Auf der bisher noch nie untersuchten Nordseite der ehemaligen NS-Tötungsanstalt Schloss Hartheim im oberösterreichischen Alkoven ist ein Aschefeld verbrannter menschlicher Überreste entdeckt worden.
Auf knapp 460 Quadratmeter Fläche sei man auf der Nordseite der ehemaligen NS-Tötungsanstalt Schloss Hartheim in Alkoven in einer Tiefe von 80 Zentimetern bis 1,50 Metern auf menschliche Asche mit Knochenresten gestoßen, teilte das Innenministerium am Mittwoch das Ergebnis von Probebohrungen mit.
Im Auftrag des für die Kriegs- und Opfergräberfürsorge zuständigen Innenministeriums und dem Land Oberösterreich waren im Dezember 2024 mit Radar geophysikalische Untersuchungen auf der Nordseite durchgeführt worden. Dabei wurden "Bodenauffälligkeiten" entdeckt und konkrete Verdachtsflächen festgestellt, sagt der Leiter des heutigen Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, Florian Schwanninger. Anfang März 2025 wurden dann Bohrungen durchgeführt, die den Verdacht bestätigten, dass auch dort menschliche Asche vergraben wurde.
Funde 2001 schon auf Ostseite
Bereits 2001 war auf der Ostseite der einstigen Euthanasieanstalt eine "große Anzahl von Gruben" mit u.a. menschlichen Überresten und persönlichen Gegenständen gefunden worden, so Schwanninger. Diese seien auf der Friedhofsanlage des Schlosses beigesetzt worden. Hinweise, dass auch auf der Nordseite Asche aus dem Krematorium vergraben wurde, hätten dazu geführt, dass diesem Verdacht 2024 nachgegangen wurde.
Von Mai 1940 bis November 1944 wurden in Hartheim rund 30.000 Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen, KZ-Häftlinge sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Gaskammern ermordet und anschließend verbrannt. Die menschliche Asche sei "eine Zeit lang in die Donau geschüttet" worden, ist durch Zeitzeugen überliefert. Dies sei den Nazis "mit der Zeit zu auffällig" geworden, weshalb ab einem "unbekannten Zeitpunkt" die Asche rund um die Tötungsanstalt vergraben wurde, erzählte Schwanninger.
"Verbrechen der NS-Zeit dürfen nie in Vergessenheit geraten."
Die Funde "zeigen deutlich, dass auch 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus längst nicht alle tragischen Überreste aus dieser Zeit bekannt sind. Die Verbrechen der NS-Zeit dürfen nie in Vergessenheit geraten. Daher setzen wir uns gemeinsam für ein würdiges Gedenken an die Opfer ein", meinte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Und Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ergänzte in der gemeinsamen Presseaussendung: "Die Gräueltaten des NS-Regimes restlos aufzuarbeiten, ist nicht nur unsere Pflicht, sondern unser Bestreben. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten."
Schwanninger geht davon aus, dass jene 460 Quadratmeter Fläche auf der Nordseite offiziell als Kriegsgrab gewidmet werde. Dies werde dann wohl auch auf einer Gedenktafel entsprechend ausgewiesen. (apa/bearbeitet von nap)