"Volkskaiser" Hermann Dicker, bekannt als Double von Franz Joseph I., postet Nazi-Parolen in Sozialen Netzen. Der Innviertler setzt damit eine unrühmliche Serie von "Rechtsextremismus - Made in Oberösterreich" fort.

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Ist Oberösterreich etwa das neue Kärnten? Bisher ist vor allem das südlichste Bundesland Österreichs hervorgestochen, wenn es um fragwürdige und ewiggestrige Ansichten ging. Ehemalige SS- und Wehrmachtsoldaten sowie deren jüngere Bewunderer schwelgen seit 1958 beim Ulrichsbergtreffen in Erinnerungen.

Experte Thomas Rammerstorfer aus Wels hält Vorträge zum Thema Rechtsextremismus. © Katharina Gusenleitner

Kärnten ist auch jenes Bundesland, dessen ehemaliger Landeshauptmann Jörg Haider sich um seinen Posten brachte, indem er von einer "ordentlichen Beschäftigungspolitik im Dritten Reich" sprach. Mittlerweile herrscht in der Kärntner Landesregierung realpolitisch eine Koalition zwischen SPÖ, ÖVP und den Grünen. Die Macht der FPÖ ist aufgrund der zahlreichen, von ihr verursachten Skandale auf ein Minimum geschrumpft, und es ist weniger Rechtsextremes rund um den Wörthersee zu vernehmen.

Immer wieder Oberösterreich

Wenn es jüngst um Neonazi-Prozesse oder Rowdys mit revisionistischen Ansichten geht, ist mittlerweile meist von Oberösterreich die Rede. Aktuell berichtet die BezirksRundschau Oberösterreich, der Innviertler Hermann Dicker habe Ende Februar eindeutige NS-Postings auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Zu lesen waren dabei folgende Hasstiraden – inklusive Rechtschreibfehlern und grammatikalischer Unzulänglichkeiten: "Ich bekenne mich zu unserem Führer Adolf Hitler"; "nach 80 Jahren ist genug ihr Juden Dreckschweine"; "ich könnt alle aufgehängt, ihr Judenschweine" und "ihr Mauthausen Drecksschwein verschwindet". Dicker, besser bekannt als "Volkskaiser" hat es als Double von Kaiser Franz Joseph I. in Österreich zu einiger Bekanntheit gebracht (unter anderem durch Auftritte in den ORF Sendungen "Barbara Karlich Show", "Thema" und "Seitenblicke").

Pensionist Dicker, mittlerweile 63 Jahre alt, kann sich wohl kaum auf jugendlichen Leichtsinn hinausreden. Er bevorzugt eine andere Form der Rechtfertigung: bestreitet erst, der Urheber der Postings zu sein, und sagt der BezirksRundschau OÖ dann doch, zum fraglichen Zeitpunkt "könnte es zwar sein, dass ich irgendetwas geschrieben habe, aber ich weiß es nicht mehr". Eine Flasche Schnaps sei Schuld an der Erinnerungslücke.

Jedenfalls reihen sich die Postings von Hermann Dicker in eine unrühmliche Serie rechtsextremer Vorkommnisse ein, die es in den vergangenen Jahren in Oberösterreich zu verzeichnen gab. 2009 beispielsweise sorgten Jugendliche im ehemaligen Konzentrationslager in Ebensee für Entsetzen, als sie bei der Befreiungsfeier am 9. Mai mit Softguns auf KZ-Überlebende schossen und Naziparolen riefen.

"Objekt 21"-Prozess in Wels - von der Politik verharmlost?

Im Wiederbetätigungsprozess um die rechtsextreme Gruppierung "Objekt 21" wurden vergangenen Herbst in Wels alle sieben Angeklagten schuldig gesprochen, nationalsozialistische Ideologien verherrlicht zu haben. "Oberösterreich ist traditionell ein guter Boden für rechtsextremes und deutschnationales Gedankengut. Das war schon in den 1920ern so", erklärt der Rechtsextremismus-Experte Thomas Rammerstorfer aus Wels. Seiner Ansicht nach hat in Oberösterreich das "Dritte Lager" die Zäsur des Weltkriegs und der Niederlage ohne Verluste überstanden: "Rechtsextreme sind hier heute fest verankert."

Die Situation erzeuge "eine gewisse Stimmung der Narrenfreiheit für Neonazis", urteilt Rammerstorfer. "Aus so einem Sumpf wachsen die unterschiedlichsten Blüten: Skinheadbanden im Innviertel und Wels, rechtsextreme Hooligans in Linz, Weltverschwörungsobskuranten, Nazi-Kameradschaften, faschistische Metal-Fans im Mühlviertel, dazu die bundesweit meisten FPÖ-Mitglieder." Er kritisiert, die Entwicklungen würden von der Politik häufig verharmlost - selbst von Grünen und SPÖ. "Während beim Objekt 21-Prozess in Wels sogar eine deutsche Bundestagsabgeordnete dabei war, interessierte sich aus Österreich nicht mal ein Lokalpolitiker dafür."

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