Die Pandemie ist vorbei und trotzdem blitzen hin und wieder Erinnerungen an sie auf. Auch wenn die Zeit traurig, anstrengend und zehrend war, gab es sie doch: vereinzelte Lichtblicke.

Mehr Panorama-News

Fünf Jahre ist es her, dass weltweit der erste offizielle Corona-Fall gemeldet wurde. Besonders das erste Corona-Jahr hat den Menschen weltweit viel abverlangt, einigen auch zu viel. Manche kämpfen immer noch mit den Nachwehen ihrer Infektionen – oder auch mit den sozialen Folgen der Pandemie.

Und doch gab es während dieser herausfordernden Zeit immer wieder auch Lichtblicke, schöne, teils auch kuriose Momente und Begegnungen, die Mut gemacht haben. Auf solche Momente möchten wir zurückblicken.

Darf ich mir deinen Hund ausleihen?

"Wenig Tageslicht, schlechtes Wetter und die Sorge vor einer Ansteckung machten sich vor allem in den Wintermonaten der Corona-Pandemie bemerkbar und sorgten für – sagen wir mal vorsichtig – gedämpfte Stimmung. Mein Bekanntenkreis sah sich durch die Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren noch vor eine weitere Herausforderung gestellt: Was ist zu tun, wenn alle Corona-konformen Hobbys abgearbeitet sind und das Zuhause bereits in jeder erdenklichen Weise optimiert wurde?

Gretchen machte den Beweis: Auch ein Hund hat irgendwann keine Lust mehr aufs Gassigehen. © Nelly Grassinger

Eine Lösung, die offenbar mehreren meiner Freunde in den Sinn kam: Wie wäre es denn mit einem Hund, um die Zeit bis zur Sperrstunde mit einem Spaziergang voll auszunutzen? Ganz unverfänglich Gassi gehen und auf andere Gedanken kommen. Da stellte sich nur die nächste Frage: Woher den Hund nehmen, wenn kein eigenes Haustier einziehen soll?

Der Blick fiel dabei auf mich, beziehungsweise auf meine tierische Mitbewohnerin. Es klopfte gleich mehrmals jemand vorsichtig bei mir an, ob meine Hündin nicht für einen kleinen Ausflug entliehen werden könnte.

Die musste allerdings zu meiner eigenen Beschäftigung mehrmals am Tag in den Park, in den Wald und am besten noch dreimal um den Block spazieren und hatte überhaupt kein Interesse an zusätzlichen Gassirunden. Deshalb endete der erste Verleihversuch damit, dass ich sie doch bitte wieder abholen sollte. Denn der Hund hatte sich bereits nach fünf Minuten trotzig auf den Boden geworfen und jeden weiteren Schritt verweigert."

Nelly Grassinger

+++

Hochzeit Corona-Style

"'Ich will auch endlich einen Hochzeitstag haben', dachte ich. Also fragte ich meinen Freund einfach. Gut, vielleicht habe ich ein wenig gejammert. Und so eine Winterhochzeit wäre doch auch was Feines... Subtil kann ich.

Mit seiner Antwort hatte ich in der Form nicht gerechnet. Ob ich in acht Wochen alles organisieren könnte? Was soll ich sagen, Herausforderung angenommen!

Zu fünft auf dem Standesamt: Jessika Koch und ihr Mann heirateten mit zwei Trauzeugen und ihrer kleinen Tochter. Mehr Gäste waren zu der Zeit nicht erlaubt. © Koch

Mein perfektes Kleid hatte ich schon vor Zeiten entdeckt, so war es schnell bestellt. Als perfektes Accessoire gab es einen Mundschutz mit goldenem Schriftzug. Auch ein Standesamt war direkt gefunden und unser Wunschtermin – zwei Tage vor Weihnachten 2020 – sogar noch frei.

Aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen durften wir nur zwei Trauzeugen mitnehmen. Somit benannten wir je eines unserer Elternteile, die anderen beiden mussten draußen warten. Sogar eine Fotografin konnten wir unkompliziert buchen. Sie durfte zwar ebenfalls nicht mit ins Standesamt, hat uns aber den Rest des Tags fotografisch begleitet.

Einzig meinen vereinbarten Friseurtermin konnte ich aufgrund verschärfter Regeln nicht wahrnehmen und musste mir kurzfristig jemanden unerlaubterweise (privat) organisieren. Auch Essen im Restaurant fiel aus. Also haben wir es uns zu Hause schön gemacht, samt Torte und leckerem Essen vom Italiener. Mit heruntergelassenen Jalousien, denn sicher ist sicher.

Dieser Tag war trotz der Umstände genau so, wie wir ihn uns gewünscht hatten. Unsere wichtigsten Menschen waren dabei. Und man hat noch dazu immer etwas zu erzählen."

Jessika Koch

+++

Wir gründen einen virtuellen Fußballverein

"Können Sie sich vorstellen, wie es sich anhört, wenn elf Männer sich im Audiochat über ein Fußballmatch unterhalten? Und dann auch noch über ein Spiel, das sie selbst mit dem Controller steuern? Da geht's, vorsichtig ausgedrückt, drunter und drüber.

© Philipp Scheiner

Die Idee dazu hatte ich gemeinsam mit drei Kumpels. Komm, wir gründen einen Fußballverein - online, im Videospiel FIFA 20. In einem speziellen Modus war es möglich, dass jeder von uns seinen eigenen Spieler steuert. Verbunden sind wir alle per Audiochat. Und so sitzen wir Corona-konform, jeder bei sich daheim auf dem Sofa, mit dem Headset vor der Konsole.

Die "Goldenballs" arbeiteten sich bis in Liga 1 hoch. © Philipp Scheiner

Schnell haben noch mehr Freunde Lust auf Zocken "mit den Jungs" und bald haben wir alle elf Spieler für unsere Mannschaft zusammen. Ich spiele also nahezu jeden Nachmittag oder Abend als Flügelstürmer für unser Team, die "Goldenballs". Über die Wochen hinweg werden wir so gut, dass wir im FIFA-Ligensystem von Liga 10 bis in Liga 1 aufsteigen.

Dann ist der Lockdown vorbei - und so auch die glorreiche Zeit der "Goldenballs". Uns allen hat das Zusammensein - wenn auch nur online - aber unfassbar viel Kraft gegeben. Es fühlt sich irgendwie falsch an, das über eine Corona-Hauptphase zu schreiben, aber es ist, was diesen kleinen Teil angeht, nun mal so: Das war eine geile Zeit, Jungs!"

Philipp Scheiner

+++

Spektakuläre Drohnen-Rettung nach Bruchlandung

"Es gibt Geschichten, die ereignen sich wohl nur in isolationsbedingten Corona-Zeiten. Es war ein sonniger Tag Anfang April 2020 – rund eine Woche zuvor trat der erste Lockdown in Kraft.

Nach einigen Mühen vom Dach gefischt: die abgestürzte Drohne. © Lena und Michael Schleicher

Meine Frau und ich saßen in unserer Homeoffice-Mittagspause auf dem Balkon, um ein paar frühlingshafte Sonnenstrahlen abzubekommen, als wir ein lautes Surren hörten. Eine Drohne tauchte im Innenhof auf, die einige Meter vor uns schwebte und uns beim Kaffeetrinken beobachtete.

Dann verlor der quarantänegeplagte Bewohner aus dem Nachbarhaus die Kontrolle über sein Fluggerät, die Drohne krachte gegen unsere Wand und verfing sich (glücklicherweise) auf dem nahegelegenen Dach. Der Nachbar lugte aus dem Fenster, der Absturz war ihm sichtlich unangenehm.

