Ein Zeuge filmt, wie Polizisten in Nürnberg minutenlang auf einen am Boden liegenden Mann einschlagen, mit Fäusten, mit einem Schlagstock. Nun wird nicht nur gegen den Mann ermittelt, der festgenommen werden sollte, sondern auch gegen die Beamten selbst.

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Ein Fall aus dem Nürnberger Stadtteil Gibitzenhof sorgt für Aufsehen, denn es steht der Vorwurf der Polizeigewalt im Raum. Ein Video, das ein Zeuge aufgenommen hat und von den "Nürnberger Nachrichten" im Internet veröffentlicht wurde, hält einen Teil des Einsatzes vom vergangenen Freitag fest.

Auf der knapp fünf Minuten langen Aufnahme ist zu sehen, wie zwei Polizisten auf einem Fußweg versuchen, einen Mann festzunehmen. Als die Aufnahme beginnt, liegt der 45-Jährige bereits am Boden. Er windet sich, tritt mit dem Fuß nach einem der Beamten. Dann zückt dessen Kollege einen Schlagstock.

Minutenlang schlagen die Polizisten mit Schlagstock und Fäusten auf Oberkörper, Beine und Kopf des Mannes ein, wo er schließlich blutet. "I don't be aggressive" ("Ich bin nicht aggressiv"), ruft der Mann, der sich zwar nicht ergibt, sich aber auch nur halbherzig wehrt.

Polizei spricht von "vehementer Gegenwehr"

In der Pressemitteilung, die das Polizeipräsidium Mittelfranken zwei Tage nach dem Einsatz zu dem Vorfall herausgegeben hat, ist von "vehementer Gegenwehr" des Mannes die Rede.

Der Text entstand, bevor den Verantwortlichen das Zeugenvideo vorlag. Auf die Frage, ob er die Formulierung auch heute, da er die Aufnahme gesehen hat, noch für zutreffend hält, wollte Pressesprecher Robert Sandmann auf Nachfrage nicht antworten.

Fest steht: Das Video hat zu internen Ermittlungen gegen die beteiligten Polizisten geführt. Das bayerische Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Nürnberg/Fürth untersuchen, ob das Verhalten der Beamten verhältnismäßig war.

Sandmann betont indes, dass in dem Video "weder die Vorgeschichte zu sehen ist, noch, wie es weitergegangen ist". Nach seiner Aussage hatte ein Mann die Polizei nach Gibitzenhof gerufen, weil der 45-Jährige ihn beleidigt hatte.

Mann soll Blutentnahme verweigert haben

Vor Ort hätten die Beamten festgestellt, dass der 45-Jährige nach Alkohol roch - und mit dem Auto unterwegs war. Sie hätten ihn zu einem Alkotest aufgefordert. Er habe aber weder den Atemalkohol bestimmen lassen noch seine Personalien preisgeben oder zu einem Bluttest auf die Wache kommen wollen.

Stattdessen sei er aggressiv geworden und habe einem Polizisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Kurz darauf setzt das Video ein. Es endet, bevor die beiden Polizisten den Mann mit Unterstützung weiterer zwischenzeitlich eingetroffener Kollegen festnehmen.

Gegen den 45-Jährigen wird nun ermittelt. Die Vorwürfe: Körperverletzung, Widerstand und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Welche Verletzungen der Mann von dem Vorfall davongetragen hat, wollte Sandmann nicht sagen. Er habe jedoch lediglich ambulant behandelt werden müssen.

Einer der Polizisten habe Blutergüsse davongetragen, der andere ebenfalls Verletzungen, die ambulant behandelt wurden. Er sei seither dienstunfähig gemeldet. (mcf)

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