Am Landesgericht Eisenstadt hat am Dienstag der bisher größte Prozess in der Causa Commerzialbank Mattersburg ohne den schwer kranken Ex-Bankchef Martin Pucher begonnen.

Mehr Panorama-News

Angeklagt in der Causa Commerzialbank Mattersburg sind die frühere Bankvorständin Franziska Klikovits und drei Unternehmer, deren zahlungsunfähige Betriebe laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) durch "unredliche Gewährung von Kreditmitteln" und Übergabe von Bargeld aus der Bank künstlich am Leben erhalten worden sein sollen.

Die Unternehmer aus dem Bezirk Mattersburg, die Ex-Bankchef Martin Pucher seit Jahrzehnten kannten und ihre Firmenkonten bei der Bank hatten, sollen Scheinrechnungen ausgestellt und veruntreute Gelder aus der Bank erhalten haben. Eigentlich dürften ihre Firmen seit 2003, 2005 bzw. 2008 und 2009 weitgehend zahlungsunfähig gewesen sein, wovon die Bank auch gewusst habe, hielt die WKStA fest. Von einer "realistischen Rückzahlung des Kredites" hätten Pucher und Klikovits nicht ausgehen können und die Kredite hätten folglich nicht gewährten werden dürfen.

Verfahren gegen Ex-Bankchef Pucher ausgeschieden

Von 2007 bis 2019 sollen in Form von Bargeld rund 39 Mio. Euro an die drei Unternehmen geflossen sein. Insgesamt wird der Schaden durch die Bargeldübergaben und "unredlichen Kreditvergaben" mit 70 Mio. beziffert. Verschleiert wurden die Entnahmen aus dem Tresor laut WKStA mit gefälschten Schecks und fingierten Ausgangsrechnungen der Firmen. Der Staatsanwalt attestierte Pucher beim Fälschen der Unterschriften auf den Schecks "großes Talent", seine Fälschungen seien kaum von den Originalunterschriften der betroffenen Personen zu unterscheiden gewesen.

Geplant sind in der Causa vorerst zehn Verhandlungstage bis 6. März. Ex-Bankchef Pucher wird bei keinem Termin dabei sein. Er ist laut einem vom Gericht in Auftrag gegebenen Gutachten nicht verhandlungsfähig. Sein Verfahren wurde ausgeschieden, es wird nicht in seiner Abwesenheit verhandelt.

Vorgeworfen wird Klikovits und den drei Unternehmern unter anderem Veruntreuung von Bankgeldern, Untreue, betrügerische Krida, Geldwäscherei und Bilanzfälschung. Der Strafrahmen liegt für alle bei ein bis zehn Jahren Haft. (apa/bearbeitet von nap)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.