Die Firma Heckler & Koch ist gleichermaßen berühmt wie umstritten. Dass Waffenhersteller in der Kritik stehen, liegt in der Natur des Geschäfts - Menschen kommen durch ihre Produkte zu Tode. Im Fall des Schwarzwälder Konzerns kommt nun ein dunkler Schatten hinzu: Einem Bericht zufolge war der Firmengründer tief in Nazi-Verbrechen verstrickt.
Der Rüstungskonzern Heckler & Koch hat sich seit 1949 zu einem der größten Waffenproduzenten der Welt entwickelt. Gegründet wurde das Unternehmen damals im beschaulichen Oberndorf am Neckar - unter anderen von Ingenieur Edmund Heckler, der an grausamen Nazi-Verbrechen beteiligt gewesen sein soll. Das legen jüngste Recherchen der "Bild am Sonntag" nahe.
"Erhängungen sind im Lager häufig vorgekommen"
Dem "BamS"-Bericht zufolge, leitete Heckler während der NS-Zeit unter anderem eine Panzerfaust-Fabrik im sächsischen Taucha, wo Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten.
Die Zeitung beruft sich auf Dokumente aus verschiedenen Archiven in Deutschland, in denen Zeitzeugen von grausamer Behandlung mit Todesfolge berichteten.
"Erhängungen sind im Lager häufig vorgekommen. Bei derartigen Exekutionen mussten wir auf dem Appellplatz antreten", berichtete etwa die Zeugin Hildegard Särgel 1969 der Hamburger Kriminalpolizei.
Welche Verantwortung trug Edmund Heckler?
Als Leiter des Werks in Taucha war Heckler nach Ansicht des NS-Historikers Professor Christopher Kopper maßgeblich für die grausamen Vorfälle verantwortlich: "Für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten trug er die Letztverantwortung", so Kopper zur "Bild am Sonntag".
Nach dem Krieg floh das NDSAP-Mitglied in den Schwarzwald. Dort entging Heckler offenbar einer Verfolgung seiner NS-Verbrechen und gründete 1949 zusammen mit zwei anderen Ingenieuren die Firma Heckler & Koch. Er starb 1960.
Hecklers Tochter wusste nichts von NS-Vergangenheit
Heckler & Koch ist heute der größte deutsche Hersteller von Handfeuerwaffen und langjähriger Lieferant der Bundeswehr. In einer Stellungnahme des Unternehmens heißt es, die Zeitzeugen-Berichte hätten große Betroffenheit ausgelöst.
Laut dem Bericht wusste die Familie von Heckler nichts über die dunkle Vergangenheit ihres Vorfahren. "Ich wusste nicht einmal, dass mein Vater NSDAP-Mitglied war", sagte seine Tochter Sybille zur "BamS".
Eine Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Gründer fand in dem Konzern bislang nicht statt. Das soll sich nun ändern: Heckler & Koch will einen Experten beauftragen, dem Sachverhalt nachzugehen. (jwo/dpa)
Verwendete Quellen:
- Bild.de: "Die geheime Nazi-Akte Heckler & Koch"
- dpa-Material
© dpa
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