Einen Tag nach dem schweren Zugunglück in Übelbach hat die Polizei die Tonbänder ausgewertet. Es scheint, als habe der 21 Jahre alte Lokführer das Haltsignal missachtet. Die Eisenbahnergewerkschaft Vida mahnt indes, dass noch nicht alle möglichen technischen Ursachen für den Unfall ausgeschlossen seien.

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Roman Hebenstreit, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn bei der Vida, hat im Gespräch mit der APA vor "pietätlosen Vorverurteilungen" des steirischen Lokführers gewarnt, der den Unfall in Übelbach verursacht hat. "Solange organisatorische und systemische Mängel im Betriebsablauf nicht ausgeschlossen werden können, ist es völlig unangebracht, bereits von menschlichem Versagen als Ursache des Zusammenstoßes zu sprechen", sagte er.

Hebenstreit bezog sich auf die Aussagen von Gerhard Wittmann, Geschäftsführer der Steiermärkischen Landesbahnen. Dieser hatte gleich nach dem Unglück menschliches Versagen vermutet.

Wittmann bestätigte der "Kronen-Zeitung", dass am Donnerstag die per Handy geführten Gespräche zwischen den beiden Lokführern und der Fahrdienstleitung analysiert worden seien. Demnach hatten beide Fahrer Kontakt aufgenommen und bestätigt, nur bis Waldstein zu fahren. Noch ist unklar, weshalb der 21-jährige Steirer seinen Weg trotzdem fortsetzte.

Vorwürfe ehemaliger Mitarbeiter

Hebenstreit zufolge wenden sich immer mehr ehemalige Mitarbeiter der Landesbahnen bei der Gewerkschaft. "Wenn es sich bewahrheitet, dass die Fahrzeuge kein GPS haben, ist das ein Wahnsinn. Diese Strecken werden üblicherweise mit GPS überwacht, die Technik ist seit einem Jahrzehnt im Einsatz", sagte er der APA. Mit den Antennen auf den Zügen sei zwar auch eine Betriebsüberwachung möglich, die Kosten für ein GPS-System in der Fahrerkabine seien jedoch "nichts im Vergleich zu den Kosten einer Garnitur". Sollten die Vorwürfe stimmen, habe die Geschäftsführung versagt.

Die Züge zwischen Deutschfeistritz und Übelbach fahren indes seit heute Donnerstag wieder. Die beiden beschädigten Züge wurden nach Übelbach gebracht, wo sie ein Gutachter untersucht, um technische Ursachen auszuschließen. (ank)

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