In ihrer Jugend war sie ein Junge und wurde verspottet. Heute weiß die 36-jährige Frau, warum sie so anders war als die Kinder in der Schule. Mit 19 stellten Ärzte bei Lisa-Lee Dark eine seltene Krankheit fest.

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Die Britin durchlebte in ihrer Jugend die Hölle. "Als ich aufwuchs, wollte ich einfach nur sterben", erzählt Lisa-Lee Dark dem Newsportal "Wales Online". "Die anderen Kinder haben schon ganz früh mitbekommen, dass ich anders war. Ich sollte ein Junge sein, aber ich war ziemlich weiblich und sah eher wie ein Mädchen aus."

Beschimpfungen und Missbrauch

Und Kinder können grausam sein. Ihre Kindheit verbrachte die heutige Opernsängerin daher vornehmlich ohne Gleichaltrige: "Ich war ein Einzelgänger und meine einzige Freundin war ein Mädchen. Die anderen beleidigten mich mit typischen Schwulen-Schimpfwörtern wie 'Tunte'. Außerdem wurde ich jeden Tag getreten und geschlagen. Leute haben mir ins Gesicht gespuckt und Steine nach mir geworfen. Einige haben sogar mit Hundefäkalien nach mir geworfen oder mich damit eingeschmiert."

Erst als Lisa-Lee Dark in der Pubertät Brüste wuchsen, kam bei Eltern und Ärzten der Verdacht auf, dass etwas nicht stimmt. Zunächst attestierten die Mediziner der Frau ein hermaphrodites Syndrom, das sie mit männlichen Hormonen behandelten. Als Dark 19 Jahre alt war, stand die tatsächliche Diagnose dann endlich fest: andrenogenitale Hyperplasie.

Seltene Krankheit

"Im Mutterleib war ich zu vielen Testosteronen ausgesetzt, daher waren meine weiblichen Genitalien vergrößert, sodass sie wie ein Penis aussahen", erklärt Dark das Krankheitsbild. "Das kann dazu führen, dass neugeborene Mädchen für Jungen gehalten werden, auch wenn Eierstöcke und Gebärmutter intakt sind." Normalerweise wird eine andrenogenitale Hyperplasie früh erkannt. Im Fall von Lisa-Lee Dark schöpften Mediziner jedoch erst Verdacht, als sie schon 15 Jahre alt war.

Ein neues Leben

Heute ist Dark offiziell als Frau anerkannt, muss sich in diese neue Rolle aber erst hineinfinden. Sie selbst beschreibt sich als tendenziell intersexuell und als "irgendwo in der Mitte". Erst kürzlich fand sie den Mut, auch wegen sexuellen Missbrauchs, den sie in ihrer Jugend erlitten hatte, zur Polizei zu gehen.

Ihren Lebensmut schöpft die 36-Jährige aus ihrer Musik. Sie hat bereits mehrere Alben veröffentlicht und gesteht: "Wenn ich die Musik nicht hätte, wäre ich nicht mehr am Leben."  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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