Im Herzen von Paris hat eines der berühmtesten Wahrzeichen Frankreichs gebrannt: Notre-Dame stand in Flammen, über Stunden schlugen sie lichterloh aus dem Dachstuhl der Kathedrale in den Nachthimmel. Am frühen Dienstagmorgen brachte die Feuerwehr den Brand auf rund 1.000 Quadratmetern unter Kontrolle und konnte ihn schließlich komplett löschen.
Der verheerende Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist nach Angaben der Feuerwehr gelöscht und unter Kontrolle.
Die Sicherheitsarbeiten an dem zum Teil zerstörten Wahrzeichen der Stadt würden aber noch 48 Stunden andauern, sagte Frankreichs Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nuñez dem Sender BFM TV. Sorgen bereiteten Stellen in Gewölbe und Giebel, die einsturzgefährdet seien.
Nachdem die Brandgefahr gebannt gewesen war, habe man sicherzustellen, dass die Struktur des Gebäudes standhalte.
Nach Feuer in Notre-Dame: Emmanuel Macron trifft sich mit dem Papst
Präsident Emmanuel Macron, der noch am Abend zur Unglücksstelle geeilt war, um sich vor Ort ein Bild der Katastrophe zu machen, sagte eine für Mittwoch geplante Pressekonferenz ab.
Er wolle allen Menschen "eine Zeit der Erinnerung geben". Diese sei "in diesem Moment großer nationaler Emotionen erforderlich." "Zu gegebener Zeit" wolle Macron sich äußern. Am Dienstagnachmittag treffe er sich mit
Mittwoch um 18.50 Uhr sollen alle Glocken in Frankreich läuten
Landesweit sollen am Mittwoch um 18.50 Uhr die Glocken der Kathedralen läuten, um des Feuerausbruchs 48 Stunden zuvor zu gedenken.
Die Arbeiten der Feuerwehr hatten sich am Dienstag, dem Tag nach dem Feuer-Inferno, zunächst auf den Kampf gegen letzte Brandherde konzentriert. Gegen 10:00 Uhr waren auch diese nach Angaben der Feuerwehr komplett gelöscht. Nun müssten Experten das Ausmaß der Schäden prüfen, sagte der Sprecher der Pariser Feuerwehr, Gabriel Plus, am Dienstagmorgen.
Der Brand hatte sich am Montagabend rasend schnell auf dem gesamten Dach der Kathedrale und damit auf einer Fläche von rund tausend Quadratmetern ausgebreitet.
Bis zum Morgen seien die Einsatzkräfte der Feuerwehr vor allem damit beschäftigt gewesen, die beiden Glockentürme der Kirche zu schützen, sagte Plus. Dies sei gelungen. Rund hundert Feuerwehrleute blieben nun weiter im Einsatz, um die Bausubstanz zu überwachen und eventuelle Brandnester zu löschen.
Nach Feuer in Notre-Dame: Kathedrale weiter einsturzgefährdet
Das Feuer war am frühen Montagabend ausgebrochen, über Stunden züngelten die Flammen in den Himmel. Am Dienstagmorgen war es nach Angaben von Feuerwehr und Frankreichs Innenministerium unter Kontrolle.
Rund hundert Feuerwehrwehrleute waren am Morgen weiterhin im Einsatz, am Montagabend waren es 400.
Am Dienstagmittag hat die Feuerwehr außerdem ein Video des Einsatzes auf Twitter veröffentlicht:
Bei dem Brand sind nach ersten Erkenntnissen drei Menschen leicht verletzt worden. Dabei handele es sich um zwei Polizisten und einen Feuerwehrmann, teilte die Pariser Feuerwehr am Dienstagmorgen mit. Zunächst hatte es geheißen, ein Feuerwehrmann sei schwer verletzt worden. "Wir hatten großes Glück", sagte Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet.
Das Feuer verwüstete den Sakralbau im Herzen der französischen Hauptstadt, der Dachstuhl stand lichterloh in Flammen. Der kleine Spitzturm in der Mitte des Dachs brach zusammen.
Macron hatte am späten Montagabend gesagt, das Schlimmste sei verhindert worden, denn die Fassade und die beiden Haupttürme seien nicht zusammengestürzt.
Macron: "Werden Notre-Dame wieder aufbauen"
Das genaue Ausmaß der Zerstörungen ist allerdings noch nicht bekannt. Frankreich werde das berühmte Wahrzeichen jedoch wieder instand setzen. "Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen", versprach Macron. "Denn das ist es, was die Franzosen erwarten".
Feuer in Notre-Dame: Grabesritter retten Jesus' Dornenkrone
Die Feuerwehr war während des Brandes in großer Sorge um die beiden Türme des massiven Baus. Priorität der Arbeiten sei es gewesen, die Struktur der beiden Türme zu schützen, sagte der Sprecher der Pariser Feuerwehr, Gabriel Plus.
