Nach dem Brunnenmarkt-Mord in Wien hat die SoKo die schlechte Vernetzung der Behörden kritisiert. Niemand habe sich um den obdachlosen, psychisch kranken Täter gekümmert.

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Rund 14 Monate, nachdem der Keniar Francis N. eine Frau mit einer elf Kilo schweren Eisenstange erschlagen hatte, hat die Sonderkommission ihren Abschlussbericht zum Brunnenmarkt-Mord vorgestellt.

Dabei kritisieren die Ermittler die schlechte Vernetzung der Behörden, da der Täter Francis N. bereits vor seiner Tat polizeibekannt war.

Francis N. fiel bereits im Herbst 2010 auf, im Juni 2011 wurde er nach dem Suchtmittelgesetz verurteilt.

Keine Bewährungshilfe trotz offensichtlicher Störung

Laut dem Bericht sei es ein klares Versäumnis gewesen, dass mit der verhängten Bewährungsstrafe keine Bewährungshilfe angeordnet wurde. Der 22-Jährige war bei seiner Verurteilung bereits obdachlos, sprach kaum Deutsch, hatte den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen und verweigerte ebenso jeden Kontakt zu den Behörden.

"Es wurde nicht das Falsche getan, sondern das Richtige unterlassen", bilanzierte SoKo-Vorsitzender Helfried Haas am Dienstag im Justizpalast bei der Vorstellung des Berichts.

Im Herbst 2013 wurde Francis N. ein zweites Mal verurteilt, ohne dass ihm ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt wurde. Laut dem Bericht der SoKo war bereits zu diesem Zeitpunkt offensichtlich, dass der Kenianer unter einer psychotischen Störung leide.

Kein Informationsaustausch aus Datenschutzgründen

"Viele Institutionen wussten ein bisschen etwas, keiner hatte den Überblick", sagte Haas zur mangelhaften behördlichen Vernetzung.

So fiel einem Polizeiamtsarzt der Zustand des Mannes bei einer Untersuchung nicht auf.

Das Ergebnis der von der Jusitzanstalt veranlassten psychologischen Untersuchung wurde aus Datenschutzgründen nicht an die Chefärztin der Generaldirektion für den Strafvollzug weitergeleitet.

Die SoKo bilanziert, dass gesetzliche Verschwiegenheitspflicht nicht dazu führen dürfe, dass den Justizbehörden relevante diagnostische Informationen vorenthalten werden dürften.

Sie fordert klare Richtlinien für künftige Ermittlungen. (arg)

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