Aus Spaß wurde bitterer Ernst: Eine junge Zuschauerin wird während eines Fastnachtsumzugs in einem "Hexenkessel" verbrüht. Niemand will es gewesen sein, alle verstecken sich hinter ihrer Maske. Nun müssen Richter sich mit dem Fall befassen.
Vor zehn Monaten erlitt eine junge Frau bei einem Fastnachtsumzug schwere Verbrühungen in einem "Hexenkessel" - nun hat der Prozess gegen einen 33-jährigen Teilnehmer des Umzuges begonnen.
Über seinen Verteidiger ließ er die Vorwürfe am Montag am Amtsgericht Heilbronn zurückweisen: Es sitze der Falsche auf der Anklagebank, sagte Anwalt Manfred Zipper. Dem Versicherungsfachmann wird fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen.
Sein Mandant sei "von den Socken" gewesen, als er gehörte habe, dass er derjenige gewesen sein soll, der eine 18 Jahre alte Zuschauerin über einen dampfenden Kessel mit brühend heißem Wasser gehalten haben soll. Die junge Frau geriet bei dem Umzug am 3. Februar in Eppingen (Baden-Württemberg) mit den Beinen in das Wasser.
Verletzte Frau hat bis heute Beschwerden
Zusammen mit dem Angeklagten zogen 18 weitere Hexen der freien Gruppe "Bohbrigga Hexenbroda" mit dem Kessel durch Eppingen. Alle trugen Plastikmasken. Der Angeklagte brachte seine Maske zu Anschauungszwecken mit in den Gerichtssaal.
Die 18-Jährige konnte den Angeklagten am Montag nicht als die "Hexe" identifizieren, die sie über den Kessel hielt. Eine "Hexe" habe sie an der Hüfte gepackt, eine zweite an den Knien. Noch eine weitere habe den Deckel vom Kessel hochgehoben.
Die junge Frau musste mehrere Wochen ins Krankenhaus. Ihr wurde Haut transplantiert. Da Gefäße verletzt wurden, konnte sie eine Weile nicht richtig laufen und sitzen. Die Beine sind vernarbt. Beschwerden hat sie nach eigenen Angaben bis heute.
Dem Angeklagten drohen bei einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Das Verfahren wird am Mittwoch fortgesetzt. Das Amtsgericht hat 43 Zeugen auf der Liste. © dpa
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