Nach den Anschlägen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch ist gegen einen 18-Jährigen Anklage erhoben worden. Der Mann soll das Live-Video des Anschlags verbreitet haben. Von einer direkten Beteiligung an der Tat gehen die Ermittler jedoch nicht aus.
Im neuseeländischen Christchurch ist ein 18-Jähriger vor Gericht angeklagt worden, weil er das Live-Video des Anschlags in der dortigen Al-Noor-Moschee verbreitet hat. Das berichtet unter anderem die Zeitung "New Zealand Herald".
Gegen den 18-Jährigen, dessen Name von Richter Stephen O'Driscoll am Montag nicht genannt wurde, werden zwei Anklagen erhoben: Neben dem Teilen des Live-Streams des Attentäters wird ihm die Veröffentlichung eines Fotos der Moschee mit dem Satz "Ziel erreicht" und weiterer Chat-Nachrichten, die zur "Anstiftung von extremer Gewalt" dienen, zur Last gelegt. Weitere Details zu den Vorwürfen würden vorerst jedoch nicht öffentlich gemacht.
Bis zu 14 Jahre Haft pro Anklagepunkt
Die Ermittler gehen bislang nicht davon aus, dass der junge Mann direkt in die Anschläge auf zwei Moscheen in Christchurch verwickelt ist.
Laut Staatsanwaltschaft drohen dem jungen Mann maximal 14 Jahre Haft pro Anklagepunkt. Eine Freilassung auf Kaution lehnte der Richter ab. Der 18-Jährige soll am 8. April wieder vor Gericht erscheinen.
Bei den Anschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch waren am Freitag 50 Menschen erschossen und 50 weitere verletzt worden.
Als mutmaßlicher Attentäter gilt der rechtsextreme Australier Brenton Tarrant, der seine Bluttat live per Kamera im Internet übertrug. Tarrant wurde festgenommen und des Mordes beschuldigt.
Attentäter Tarrant will sich selbst verteidigen
Wie Tarrants Pflichtverteidiger am Montag mitteilte, will sich der 28-jährige Australier selbst vor Gericht verteidigen. Tarrant habe angegeben, er wolle keinen Anwalt, sagte Verteidiger Richard Peters der Nachrichtenagentur AFP.
In Australien wurden unterdessen zwei Wohnungen in Verbindung zu dem mutmaßlichen Attentäter durchsucht.
Wie die Polizei mitteilte, erfolgten die Durchsuchungen in den Orten Sandy Beach und Lawrence im Bundesstaat New South Wales nahe der Ortschaft Grafton, aus welcher Tarrant stammt.
Das "vorrangige Ziel" der Durchsuchungen sei die Suche nach Material, "das der neuseeländischen Polizei in den laufenden Ermittlungen helfen kann", erklärte die australische Polizei. Tarrants Familie unterstütze die Polizei weiter bei den Ermittlungen.
Tarrant verbrachte seine Jugend in Grafton. In den vergangenen zehn Jahren reiste er viel ins Ausland. Zuletzt lebte er im neuseeländischen Dunedin.
Australiens Innenminister Peter Dutton sagte am Montag, Tarrant habe in den vergangenen drei Jahren lediglich 45 Tage in Australien verbracht. Er habe auf keiner Gefährderliste gestanden.
Neuseeland prüft Waffengesetze
Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern teilte am Montag mit, das Kabinett habe sich "prinzipiell" auf eine Verschärfung der Waffengesetze verständigt. Die Reformen würden in den kommenden Tagen vorgestellt.
In Christchurch wurden unterdessen dutzende Gräber für die Anschlagsopfer ausgehoben. Wann die Beisetzungen beginnen können, ist angesichts der gerichtsmedizinischen Untersuchungen aber noch unklar.
Ardern erklärte, sie gehe davon aus, dass die Toten bis Mittwoch ihren Familien übergeben werden könnten. (afp/dpa/dh)
Verwendete Quellen:
- dpa
- afp
- New Zealand Herald: "Christchurch shootings: Teen charged with sharing live-stream refused bail"
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