Eine der Gewinnerinnen des Alternativen Nobelpreises hat eine klare Botschaft für die deutsche Bundesregierung: "Helft uns, Leben zu retten", sagte die Direktorin der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée Schweiz, Caroline Abu Sa’da, der Deutschen Presse-Agentur in Genf.

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Die europäische Organisation wurde am Donnerstag mit der gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannten Auszeichnung Right Livelihood Award ausgezeichnet. Sie hat in diesem Jahr im Mittelmeer bereits fast 2000 schiffbrüchige Migranten mit ihrem Schiff "Ocean Viking" gerettet.

"Deutschland hat schon viel getan, aber die Regierung sollte bei der Umsetzung von Such- und Rettungsaktionen im Mittelmeer eine Führungsrolle einnehmen", sagte Sa'da. "Schiffe unter deutscher Flagge sollten in einem EU-Verband für Seenotrettung fahren."

Menschen auf der Flucht vor Gewalt oder auf der Suche nach einem neuen Leben zur Unterstützung ihrer Familien sollten niemals Todesgefahren ausgesetzt sein, sagte Sa'da. Dass Rettungsmissionen nur noch mehr Migranten auf die gefährlichen Fluchtrouten lockten, sei durch zahlreiche Studien widerlegt worden. Rettungsaktionen zu unterbinden, löse keine Probleme. "In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, die Menschen sterben lässt, um politisch zu punkten", sagte sie.

Von einer Flüchtlingskrise zu sprechen, sei ohnehin falsch. Rund 140 000 Menschen seien bislang in diesem Jahr über das Mittelmeer geflüchtet und in Europa angekommen. Im Vergleich zu den 450 Millionen Einwohnern in der EU sei das nichts. "Es ist eine Krise des politischen Willens", sagte Sa'da. "Ob Flüchtlinge oder Migranten - niemand sollte sterben." Es sollte egal sein, ob die Leute Asyl bräuchten oder ein besseres Leben suchten, sagte die Direktorin. "Sie sind jung, sie wollen arbeiten, lasst sie zur Gesellschaft und Wirtschaft in Europa beitragen", meinte sie.

Der Preis helfe hoffentlich, die Legitimität der Rettungsaktionen privater Organisationen zu unterstreichen und womöglich mehr Geld aufzubringen. SOS Méditerranée mit Büros in Genf, Berlin, Marseille und Mailand finanziert sich durch private Spenden. Ein zweites Boot zu beschaffen, wäre hilfreich. "Mein größter Traum wäre es aber, die Organisation abzuschaffen", sagte Sa'da. "Das geht erst, wenn es eine koordinierte Such- und Rettungsaktion der europäischen Länder gibt."  © dpa

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