Die Befürchtung sei gewesen, dass die Konstruktion der Türme geschwächt würde und die tonnenschweren Glocken von Notre-Dame abstürzen könnten. Zu Beginn der Löscharbeiten sei es nicht übereilt gewesen, einen Zusammenbruch der Strukturen zu bedenken.
Gemälde werden im Louvre restauriert
Eine große Herausforderung für die Arbeiten sei die Sicherung der Kunstschätze gewesen. Kulturminister Franck Riester sagte am Dienstag, die großen Gemälden wanderten voraussichtlich ab Freitag zur Restaurierung in eines der berühmtesten Museen der Welt, den Pariser Louvre. Den Kunstwerken hätten vor allem Rauch und Löschwasser zugesetzt.
Nach dem Einsturz des Spitzturms, der sich im Zentrum des Mittelschiffs von Otre-Dame befand, seien Leute aus dem Inneren der Kirche zurückgezogen worden. Dort sei dann ein Roboter eingesetzt worden.
Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet sagte unterdessen: "Man kann annehmen, dass die Struktur von Notre-Dame gerettet und in ihrer Gesamtheit bewahrt ist." Zeitweise war die Feuerwehr nicht sicher gewesen, ob sie die Ausbreitung des Feuers aufhalten kann.
Neben den massiven Zerstörungen am Dach gab es auch im Inneren der Kathedrale Schäden. Hunderte Jahre alte Kirchenfenster gingen zu Bruch.
Wiederaufbau von Notre-Dame: Fast 700 Millionen Euro schon bereit
Macron kündigte unterdessen eine nationale Spendensammlung an, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Die französische Kulturerbe-Stiftung Fondation du Patrimoine schaltete auf ihrer Internetseite bereits eine Spendenaktion frei: "Damit Notre-Dame aus der Asche wiedergeboren werden kann, starten wir einen internationalen Aufruf", schrieb die Stiftung.
Eine internationale Geberkonferenz soll für den angestrebten Wiederaufbau Geld sammeln. Einen entsprechenden Vorschlag verkündete die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, über ihren Twitter-Account. Sie wolle die Spenderkonferenz im Rathaus von Paris veranstalten, um die notwendigen Mittel für den Wiederaufbau der Kathedrale zusammenzubekommen.
Im Laufe des Tages sammelten sich für diesen Zweck knapp 700 Millionen Euro an.
Anne Hidalgo sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP, die Stadt werde sich mit 50 Millionen Euro am Wiederaufbau beteiligen.
Die Region Ile-de-France, die größtenteils dem Großraum Paris entspricht, kündigte eine Soforthilfe von zehn Millionen Euro an. Die Familien hinter zwei Luxusgüterkonzernen sagten zusammen 300 Millionen Euro zu.
Auch erste Großspender haben bereits ihre Bereitschaft an der Mitfinanzierung bekräftigt. Die Familie des französischen Unternehmers und Milliardärs Bernard Arnault kündigte über Arnaults Luxuslabel LVMH an, sich mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruktion beteiligen zu wollen.
Milliardärsfamilie verspricht 100 Millionen Euro für Wiederaufbau
Zuvor hatte bereits die französische Milliardärsfamilie Pinault 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau versprochen. Der Geschäftsmann François-Henri Pinault verkündete, er und sein Vater François Pinault hätten entschieden, dass die Familien-Holding Artemis den Betrag bereitstellen werde, um sich an der Anstrengung zum Wiederaufbau von Notre-Dame zu beteiligen.
François-Henri Pinault ist Chef des Luxuskonzerns Kering, zu dem Modemarken wie Gucci, Brioni und Saint Laurent gehören. Die superreichen Franzosen Arnault und Pinault sind als Kunstliebhaber, Mäzene und Konkurrenten bekannt.
Und auch die UN-Kulturorganisation Unesco stellte Unterstützung in Aussicht. "Es werden jahrelange Bauarbeiten nötig sein", erklärte der Präsident der französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort.
Deutschland will Frankreich beim Wiederaufbau ebenfalls unterstützen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe zur Hilfe für den Wiederaufbau weit über Frankreich hinaus aufgerufen, twitterte Außenminister Heiko Maas am Dienstag. "Deutschland steht dazu in engster Freundschaft bereit. Wir sind in Trauer vereint. Notre Dame ist kulturelles Erbe der Menschheit und Symbol für Europa."
Kremlchef Wladimir Putin hat Frankreich Hilfe von russischen Spezialisten beim Wiederaufbau angeboten. "Er schlug vor, die besten Experten nach Frankreich zu schicken. Sie haben große Erfahrung in der Restaurierung von Weltkulturerbe", teilte der Kreml am Dienstag in Moskau mit.
