(ak/as) - In der Causa Kampusch gibt es einen neuen Aufreger: Der inzwischen suspendierte Polizist, der auf eigene Faust in einer Volksschule ermittelte, soll Geld für seine Nachforschungen erhalten haben. Das geht aus Informationen hervor, die Ö1 vorliegen.

Mehr Panorama-News

Demnach ist der Sender im Besitz von SMS, die belegen, dass Polizist Josef Winkler sich für seine Recherchen nach einer angeblichen Tochter von Natascha Kampusch kaufen ließ. Dafür wollte er an eine DNA-Probe einer achtjährigen Volksschülerin kommen. Ö1 liegen die Hinweise dazu "schwarz auf weiß" vor und es gäbe sogar eine "Bestätigung von jener Person, die gezahlt hat", heißt es auf der Website des Senders. Es handle sich dabei um einen fünfstelligen Eurobetrag.

Von wem kam das Geld?

Doch wem ist es so viel Geld wert, dass bewiesen werden soll, dass ein Kind von Kampusch existiert? In der ersten SMS von Winkler, die er an Ö1 schreibt, formuliert der Polizist, dass er die begonnenen Ermittlungen seines verstorbenen Kollegen und Freunds Oberst Kröll weiterführen wollte: "Oberst Kröll war ein Freund. Die Kollegen in Wien haben nur gebremst. Er hatte es schwer in Wien", heißt es in der Kurznachricht. Kröll, der ehemalige Chefermittler in der Causa Kampusch, war von Anfang an überzeugt, dass es neben dem Entführer Priklopil noch einen zweiten Mittäter gab. Franz Kröll nahm sich nach Einstellungen der Ermittlungen 2010 das Leben.

In einer weiteren SMS an Ö1 wird Winkler konkreter und der Hintermann der DNA-Suche wird genannt. Demnach ging das "Ermittlungshonorar" von Franz Krölls Bruder, Karl Kröll, an Winkler. Karl Kröll war der Überzeugung, dass sich sein Bruder nicht das Leben nahm, sondern ermordet wurde. Winkler sollte also in Karl Krölls Auftrag den Fall weiter verfolgen.

Nicht nur "Honorar" sondern auch "Schweigegeld"?

Das Pikante an der Sache ist allerdings, dass Josef Winkler bei ersten Verhören wegen seiner illegalen Ermittlungen den ehemaligen Höchstrichter Johann Rzeszut als Hintermann der DNA-Suche in der Schule nannte. Laut Ö1 habe Winkler das aber nur gemacht, da er dachte, Rzeszut würde von den Medien nicht "angegriffen". Anfang März wurde es Winkler aber anscheinend zu heiß und er beschließt Karl Kröll öffentlich zu beschuldigen. Laut einer weiteren SMS von einem angeblichen Anwalt Winklers wollte der Polizist damit groß an die Öffentlichkeit.Da das aber bis jetzt nicht passiert ist und der Name Karl Kröll nur auf offensichtlich hartnäckige Recherche des ORF ans Licht kam, wirft es weitere Frage nach einer eventuellen Schweigegeldzahlung auf.

Dem widerspricht allerdings Karl Kröll: Winkler habe von ihm lediglich ein "Honorar" bekommen. "Ich wollte ja nur, dass wir eine DNA bekommen", so Kröll laut Ö1. "Für mich kein Problem, Winkler hat in der Schule nichts verheimlicht, das war ja kein Amtsmissbrauch."
Diesen Tatverhalt prüft aber derzeit noch die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, für die der Fall nun mit einer Honorar- und eventuellen Schweigegeldzahlung eine neue Dimension bekommen dürfte.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.