Die Tochter des verurteilten Vergewaltigers Dominique Pelicot, die unter dem Namen Caroline Darian bekannt ist, hat am Mittwoch Klage gegen ihren Vater eingereicht. Die Vorwürfe, er habe nicht nur die Mutter Gisèle Pelicot, sondern auch seine eigene Tochter sediert und missbraucht, stehen schon länger im Raum.
Am Tag der Veröffentlichung ihres Buches "Pour que l'on se souvienne" (zu Deutsch: "Damit wir uns erinnern") hat die Tochter des verurteilten Vergewaltigers Dominique Pelicot laut BFMTV beim Gericht in Versailles Klage gegen ihren Vater eingereicht. Die 46-Jährige, bekannt unter dem Pseudonym Caroline Darian, wirft ihm vor, dass er sie ebenso wie ihre Mutter Gisèle Pelicot im Zeitraum von 2010 bis 2020 sediert und missbraucht haben soll.
Der Tatvorwurf lautet unter anderem "Vergewaltigung und versuchte Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe und Verabreichung einer Substanz, die die Urteilsfähigkeit beeinträchtigt, um Vergewaltigungen zu begehen". Mit ihrem Buch will sie Vergewaltigungsopfern, die "weder Beweise noch Erinnerungen" haben, eine Stimme geben.
Auf Dominique Pelicots Computer wurden Indizien gefunden
Die Anwältin von Caroline Darian, Florence Rault, kritisiert, dass die auf dem Computer gefundenen Indizien nicht schon früher näher untersucht wurden. Unter anderem waren darauf zwei Fotos von Caroline Darian gefunden worden, die sie bewusstlos in einem fremden Slip zeigen – in der gleichen Position liegend wie ihre Mutter, bevor sie von Unbekannten vergewaltigt wurde. Zudem hatten die Ermittler Fotos gefunden, die Namen trugen wie "Meine Tochter nackt am 9. Juli 2020" oder "Mutter-Tochter-Vergleichsmontage von vorne".
Des Weiteren interessant ist eine Konversation auf Skype mit einem anonymen Nutzer, dem Dominique Pelicot Nacktbilder und -videos von seiner Tochter geschickt hatte. Weder wurde ermittelt, wo sich der fremde Slip befindet, noch wer hinter dem Skype-Nutzer steckt. Die Anwältin bedauert, dass sich das Verfahren auf Gisele Pelicot beschränkt hatte: "Es wurde nicht nach der Wahrheit für ihre Tochter gesucht", sagt sie in ihrer Klageschrift.
Keine toxikologischen, medizinischen oder gynäkologischen Gutachten angeordnet
Auch, dass weder toxikologische, medizinische noch gynäkologische Gutachten angeordnet wurden, prangert Florence Rault an. Für die Anwältin von Caroline Darian lässt der Skype-Austausch "wenig Zweifel an den Absichten von Dominique Pelicot". Sie bedauert, "dass keine der zurechenbaren Straftaten, für die es schwerwiegende und übereinstimmende Indizien gibt, untersucht wurden".
Dominique Pelicot wurde im Dezember letzten Jahres wegen "Verletzung der Intimsphäre durch Aufnahmen von Bildern einer Person mit sexuellem Charakter" verurteilt, aber nicht wegen Vergewaltigung an seiner Tochter. Darüber hinaus hatte er 20 Jahre Haft für die schwere Vergewaltigung seiner Ehefrau bekommen. Dominique Pelicot hatte während des Prozesses in Avignon jegliche Sedierung oder Vergewaltigung seiner Tochter abgestritten. Auf die Frage, ob er seine Tochter berührt habe, hatte er geschrien: "Niemals! Ich habe dich nie berührt!" Caroline Darian hatte daraufhin lautstark geantwortet: "Du lügst!", bevor sie weinend den Gerichtssaal verlassen hatte.
Das wollen Caroline Darian und ihre Anwältin erreichen
Caroline Darian und Florence Rault wollen, dass in einer weiteren Gerichtsverhandlung "diese Straftaten ernsthaft und gründlich verfolgt und untersucht werden". Die Tochter wünscht sich, dass ihr Vater zu der Sedierung und dem Missbrauch befragt wird. Mit ihrer Organisation "M'endors pas" (Deutsch: "Schläfer mich nicht ein") setzt sie sich für den Kampf gegen chemische Unterwerfung ein.