Plötzlich war der Strom weg: Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel sind von einem massiven Blackout betroffen. Zur Ursache ist wenig bekannt – und Madrids Bürgermeister wendet sich mit einem Appell an die Bevölkerung.
Ein massiver Stromausfall hat die Iberische Halbinsel am Montagmittag erfasst. Betroffen waren weite Teile Spaniens und Portugals auf dem Festland. Auch aus Frankreich wurden teilweise Stromausfälle gemeldet.
Man habe mit einer Wiederherstellung der Versorgung im Norden und Süden begonnen, meldete Red Eléctrica auf der Plattform X. Nach dem gigantischen Stromausfall wird es nach Angaben des spanischen Netzbetreibers vom frühen Nachmittag "sechs bis zehn Stunden" dauern, bis die Stromversorgung wieder hergestellt ist.
"Wenn alles gut geht, kann man von einem Zeitraum zwischen sechs und zehn Stunden sprechen", sagte der Chef der Wartungsabteilung von Red Eléctrica, Eduardo Prieto, dem Radiosender Cadena Ser. Nach der Ursache für den Blackout wird indes weiterhin gesucht.
Am späten Nachmittag deutete sich zumindest in einigen Teilen Spaniens eine langsame Entspannung der Lage an. Wie der Netzbetreiber mitteilte, wurde die Stromversorgung in "mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen" des Landes wiederhergestellt.
Madrids Bürgermeister appelliert an Bevölkerung
In einem in sozialen Medien verbreiteten Video appellierte José Luis Martínez-Almeida, Bürgermeister von Madrid, an die Bevölkerung, wenn möglich dort zu bleiben, wo man sich gerade befinde.
"Ich bitte alle Einwohner von Madrid, ihre Bewegungen auf ein absolutes Minimum zu begrenzen und, wenn möglich, zu bleiben, wo man ist. Wir wollen alle Straßen freihalten", sagte Martínez-Almeida.
Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur meldeten sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Montagmittag keinen Strom gab. Im ganzen Land seien der Betrieb der Infrastruktur und des Mobilfunks sowie der Verkehr beeinträchtigt, schrieb die spanische Zeitung "El País": Ampeln und Aufzüge an Bahnhöfen, in Flughäfen und in anderen Gebäuden seien ausgefallen.
Dank des Einsatzes von Generatoren waren die Krankenhäuser nach Angaben von Spaniens Gesundheitsministerium nicht betroffen.
Das Masters-1000-Tennisturnier in Madrid musste allerdings unterbrochen werden.

Züge stehen, Ampeln ausgefallen
Der Verkehr und Transport auf der südeuropäischen Halbinsel war in weiten Teilen gestört. Nach Angaben der spanischen Eisenbahngesellschaft Renfe war um 12:30 Uhr (Ortszeit) das "gesamte nationale Stromnetz" ausgefallen - an allen Bahnhöfen seien die Züge stehen geblieben.
Auch Spaniens Flughafenbetreiber Aena meldete "Zwischenfälle" wegen des Blackouts. Notfallgeneratoren seien aktiv. Passagiere sollten sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe.
In Madrid und Barcelona rannten viele Menschen auf die Straßen und reckten auf der Suche nach Empfang ihre Handys in die Luft. Polizisten versuchten den Verkehr zu regeln, Autos waren zum Langsamfahren gezwungen. Internet-Netzwerke funktionierten nicht mehr.
Die spanische Straßenbehörde DGT rief Autofahrer auf, sich nicht auf die Straßen zu begeben. In sozialen Medien wurden Fotos und Videos von stillstehenden U-Bahnen geteilt.
Andere zeigten, wie Menschen mithilfe von Handytaschenlampen im Supermarkt einkaufen.
Kanaren und Balearen nicht betroffen
Der spanischen Zeitung "El País" zufolge beschränkte sich der massive Blackout auf das Festland. Demnach berichteten Reporter, dass die zum Land gehörenden Inselgruppen Kanaren und Balearen nicht betroffen seien.
Auch das Nachbarland Portugal erlebte einen weitreichenden Blackout, vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP.
Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete dessen Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.
Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.

Costa sieht "keine Hinweise auf Cyberangriff"
EU-Ratspräsident António Costa sieht im Zusammenhang mit dem massiven Stromausfall in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs derzeit keinen Zusammenhang mit einem möglichen Cyberangriff.
"Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff", erklärte Costa am Montag im Onlinedienst X. Er stehe im Kontakt mit den Regierungschefs in Spanien und Portugal, Pedro Sanchez und Luís Montenegro.
"Die Netzbetreiber in beiden Ländern suchen nach der Ursache und arbeiten an der Wiederherstellung der Stromversorgung", teilte der aus Portugal stammende Costa weiter mit. (dpa/afp/bearbeitet von fte)