• Auf Hitze, Buschfeuer und Überschwemmungen folgt nun die nächste Plage in Australien: Mäuse.
  • Die Nager zerstören Ernten und übertragen gefährliche Krankheiten.
  • Die Plage ist mittlerweile so schlimm, dass deswegen sogar ein Gefängnis evakuiert werden muss.

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Australien leidet derzeit unter einer extremen Mäuseplage. Vor allem New South Wales hat seit Monaten mit den Nagern zu kämpfen. Es ist die schlimmste Plage in dem Bundesstaat seit rund 40 Jahren. In den Online-Netzwerken werden Videos von Mäusemassen geteilt, die über Felder und Straßen wimmeln oder sogar landwirtschaftliche Maschinen zerstört zurücklassen.

Die Tiere vernichten Ernten, beißen Menschen und übertragen dabei gefährliche Krankheiten. Von Anfang Januar bis Ende Mai wurden laut der Gesundheitsbehörde des Bundesstaats bereits 57 Fälle von Leptospirose gemeldet. Das ist eine seltene Krankheit, die zu Nierenversagen und Hirnhautentzündung führen kann und häufig von Mäusen übertragen wird. Im gesamten Jahr 2020 waren es nur elf Fälle.

Australisches Gefängnis wegen Mäuseplage evakuiert

Sogar ein Gefängnis mit Hunderten Insassen musste im Südosten des Landes nun evakuiert werden. Die Maßnahme sei notwendig, um die Gesundheit von Mitarbeitern und Insassen zu schützen, berichtete am Dienstag der Sender ABC unter Berufung auf die Einrichtung bei Wellington in New South Wales.

"Die Mäuse beginnen zu verwesen und dann sind Milben das nächste Problem", wurde Peter Severin, ein Mitarbeiter der rund 260 Kilometer nordwestlich von Sydney entfernten Haftanstalt, zitiert.

Horden der Nagetiere hatten sich durch Deckenverkleidungen und Kabel gebissen, wie die Gefängnisverwaltung weiter mitteilte. Bis Ende des Monats sollen nun bis zu 420 Häftlinge und 200 Mitarbeiter des Gefängnisses in andere Einrichtungen verlegt werden, um dringend notwendige Reparaturarbeiten zu ermöglichen.

Stärkstes Mäusegift der Welt kommt zum Einsatz

Mitte Mai kündigte der Landwirtschaftsminister des Bundesstaates, Adam Marshall, an, dass kleine Unternehmen sowie Haushalte Rabatte für den Kauf von Fallen und Gift bekommen sollen. Landwirte sollen demnach chemische Giftköder sogar kostenlos erhalten, "um diese Geißel zu bekämpfen".

Außerdem erklärte Marshall, dass er die Genehmigung eines bislang verbotenen Gifts einholen wolle. Das sogenannte Bromadialon sei "das stärkste Mäusegift", das man auf der Welt bekommen könne. Die Chemikalie wirkt schneller als die weit verbreiteten Zinkphosphide. Experten sorgen sich allerdings um Wildtiere, die die vergifteten Mäuse fressen.

Forscher Bill Bateman von der Curtin University in Westaustralien warnt ebenfalls vor möglichen Auswirkungen auf die Nahrungskette. "Wir brocken uns damit selbst Ärger für die Zukunft ein - nicht nur was die Zerstörung der Biodiversität angeht, sondern auch weil wir unsere erste Verteidigungslinie gegen künftige Mäuseplagen zerstören", sagte er.

Bateman hält neben einem zielgerichteteren Einsatz von Zinkphosphiden auch weitere Forschung zu den Ursachen von "monumentalen" Plagen für nötig.

Hitze, Feuer, Überschwemmungen und Mäuse

Verschiedene Plagen haben der Landwirtschaft des Landes in den vergangenen Jahren schweren Schaden zugefügt. Auf jahrelange Hitze folgten Ende 2019 und Anfang 2020 verheerende Buschfeuer. Anschließend führten heftige Regenfälle nicht zur erhofften Erlösung, sondern zu zerstörerischen Überschwemmungen, die mehrere Regionen betrafen.

"Mein Vater ist 93 und es waren die schlimmsten drei Jahre, die er in seinem Leben gesehen hat", erzählt Farmer Col Tink der Nachrichtenagentur AFP. Wenn der nun bevorstehende Winter nicht "richtig kalt und ordentlich nass" werde, "mache ich mir schon Sorgen, was im Frühling los ist".

Nach Einschätzung von Steve Henry von der staatlichen australischen Forschungsorganisation CSIRO sieht die Zukunft nicht gerade rosig aus. "Wenn eine Mäuseplage endet, endet sie über Nacht", sagt er. "Und das lässt sich mit Sicherheit gerade nicht beobachten."

Mäuseplage könnte chronisch werden

Mäuseplagen sind in Australien keineswegs selten. Die von den Briten auf den Kontinent gebrachten Nager finden dort vielerorts ideale Bedingungen vor. Doch die aktuelle Zahl der Tiere ist laut Terry Fishpool, Getreideproduzent nahe Tottenham, "einfach astronomisch".

Bateman verweist darauf, dass es gigantische Mäuseplagen einmal pro Jahrzehnt gebe. Allerdings könne der Klimawandel das Phänomen häufiger auftreten lassen. "Wenn wir nicht länger kalte Winter haben und damit Ressourcen für die Mäuse das ganze Jahr über zur Verfügung stehen, wird das eher eine chronische Sache als eine akute", befürchtet er. (ff/dpa/afp)

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