Fünf Banküberfälle in Tirol sollen auf das Konto zweier Männer gehen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben – ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Die ein Jahr andauernde, ungewöhnliche Häufung von Banküberfällen in Tirol seit November 2023 dürfte zu einem Großteil geklärt sein. Fünf der zehn Überfälle sollen auf das Konto eines 25-jährigen Österreichers und eines 32-jährigen russischen Komplizen gehen. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck erhob Anklage gegen die beiden wegen schweren Raubes und erpresserischer Entführung. Das Duo soll zwischen November 2023 und Juli 2024 Überfälle in Innsbruck und Kufstein begangen haben.
Im Juli 2024 hatten für die beiden nach einem Überfall auf eine Bankfiliale am Innsbrucker Mitterweg die Handschellen geklickt. Seither befanden sie sich in Untersuchungshaft. Sie wurden kurz nach der mutmaßlichen Tat beim Verlassen eines gegenüberliegenden Gebäudes mitsamt der Beute festgenommen, teilte die Anklagebehörde am Mittwoch mit. Ihnen werden weitere Überfälle am Mitterweg im April 2024, im Innsbrucker Stadtteil Olympisches Dorf im März 2024 sowie zwei Überfälle in Kufstein im Jänner 2024 sowie im November 2023 vorgeworfen. Der Erstangeklagte schwieg bisher zu den Vorwürfen, der Zweitangeklagte bestreitet diese sogar. Den Männern droht im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren, hieß es. Die Anklage war vorerst nicht rechtskräftig, ein Prozesstermin noch nicht anberaumt.
Ähnliche Vorgangsweise brachte Ermittler auf die Spur
Laut den Ermittlern ging der Österreicher bei den Überfällen "durchwegs gleich" vor. Er marschierte maskiert in die Geldinstitute und bedrohte im Schalterbereich die Bankmitarbeiter mit einer Schusswaffe. Gleichzeitig forderte er auf Englisch die Herausgabe von Bargeld. Der Mann übte auch Gewalt aus, indem er Mitarbeiterinnen "aggressiv im Nacken- und Schulterbereich erfasste und herumzerrte." Die Banküberfälle sollen außerdem ziemlich blitzartig über die Bühne gegangen sein: Sie dauerten nur zwischen 30 Sekunden und zweieinhalb Minuten. Erbeutet wurden zwischen 10.000 und 250.000 Euro. (apa/bearbeitet von skr)
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der 25-Jährige bei seinem letzten Überfall am Mitterweg im Juli brutal vorgegangen. Er soll eine Mitarbeiterin in den Schwitzkasten genommen und ihr eine Faustfeuerwaffe vorgehalten haben. Einem anderen Bankmitarbeiter gab er einen Rucksack und sagte "Countdown 30 Seconds" und zählte in englischer Sprache bis zehn. Währenddessen musste er den Rucksack mit Bargeld aus dem Safe befüllen.
Nachdem der mutmaßliche Bankräuber das Geld an sich genommen haben soll, warf er seine Maske in den Inn und ging in das Gebäude, in dem der 32-Jährige auf ihn gewartet hatte. Dort versteckten sie laut Staatsanwaltschaft die Tatkleidung sowie die Waffe und packten das Bargeld in eine Sporttasche um. Kurz darauf wurden sie vor dem Haus festgenommen. Für Aufsehen hatte indes auch der dem Duo zur Last gelegte Überfall am Mitterweg im April gesorgt. Bei der Flucht verlor der Täter nämlich einen Teil seiner Beute. Die Wasserrettung war zudem ausgerückt und hatte das Innufer abgesucht.
Zehn Überfälle innerhalb eines Jahres, zwei Fälle ungeklärt
Zwischen November 2023 und November 2024 war es in Tirol zu einer bemerkenswerten Häufung von Banküberfällen gekommen. Zehn Überfälle waren innerhalb eines Jahres verübt worden. Zum Vergleich: Laut Kriminalstatistik waren im gesamten Jahr 2023 österreichweit neun Banküberfälle durchgeführt worden. Neben den nun den beiden Angeklagten zugeordneten fünf Überfällen wurden bei drei weiteren Fällen mutmaßliche Täter ausgeforscht und zum Teil bereits verurteilt. Unklar ist nach wie vor, wer für die Banküberfälle im Oktober 2023 in der Innsbrucker Reichenau sowie im November 2024 in Kufstein verantwortlich ist.