55-Jährigen im Bunker im Keller entdeckt.

Das ganze Land spekuliert über die Hintergründe der Tat. Maria-Anna Pleischl, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie, rät im "Standard.at"-Chat von Ferndiagnosen ab. Trotzdem findet sie klare Worte: "Von einem psychisch Gesunden ist das nicht vorstellbar." Gleichzeitig ist die Psychotherapeutin davon überzeugt, dass sich solche Taten durch psychologische Gutachten nicht gänzlich verhindern lassen. Nach Aussagen seiner Nachbarn und Bekannten verhielt sich H. völlig unauffällig.

"Diese Wut war nicht blind, sondern geplant", sagt die Psychiaterin und Gerichtsgutachterin Sigrun Roßmanith. "Eine radikale Lösung. Aber für ihn dürfte klar gewesen sein: Ich lass' mich nicht festnehmen." In seiner Fantasie habe H. die Tat schon lange geplant, spekuliert Roßmanith im Gespräch mit dem "Kurier". "Das Ende war für ihn klar. Alles dazwischen wurde in Kauf genommen."

Auf einen Plan deutet zumindest die Präzision hin, mit der H. vorgegangen ist: Auf seinem Gewehr war ein Zielfernrohr montiert; er fand in der Dunkelheit Deckung, benutzte selbst ein Nachtsichtgerät. Die drei Polizisten und der Sanitäter starben durch Schüsse in Kopf und Brust. Auch H.s Selbstmord scheint geplant gewesen zu sein: Erst setzte er den Bunker in Brand, dann tötete er sich durch einen Kopfschuss. "Das ist ungewöhnlich. Ein Doppelsuizid", erklärt Gerichtsgutachterin Roßmanith. "Das war vermutlich seine letzte Machtdemonstration."

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