Die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) geht davon aus, dass der Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich "Jahre dauern" wird. Derzeit sind zehn Ortschaften bzw. Gebiete noch immer nicht erreichbar.
"Ein Hochwasser-Ereignis, das in dieser Dimension flächenhaft das ganze Land überflutet, hat es bisher noch nie gegeben", erklärte Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am Donnerstag. Er verwies auf 800 Schutzprojekte, die seit 2002 umgesetzt worden seien, sich bewährt und in vielen Fällen massive Schäden und großes Leid verhindert hätten. Klar sei: "Hundertprozentigen Schutz kann und wird es nie geben."
In Fahrafeld im Triestingtal seien riesige Wassermassen durch neue Rückhaltebecken abgefangen worden, das untere Kamptal habe gehalten, Hofstetten-Grünau (Bezirk St. Pölten) habe sich bewährt, "aber auch viele kleinere Becken und Bachaufweitungen haben geholfen", so Pernkopf. Dazu kämen die massiven Schutzausbauten an im Jahr 2002 noch meterhoch überschwemmten Donaugemeinden. Bis 2040 werde eine weitere Milliarde Euro investiert.
Wiederaufbau wird lange dauern
Hochwasserschutzanlagen würden heute auch "ganz anders gebaut als noch vor Jahren und Jahrzehnten", erläuterte der Landesvize. Er sprach von einem Mix aus Mauern, mobilen Elementen und Retentionsräumen. Ein Drittel der Mittel fließe in Wasserrückhaltemaßnahmen. Dämme würden mit Überstrompassagen geplant und gebaut, damit es nicht zu Dammbrüchen kommen könne. Zudem seien auch die Prognose-Systeme im Land massiv ausgebaut worden.
Landeshauptfrau
Das Land bietet ab sofort einen Versicherungsschutz für freiwillige Helferinnen und Helfer in Niederösterreich an. Menschen, die eine ehrenamtliche Tätigkeit außerhalb von Vereinen ausüben, "sind ab heute automatisch und kostenlos versichert", teilte Mikl-Leitner mit. Das landesweite Versicherungsprodukt, das nach einer Ausschreibung bei der Niederösterreichischen Versicherung beauftragt wurde, bestehe aus einer Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Unfallversicherung, informierte der Landespressedienst in einer Aussendung.
Zehn Ortschaften bzw. Gebiete noch nicht erreichbar
Der Schwerpunkt der Einsätze ist am Donnerstag weiterhin im Tullnerfeld und Pielachtal gelegen, teilte Pernkopf in seiner Funktion als Einsatzleiter des Landesführungsstabs mit. Kritisch seien die vielen Hangrutschungen und Vermurungen. In etwa 40 Gemeinden müsse die Sicherheit der Hänge abklärt werden. "Dazu wurde die Anzahl der geologischen Sachverständigen massiv aufgestockt", so Pernkopf.
Dem Landesvize zufolge waren weiterhin etwa 300 Objekte evakuiert, der Höchststand hatte fast 1.400 betragen. Zehn Ortschaften bzw. Gebiete waren noch immer nicht erreichbar. Die Zahl der Dammbrüche blieb mit 20 unverändert. Dämme mussten auch an der Leitha gesichert werden. Die Messehalle Tulln wurde am Donnerstag nicht mehr als Ausweichquartier benötigt.
"Gewaltige" Schäden an Straßeninfrastruktur
Als "gewaltig" bezeichnete Verkehrslandesrat, LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) die Schäden an der Straßeninfrastruktur in Niederösterreich. Intensiven Aufräumarbeiten würden schrittweise Verkehrsfreigaben folgen. "Wir öffnen dort, wo es die Verkehrssicherheit erlaubt."
Der NÖ Straßendienst arbeite mit aller Kraft an der Wiederherstellung der Straßeninfrastruktur, betonte Landbauer. Die Zahl der Verkehrsfreigaben gehe kontinuierlich nach oben. Mittwochabend sei etwa die Sperre der B3 von Krems nach Persenbeug aufgehoben worden, ebenso die der B33 im Abschnitt Melk - Aggsbach Dorf.
"Der Gesamtschaden ist derzeit nur schwer abzuschätzen", sagte Straßenbaudirektor Josef Decker. Es liefen intensive Begutachtungen, "um das genaue Ausmaß von Unterspülungen, Erdrutschen und Brückenschäden zu verifizieren". (APA/bearbeitet von aks)
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