Kinderehen beschäftigen nun auch die Behörden in Österreich: In der Steiermark leben zwei Minderjährige, die verheiratet sind. Eine von ihnen ist erst 13 Jahre alt.
Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien, steigt dort die Anzahl an Kinderehen drastisch. Nun sind zwei Fälle in der Steiermark bekannt geworden.
Auf die beiden Fälle aufmerksam geworden sei man in der Caritas-Beratungsstelle Divan, die auf frauenspezifische Beratung für Migrantinnen ausgelegt ist. In einem Fall sei eine junge Frau mit ihrem Baby gekommen – eine 13-Jährige in Begleitung ihres 25-jährigen syrischen Mannes. Im zweiten Fall habe es sich um eine mittlerweile 17-jährige Frau gehandelt, sagte die Leiterin von Divan, Christina Kraker-Kölbl, dem ORF.
Kinderehe wurde anfänglich nicht bemerkt
Beide seien als Flüchtlinge nach Österreich gekommen. Mittlerweile sind sie von ihren Männern getrennt und werden vom Jugendamt betreut. Laut Kraker-Kölbl hätten die Stellen, mit denen die Mädchen und Männer zuvor Kontakt gehabt haben, nicht bemerkt, dass es sich hier um Kinderehen handle.
In Österreich werden allerdings nur Ehen anerkannt, die auch den österreichischen Gesetzen entsprechen. Ob eine im Ausland geschlossene Ehe anerkannt wird, entscheidet die jeweilige Behörde. Der Caritas zu Folge handle es sich bei den beiden Fällen um Einzelfälle. Es gäbe auch keine Statistik für Kinderehen in Österreich.
700 Millionen Frauen betroffen
Weltweit wird dieses Problem aber bereits seit Jahren genau verfolgt. Schon im Mai beklagte die Organisation der SOS-Kinderdörfer, dass in Flüchtlingsunterkünften immer mehr Kinder verheiratet werden würden.
Vor dem Syrien-Krieg seien 13 Prozent aller syrischen Hochzeiten Kinderehen gewesen, bei denen einer der beiden Partner jünger als 18 Jahre war. Mittlerweile seien es über 51 Prozent. Zwangsehen hätten besonders in Flüchtlingslagern in Jordanien, im Libanon, im Irak und in der Türkei zugenommen.
Weltweit sind es 700 Millionen Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag geheiratet haben, oder verheiratet wurden. Diese Zahl verkündete die internationale Kinderrechtsorganisation "Save the Children" in ihrem Bericht "Jedes Mädchen zählt" im Oktober.
Laut diesem hat Indien den höchsten Anteil an Kinderehen. 47 Prozent der Mädchen unter 18 Jahren seien dort davon betroffen. Am Beispiel Nigerias zeigt die Organisation auf, dass Mädchen aus armen Familien sehr viel häufiger früh verheiratet werden als ihre reicheren Altersgenossinnen. 40 Prozent der armen Mädchen werden in der afrikanischen Region bereits mit 15 Jahren verheiratet. Bei Mädchen, die aus reichen Familien stammen, seien es nur 3 Prozent.
Probleme mit ausländischen Ehen
Was die Fälle in Österreich betrifft, so stellen sich derzeit viele neue Fragen rund um ausländische Ehen. Denn bei vielen Familien gäbe es "Zweitfrauen". Dabei handelt es sich um Frauen, deren Männer mehrere andere Frauen geheiratet haben und die sich scheiden lassen wollen, so Kraker-Kölbl. Rechtlich ist das Thema schwierig, da es noch keine Grundlage dafür gibt.
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