Die Staatsanwaltschaft leitete indes eine Untersuchung wegen unbeabsichtigter Zerstörung durch Feuer ein - das heißt: von Brandstiftung ist bislang nicht die Rede. "Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlichen Tat", sagte der Pariser Staatsanwalt Rémy Heitz am Dienstag. Nach ergänzenden Medienberichten könnte der Brand mit Bauarbeiten auf dem Dach der Kirche zusammenhängen.
Die Staatsanwaltschaft nahm zu solchen Berichten zunächst keine Stellung. Die Ermittler begannen in der Nacht, die Arbeiter der Baustelle zu befragen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auf dem Dach hatten die Bauarbeiter ein Gerüst angebracht.
Mutmaßliche Dornenkrone Christi aus brennender Kathedrale gerettet
Eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche wurde aus der brennenden Kathedrale gerettet. Es handele sich dabei um die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte Patrick Chauvet, der Direktor des Gotteshauses. Die Flammen hätten den Kirchenschatz nicht erreicht.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem "fürchterlichen Brand". Der französische Premierminister Édouard Philippe schrieb: "Unsere Traurigkeit ist unbeschreiblich, aber wir kämpfen immer noch. An diesem Abend kämpfen die Feuerwehrleute heldenhaft gegen das Feuer."
Notre-Dame ist eine der wichtigsten Pariser Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen Menschen besucht. Die gotische Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Seine-Insel Île de la Cité.
Feuer in Notre-Dame löst weltweit Schock und Entsetzen aus
Polizisten riegelten den Bereich rund um Notre-Dame de Paris am Abend nach und nach ab, ebenso die Brücken und das gesamte Gelände - und verscheuchen Schaulustige recht harsch.
Auf einer Straße nahe der Kirche sagen am Abend Dutzende Menschen "Ave Maria". Sie knieten, standen, sangen im Chor, einige hatten einen Rosenkranz in der Hand.
Der Vatikan reagierte bestürzt. "Der Heilige Stuhl hat die Nachricht des entsetzlichen Brandes, der die Kathedrale von Notre-Dame, Symbol der Christenheit in Frankreich und der Welt, verwüstet hat, mit Schock und Trauer aufgenommen", erklärte Papst-Sprecher Alessandro Gisotti.
Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte im Namen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU): "Es tut weh, diese schrecklichen Bilder der brennenden Notre-Dame zu sehen." Er fügte hinzu: "Notre-Dame ist ein Symbol Frankreichs und unserer europäischen Kultur. Mit unseren Gedanken sind wir bei den französischen Freunden."
"Notre-Dame von Paris ist Notre-Dame von ganz Europa", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. "Wir stehen heute alle an der Seite von Paris." EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb: "Notre-Dame gehört der ganzen Menschheit. Welch trauriger Anblick."
Auch US-Präsident Donald Trump zeigte sich bestürzt. Die Kathedrale sei einer der größten Schätze auf der Welt, großartiger als fast jedes Museum auf der Welt. "So schrecklich, das verheerende Feuer an der Notre-Dame-Kathedrale in Paris zu sehen."
Serbische Zeitungen schreiben vom "Zorn Gottes"
Eine schwere Entgleisung erlaubten sich zwei serbische Boulevardblätter. Sie bezeichneten den Großbrand als göttliche Strafe für das Hissen der kosovarischen Flagge vor einem Jahr.
"Der Zorn Gottes hat sie eingeholt", war am Montag nach Beginn des Feuers auf den Webseiten von "Alo" und "Informer" zu lesen. Später verschwanden diese Zeilen.
Während einer Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs waren im vergangenen November in der Pariser Kathedrale die Flaggen der Heimatländer aller geladenen Gäste gehisst worden, darunter auch die des Kosovo.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić sprach Frankreich nach dem Unglück allerdings seine Unterstützung aus. "Alle Serben sind traurig", erklärte er.
Sein Land stehe bereit, "beim Wiederaufbau dieses Symbols der französischen Zivilisation und der Welt zu helfen".
Feuer in Notre-Dame: 360-Grad-Ansicht der Kathedrale vor dem verheerenden Brand
Mit 13 Millionen Besuchern pro Jahr gehört Notre-Dame zu den am meisten besuchten Bauwerken in Europa. Die Kathedrale ist das bekannteste gotische Gebäude der Welt.
Die Geschichte der Kathedrale reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Die Dimensionen der im gotischen Stil konstruierten und der Jungfrau Maria geweihten Kirche mit ihren beiden majestätischen Türmen sind gewaltig: Die Kathedrale ist 127 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 33 Meter hoch. Mit seinem 1831 erschienenen Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" verewigte Victor Hugo die Kathedrale in der Literatur. (jwo/pak/jha/dpa/afp)
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