Die Zeitungsbranche befindet sich im Umbruch: Immer häufiger setzen deutsche Medienhäuser auf neue Konzepte für ihre Sonntagsausgaben. Auch zwei Berliner Tageszeitungen stellen ihre gedruckten Sonntagsausgaben ein und bauen digitale Angebote aus.

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Abonnenten gleich zweier Berliner Tageszeitungen müssen sich gerade umstellen. Die gedruckten Sonntagsausgaben landen nicht mehr in ihrem Briefkasten. Deutsche Medienhäuser setzen immer häufiger am Sonntag auf alternative Konzepte.

Neue Konzepte bei "Tagesspiegel" und "Berliner Morgenpost"

Der "Tagesspiegel" in der Hauptstadt bringt am Samstag (6.4.) eine neue Wochenendausgabe heraus, die die Inhalte der bisherigen Samstags- und Sonntagsausgaben kombiniert und die digital flankiert werden. Der Verlag, der zum Holtzbrinck-Portfolio (DvH Medien GmbH) zählt, bietet zudem sonntags eine rein digitale Ausgabe ("Wochenende Plus") an.

Auch die "Berliner Morgenpost" der Funke Mediengruppe hat ihre gedruckte Sonntagsausgabe seit April eingestellt. Sonntags gibt es nun eine rein digitale Ausgabe. Zugleich wurde die Samstag-Ausgabe ausgebaut.

Mehrere Berliner Zeitungshäuser haben bislang die Zustellung ihrer Sonntagsblätter gemeinsam gesteuert. Rechnet sich das Geschäft mit der Zustellung der gedruckten Tageszeitung nicht mehr?

Die Funke Mediengruppe teilte auf dpa-Anfrage bezogen auf die "Berliner Morgenpost" mit: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu Geschäftszahlen nicht äußern. Aber eine robuste wirtschaftliche Perspektive für die Sonntagsausgabe haben wir nicht mehr gesehen, sonst hätten wir die Einstellungsentscheidung nicht getroffen." Es werde auch immer schwieriger, Zusteller zu finden.

Nachfrage hat sich verändert

In den vergangenen Jahren hat sich gerade sonntags viel im Zeitungsmarkt verändert. Einige Beispiele: Im Sommer 2023 erschien zum letzten Mal die Boulevardzeitung "B.Z. am Sonntag". Leser der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" haben die Zeitung bereits samstags in den Händen. Die "Welt am Sonntag" liegt mit einer Frühausgabe ebenfalls bereits samstags in den Briefkästen, sonntags gibt es im Handel eine überarbeitete Fassung.

Es gibt auch Sonntagszeitungen, die gedruckt nur im Handel zu kaufen sind. Dazu zählen die "Bild am Sonntag" und der Kölner "Express". Hier kommt auch der Pressegroßhandel ins Spiel. Was bedeutet die Transformation des Sonntagszeitungsmarkts für diesen Teil der Branche?

Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands Pressegroßhandel, Kai-Christian Albrecht, teilte der dpa mit, die Auswirkungen der jüngst erfolgten Einstellungen beziehungsweise Verschiebungen von Zeitungen, die bisher am Sonntag im Verkauf waren, seien für die Unternehmen noch nicht genau zu saldieren. "Da der Pressegroßhandel weiterhin auch sonntags ausliefert, ergeben sich einerseits in der Logistik keine signifikanten Einsparungen, die den Umsatzverlust am Sonntag kompensieren. Andererseits stellen wir fest, dass sich ein Teil der Nachfrage auf den Samstag verlagert."

Vertriebskosten in der Abo-Zustellung steigen

Werktäglich beliefert der Pressegroßhandel auf dem Land wie in Ballungsgebieten rund 80 000 Verkaufsstellen mit Pressesortiment. Sonntags seien es 30 000. Darunter seien rund 12 000 Tankstellen, 11 000 Bäckereien und 3000 Kioske sowie einige kleinere Supermärkte. Zu dem Presseangebot zählen demnach auch in bestimmten Regionen die Sonntagstitel von regionalen Tageszeitungen, der Verband nannte als Beispiele Dresden und Lübeck.

Der Verband gab zur gesamten Entwicklung diese Einschätzung ab: "Der Sonntagsmarkt hat seine über Jahrzehnte geübte Sonderstellung und hohe Attraktivität schleichend eingebüßt. Besonders stark steigende Vertriebskosten in der Abo-Zustellung und im stationären Handel erhöhen den Handlungsdruck auf Verlage und Händler." Das Wochenende, speziell der Samstag bleibe aber ein interessanter Ankerpunkt für viele Presseerzeugnisse. "Denn die Menschen haben am Wochenende mehr Zeit und Muße, um sich in eine Zeitung oder Zeitschrift zu vertiefen. Oft wird am Samstag für die ganze Woche eingekauft." (dpa/aks)

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