Wenige Meter vor seinem Lkw tut sich der Abgrund auf: Der Fahrer des kleinen Lastwagens konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, als die Brücke in Genua unmittelbar vor ihm einstürzte. Nun hat der 27-Jährige die verheerende Katastrophe aus seiner Sicht geschildert.

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Ein blau-grüner Lkw steht einsam auf einer Autobahnbrücke, vor ihm klafft eine gigantische Lücke im Beton: Es sind apokalyptische Bilder, die schon jetzt zum Symbol des verheerenden Einsturzes der Morandi-Brücke in Genua geworden sind.

Der kleine Lastwagen der Supermarktkette Basko steht immer noch dort oben auf den Resten des Viadukts. Luigi, der Fahrer des Lastwagen, ist inzwischen zu Hause.

Körperlich ist er zwar unversehrt, er steht jedoch unter Schock, wie der Arbeitgeber Luigis in der italienischen Zeitung "Secolo d'Italia" berichtet.

Der 27-Jährige hat den Einsturz der Brücke unmittelbar miterlebt: Wenige Meter vor ihm ist die 40 Meter hohe Brücke in Schutt und Staub zerbröselt.

"Ich sah es mit den anderen abstürzen"

Die Autobahn sei wie üblich sehr voll gewesen, als er am Dienstag über die Unglücks-Brücke fuhr. Das erzählte er mittlerweile der Zeitung "La Repubblica" und wie knapp er mit dem Leben davonkam: "Ich konnte mich retten, weil ein Auto mich überholte und ich verlangsamte."

Er habe noch gesehen, wie ihn das andere Fahrzeug links überholte - dann sei es plötzlich verschwunden. "Ich sah es mit den anderen abstürzen, habe schlagartig gebremst, den Rückwärtsgang eingelegt."

In letzter Sekunde brachte Luigi seinen Lkw zum Stehen, das zeigen die Bilder. Dann sei er in strömendem Regen über die Autobahnbrücke zurückgelaufen. "Ich habe die Tür [des Lkw, Anm.d.Red.] geöffnet und bin geflüchtet."

Auf einem Video wischen sogar noch die Scheibenwischer des Fahrzeugs hin und her. Auch der Motor ist noch gelaufen.

Auch andere ließen ihre Fahrzeuge auf der Brücke einfach stehen und rannten davon. Sie stehen immer noch dort. Die Staatsanwaltschaft habe aus Ermittlungsgründen noch nicht angeordnet, sie abzuschleppen, erklärte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Früher oder später werde das aber passieren.

Luigi steht den Ermittlern laut "Secolo d'Italia" bei der Aufklärung zur Verfügung. Im Moment wolle er sich aber nicht mehr an das Grauen erinnern, das sich direkt vor ihm abgespielt hat. (jwo)

Verwendete Quellen:

Autobahnbrücke in Genua eingestürzt: Augenzeuge filmt tödlichen Einsturz

Augenzeuge filmt tödlichen Autobahn-Brückeneinsturz in Genua © ProSiebenSat.1
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