Seit Anfang Januar gilt im österreichischen Gesundheitswesen ein Faxverbot - und das sorgt für Unmut und Chaos. Dabei kommt der Beschluss keineswegs überraschend.
Ein Faxverbot im Gesundheitssystem sorgt in niederösterreichischen Kliniken laut einem Bericht des "Standard" für massive Probleme. Denn trotz moderner Alternativen sollen viele Einrichtungen bisher weiterhin auf die veraltete Technologie zurückgegriffen haben, um wichtige Dokumente zu versenden. Das Faxgerät sei ein unverzichtbares Werkzeug zur Kommunikation zwischen Kliniken, Krankenkassen und Ärzten gewesen.
Doch seit dem 1. Januar 2025 ist Schluss mit dem Fax: Das sogenannte Gesundheitstelematikgesetz gibt vor, dass keine Gesundheitsdaten oder genetischen Daten mehr per Fax übermittelt werden dürfen. Ohne Ausnahmen. Denn das Fax sei aus Datenschutzgründen höchst bedenklich und habe zu fehlenden Abstimmungsprozessen geführt.
In vielen Arztpraxen sorgte die Umstellung bereits vor dem Stichtag für Ärger. Im Vorfeld kritisierten Ärzte die kostenlose Software der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), die den Umstieg erleichtern sollte, wie der ORF Salzburg im Dezember berichtete. Sie sei zu kompliziert.
Kommunikation im Gesundheitssystem scheitert ohne Fax
In der Steiermark sei es laut einer Recherche der "Kleinen Zeitung" zu einem regelrechten Zusammenbruch der Kommunikation im Gesundheitswesen gekommen. Die elektronischen Systeme sollen sich als inkompatibel herausgestellt haben. Befunde und Anträge wurden von Boten übermittelt.
In Niederösterreich soll es "Standard" derweil vorgekommen sein, dass Röntgenbilder auf CD-Roms oder Befunde auf USB-Sticks per Taxi oder Rettungsdienst zwischen Wien und Niederösterreich hin und her transportiert wurden. Auch hier seien inkompatible Kommunikationskanäle die Ursache. In einem Schreiben der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft an den steirischen Gesundheitsfonds und die ÖGK heißt es demnach, es komme durch die Umstellung bereits zu Beeinträchtigungen in der Patientenversorgung.
Faxverbot war schon länger angekündigt
Dabei kommt der Wechsel keineswegs überraschend. Das Faxverbot hätte eigentlich schon früher umgesetzt werden sollen. Die Coronapandemie machte der Umsetzung jedoch einen Strich durch die Rechnung. Bundesländer konnten die Infektionsdaten nur per Fax verschicken.
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Die ÖGK arbeitet nun an Lösungen. Abhilfe schaffen sollen das Gesundheitspartnerportal und die Plattform FTAPI, ein Cloudservice mit Serverstandorten in Deutschland. Damit sollen Befunde und Anträge datenschutzkonform übermittelt werden können. "Diese Lösung ist bereits in Betrieb und wird von zahlreichen Partnerinnen und Partnern in allen Bundesländern genutzt", heißt es von der ÖGK. Man nutze kein Faxgerät mehr in eigenen Gesundheitszentren, betonte Sprecherin Patricia Gassner gegenüber dem "Standard". Nur in Ausnahmefällen sei es vorgekommen, dass man Botendienste für die Übermittlung von Gesundheitsdaten genutzt habe.
Eine Nachfrage des "Standard" bei der niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur (LGA) ergab, dass ein einheitliches System weiterhin fehle. Dafür will die Ärztekammer eine Lösung gefunden haben: das Faxersatz-Formular, oder auch "Formular zur Mitteilung über die verwendete Kommunikationsart". Damit sollen Ärzte mitteilen können, über welches System sie denn nun kommunizieren möchten. (ng)
Verwendete Quellen
- derStandard.at: Das Faxverbot sorgt für Chaos im Gesundheitswesen
- kleinezeitung.at: Spitäler warnen: Fax-Farce und ÖGK-System gefährden Versorgung
- salzburg.orf.at: Ärzte, Spitäler: Kritik an kommendem Fax-Verbot
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