Der südkoreanische Ex-Ministerpräsident Kim Hwang-sik hat sich an die Spitze einer Kampagne gestellt, die erreichen will, dass die beiden österreichischen Krankenschwestern Marianne Stöger und Margit (in Südkorea Margaret) Pissarek mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden. Beide betreuten über Jahrzehnte in Südkorea Lepra-Kranke ehrenamtlich und freiwillig und gaben ihnen menschliche Würde.
"Sie haben einen selbstlosen Geist gezeigt, daher sind sie geeignet den Friedensnobelpreis zu erhalten", zeigte sich Kim im Gespräch mit der APA am Donnerstagabend in Wien überzeugt. Am Tag davor hatten er und seine Mitarbeiter im Vatikan Papst Franziskus getroffen und ihm die Kampagne vorgestellt. In Wien traf Kim nach eigenen Angaben Altbundespräsident Heinz Fischer.
Ferner wurde ein berührender Dokumentarfilm über die Tätigkeit und die Glaubensüberzeugungen der beiden Krankenschwestern aus Tirol gezeigt, in dem Ex-Patienten, Wegbegleiter, Familienangehörige und auch sie selbst zu Wort kommen.
Kranke auf Insel verbannt
Marianne Stöger und Margit Pissarek, heute 84 und 83 Jahre alt, waren Anfang der 1960er-Jahre als Angehörige der Ancillae Christi Regis (Christkönigsschwestern) auf die südkoreanische "Aussätzigen-Insel" Sorok ganz im Süden des Landes gegangen. Vor mehr als 100 Jahren hatte die japanische Besatzungsmacht dort 1916 alle Lepra-Kranken geschickt.
Die Kranken wurden eingesperrt, mussten Zwangsarbeit verrichten, wurden zwangssterilisiert. Selbst als sie geheilt waren, durften sie die Insel nicht mehr verlassen. Es kam zu vielen Selbstmorden.
Die Lage auf der Insel blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Ende der Besatzung und dem Korea-Krieg prekär. Südkorea war damals noch weit von der reichen Industrienation von heute mit bester medizinischer Versorgung entfernt; es herrschte bittere Armut.
Auch herrschte große Angst vor Ansteckungsgefahr - dabei gab es zu dieser Zeit schon Antibiotika gegen die von einem bestimmten Bakterium hervorgerufene Infektionskrankheit, die mit Deformationen der Gliedmaßen einhergehen kann und die in Wahrheit nur schwach übertragbar ist.
Gesunde Kinder Lepra-Kranker auf Sorok wurden den Eltern weggenommen und kamen in ein eigenes Kinderheim. "Menschenrechte wurden damals enorm verletzt", schilderte Ex-Premier Kim die Lage.
Laut dem Film befanden sich 1962, als "Marianne und Margaret" - so auch der Titel der Doku - in Sorok eintrafen, lediglich ein Arzt und zwei Krankenschwestern aus Belgien an Ort und Stelle.
Den Kranken ihre Menschenwürde zurückgeben
Die beiden, speziell in Lepra ausgebildeten Christkönigsschwestern, die als Angehörige eines katholischen Säkularinstituts nicht wie Ordensfrauen im Kloster sondern draußen in der Welt leben, wollten den Kranken ihre Menschenwürde zurückgeben.
Sie kümmerten sich um die Patienten und starteten Medikamenten- und Geldsammelaktionen, um die medizinische Infrastruktur zu verbessern. Unterstützung kam vor allem von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö).
Die "Lepra-Station" auf Sorok entwickelte sich schließlich zu einer weltweit renommierten Pflege-und Forschungseinrichtung.
2005 verließen Marianne Stöger und Margit Pissarek Sorok schließlich schweren Herzens und leben wieder in Tirol: Eine der beiden war an Krebs erkrankt. Außerdem wollten sie dort, wo sie geholfen hatten, im Alter niemandem zur Last fallen.
Ex-Premier Kim, selbst evangelischer Christ, will die Nominierung der beiden Österreicherinnen, die u.a. in Südkorea die Ehrenstaatsbürgerschaft erhielten sowie den "Manhae-Preis für soziales Handeln", im Jänner kommenden Jahres einbringen. So könnten sie 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden.
Bis dahin will er die Kampagne in weiteren Ländern vorstellen. "Sie haben für die ganz, ganz Armen Liebe gezeigt und damit vielen in Korea das Herz berührt, sie haben viele beeindruckt. Wir wollen ihr Leben bekannt machen und ihnen damit die Ehre erweisen." © APA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.