Was folgte, war eine spektakuläre Rettungsaktion – denn die Drohne war von unserem Balkon aus nicht zu erreichen. Wir bastelten eine Konstruktion aus Wischmopp und Seil, mit einem selbstgebauten Lasso gelang es meiner Frau tatsächlich, das – laut Internet-Recherche – 400 Euro teure Stück einzufangen und in Sicherheit zu bringen.

Zum Dank gab es vom Bruchpiloten eine Flasche Wein. © Lena und Michael Schleicher

Der Nachbar holte seine Drohne daraufhin ab – natürlich kontaktlos. Das Fluggerät legten wir vor unsere Tür, zum Dank stellte der glückliche Bruchpilot eine Flasche Weißwein davor. Eine Geschichte, an die ich auch über viereinhalb Jahre später noch immer mit einem Schmunzeln zurückdenke."

Michael Schleicher

+++

Die beste Entscheidung

"Mein Studium habe ich ab dem vierten Semester unter Corona-Bedingungen online beendet. Ausgerechnet das vierte hätte aber mein Auslandssemester sein sollen.

Die Koffer waren gepackt, in einer halben Woche sollte es losgehen nach Los Angeles. Dann machte der damalige US-Präsident Donald Trump die Grenzen dicht, ich musste umdisponieren, das Semester schieben.

Ein Jahr später im sechsten Semester fuhr ich statt in die USA nach Wien. Trotz zwischenzeitlichem Lockdown und noch strengeren Regeln als in Bayern war das die beste Entscheidung. Die ganze Stadt war leer, ich konnte so viel spazieren gehen, wie ich wollte, und die Stadt ganz in Ruhe, ohne viele Touristen, genießen. Das hat in der ganzen Corona-Zeit sehr gutgetan."

Laura Czypull

+++

Eine ganz neue Beziehung

"Schon als Kind hatte ich Meerschweinchen. Und als Erwachsene wieder, seit meiner ersten WG vor 20 Jahren. Ich mag die Tiere einfach. Sie sind freundlich, wenn auch oft sehr schreckhaft.

Carlotta (l.) und Valentino bei dem, was sie am besten können: Leute anbetteln und dabei süß ausschauen. © Anita Klingler

Corona hat der Beziehung zu meinen Tieren eine völlig neue Dimension verschafft. Es klingt vielleicht blöd: Sie waren es einfach nicht gewohnt, dass die ganze Zeit jemand zu Hause war. Nun hockte ich ihnen quasi ständig im Nacken, weil mein "Büro" über Monate aus unserem Küchentisch bestand.

Das fanden sie zunächst reichlich seltsam, gewöhnten sich aber daran - mit einem schönen Nebeneffekt: Sie quatschten plötzlich mehr mit mir, kamen ständig angedackelt und wollten Aufmerksamkeit. Wir fingen an zu üben, kleine Tricks zu lernen. Seither bedeutet das Kommando "Auf geht's!", dass man ans andere Ende des Raums getrabt kommt und sich eine Portion Erbsenflocken abholt. Dabei beeilen sich die drei dermaßen, dass sie beinahe übereinander kullern. Was mich damals wie heute zum Lachen bringt."

Anita Klingler

+++

Haben Sie in der Corona-Zeit auch solche Momente erlebt, an die Sie gerne zurückdenken und die diese anstrengenden Jahre leichter gemacht haben? Schreiben Sie uns!

Mit Klick auf "Feedback" beziehungsweise "Feedback an die Redaktion" links unter diesem Artikel können Sie uns Ihre Nachricht direkt zukommen lassen. Vergessen Sie dabei bitte nicht anzukreuzen, dass wir Ihre Zuschrift veröffentlichen dürfen. Geben Sie in Ihrer Nachricht an unsere Redaktion gerne auch Ihren Vornamen und Ihr Alter an, wenn Sie einverstanden sind, dass wir diese Angaben mit Ihrer Zuschrift veröffentlichen.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.