Die Serie an Bombendrohungen in Österreich reißt nicht ab: In Wien und Klagenfurt werden Fälle bekannt. In Tirol wurde unterdessen ein Droh-Mail übersehen.

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Auch am Mittwoch haben Bombendrohungen die Polizei in Österreich auf Trab gehalten. In Wien musste am Vormittag das Landesgericht für Strafsachen mit Sprengstoffhunden durchsucht werden. In Klagenfurt wurde eine Schule evakuiert.

Unterdessen sorgt in Tirol eine Causa rund um eine übersehene Droh-E-Mail in einem Postfach der Tiroler Polizei für Aufsehen. Der dortige Landespolizeidirektor Helmut Tomac sprach zu Mittag von einem "individuellen menschlichen Fehler".

Droh-Mail blieb mehrere Stunden unbemerkt

Das Mail mit einer Bombendrohung gegen zwei Innsbrucker Bahnhöfe war am vergangenen Donnerstagnachmittag eingetroffen und von der Polizei "einige Stunden" und damit bis nach Ablauf der genannten Frist unbemerkt geblieben. Einen entsprechenden Bericht der "Tiroler Tageszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) bestätigte Polizeisprecher Stefan Eder der APA.

Dieser "Zeitverzug" sei einer der Hauptgründe gewesen, warum es zu keiner Evakuierung kam, erläuterte Eder. Eine anschließende Durchsuchung des Geländes am Innsbrucker Haupt- und Westbahnhof verlief ergebnislos. Deshalb könne man nachträglich sagen, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Personen bestanden habe, betonte die Polizei.

Tomac: "Individueller menschlicher Fehler"

Dass das betroffene "rein administrative" Postfach statt stündlich mehrere Stunden lang nicht gesichtet worden war, sei ein "individueller menschlicher Fehler" gewesen, sagte Landespolizeidirektor Helmut Tomac nach Bekanntwerden der Causa Mittwochmittag vor Journalisten. Dass über die entsprechende Adresse ein solches Mail eingehe, sei generell "einmalig" und "völlig unüblich".

Der ansonsten "gewissenhafte" Mitarbeiter sei jedenfalls mündlich belehrt worden. Künftig werde als Konsequenz das betroffene E-Mail-Postfach engmaschiger sowie von zwei separaten Instanzen gesichtet. Es gehe ihm nicht darum, den Vorfall "schönzureden", betonte Tomac. "Wir müssen mit dem Fehler leben und daraus lernen". Jährlich gingen rund 400.000 Notrufe bei der Polizei ein, woraus 112.000 tatsächliche Einsätze resultierten, betonte der Landespolizeichef.

Scharfe Kritik von Tiroler FPÖ

Die Tiroler FPÖ übte indes scharfe Kritik an der Polizeiarbeit. "Es kann doch nicht sein, dass ein Beamter das diesbezügliche Drohemail fünf Stunden lang nicht beachtet hat, was wäre gewesen, wenn es wirklich eine Katastrophe gegeben hätte", wurde Landesparteichef Markus Abwerzger in einer Aussendung zitiert. Die Causa müsse intern "lückenlos aufgeklärt" werden, zudem müsse Tomac "persönlich Verantwortung übernehmen".

Ein Mail mit einer aktuellen Bombendrohung ging indes am Mittwochvormittag gegen das Wiener Landesgericht für Strafsachen ein. Das Gerichtsgebäude wurde nach einer "polizeilichen Evaluierung" durchsucht, aber nicht geräumt. "Es war ein Großaufgebot der Polizei im Haus", teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf mit.

Jedes Stockwerk wurde einzeln von einer Vielzahl an Beamtinnen und Beamten nach auffälligen Gegenständen durchkämmt. Auch ein Diensthund der Polizei war im Einsatz. Es fand sich kein Sprengsatz oder ein sonstiger gefährlicher Gegenstand. Kurz vor 11.00 Uhr war die Durchsuchung des Gerichtsgebäudes abgeschlossen.

Evakuierung von Schule in Klagenfurt

In Klagenfurt musste am Mittwochvormittag die Hasnerschule evakuiert werden. 400 Schülerinnen und Schüler mussten das Gebäude verlassen. "Per Mail an die Polizei ging eine Bombendrohung ein, deshalb mussten wir reagieren", bestätigte eine Polizeisprecherin gegenüber der "Kleinen Zeitung". Das Gebäude sei auf gefährliche Gegenstände untersucht worden. Gegen 12.00 Uhr habe jedoch bereits Entwarnung gegeben werden können, hieß es.

Bereits in den vergangenen Tagen war es in ganz Österreich zu mehreren Bombendrohungen gekommen. Zuletzt war der Bahnhof Feldkirch betroffen. In der laufenden Woche hatten zuvor etwa auch das Salzburger Einkaufszentrum Europark, die Keplerstraße im Grazer Bezirk Lend sowie eine Schule in Linz evakuiert werden müssen. In der Woche zuvor waren mehrere Bahnhöfe betroffen gewesen, unter anderem in Graz, Linz, Salzburg, St. Pölten, Klagenfurt und Bregenz. Aufgrund des Inhaltes der Schreiben ging die Polizei davon aus, dass in allen Fällen derselbe Verfasser am Werk war, hatte es in der Vorwoche geheißen.

ÖBB können wirtschaftlichen Schaden durch Ausfälle noch nicht beziffern

Die ÖBB hielten am Mittwoch fest, dass der wirtschaftliche Schaden aufgrund der Zugausfälle noch schwer abzuschätzen und auch rechtlich ein komplexes Thema sei. "Es wird jedoch sicher noch eine Evaluierung geben", sagte ein Sprecher gegenüber der APA. Klar sei indessen jedoch, dass von den ersten fünf Bombendrohungen an Bahnhöfen rund 450 Züge sowie Tausende Fahrgäste betroffen waren. Insgesamt sei es dabei zu Unterbrechungen des Zugverkehrs im Ausmaß von rund acht Stunden gekommen, so die Bundesbahnen.

Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) ermittelt gemeinsam mit den Landesämtern für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE). Von Seiten der Sicherheitsbehörden hielt man sich auch am Mittwoch bedeckt zum Stand der Ermittlungen. Fragen zur Verdachtslage könnten derzeit aufgrund von kriminaltaktischen Gründen nicht beantwortet werden, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums mit. (APA/bearbeitet von ank)

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