Bisher stand vor dem Namen einer Braut auf einer muslimischen Heiratsurkunde, ob sie Jungfrau ist. Das oberste Gericht des mehrheitlich muslimischen Landes kippte diese Vorgabe jetzt: Eine Frau muss nun nur noch angeben, ob sie bereits verheiratet war.

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Auf einer muslimischen Heiratsurkunde in Bangladesch mussten Frauen bisher angeben, ob sie "Kumari" - ein Begriff, der "unverheiratete Frau", aber auch "Jungfrau" heißt -, verwitwet oder geschieden sind. Künftig soll ein Wort verwendet werden, das sich nur auf unverheiratete Frauen bezieht.

Frauenrechtsorganisationen, die die Bestimmung schon 2014 vor Gericht gebracht hatten, werteten das Urteil als großen Erfolg für Frauen in Bangladesch, wie Anwältin Ayesha Akhter der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag sagte. "Ob eine Frau Jungfrau ist oder nicht, ist reine Privatsache." Das bisherige Formular sei diskriminierend und verletze das Recht auf Privatsphäre, wie die örtliche Zeitung "The Daily Star" berichtete. Die Heiratsurkunden in dieser Form gibt es seit 1961.

Jungfräulichkeit um jeden Preis

Die Jungfräulichkeit vor der Ehe ist im muslimischen Bangladesch sehr wichtig. So werden immer noch viele Kinder noch bevor sie 18 Jahre alt sind verheiratet, auch aus Angst, sie würden ihre Unschuld vor der Hochzeit verlieren.

Ob eine Frau noch Jungfrau ist, wird oftmals alleine am Jungfernhäutchen festgestellt. Das wiederum kann Frauen vor ein großes Problem stellen. Diejenigen, die schon Geschlechtsverkehr hatten, lassen sich teilweise operieren und das Jungfernhäutchen wieder größtenteils zunähen. Ein solcher Eingriff ist meist sehr teuer und nicht immer erzielt man damit den gewünschten Effekt.

Bei anderen Mädchen ist es medizinisch schwer, die Jungfräulichkeit alleine an einer Blutung beim ersten Geschlechtsverkehr oder dem intakten Jungfernhäutchen festzustellen.

Auch Ehemänner müssen Status preisgeben

Auf dem Papier ändert sich aber nicht nur für die Frauen etwas, sondern auch Männer müssen künftig ihren Status preisgeben, wie das Gericht laut örtlichen Medien nach dem Urteil am Sonntag mitteilte.

Bisher mussten sie nichts sagen. Männer können auch angeben, dass sie bereits verheiratet sind. Unter muslimischem Recht können Männer mehrere Frauen haben. Wann die Änderungen in Kraft treten werden, war zunächst unklar. Bangladesch hat rund 168 Millionen Einwohner, von denen fast 90 Prozent Muslime sind. (dpa/afp/awa)

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