Avignon - Im Prozess um Betäubung und jahrelangen sexuellen Missbrauch in Südfrankreich hat die Staatsanwaltschaft Haftstrafen zwischen 4 und 20 Jahren für die 51 Angeklagten gefordert. Die Höchststrafe für schwere Vergewaltigung von 20 Jahren verlangte die Anklagebehörde einzig für den Hauptangeklagten in dem Verfahren, Dominique Pelicot. Dieser hatte vor dem Gericht in Avignon gestanden, seine damalige Frau Gisèle über fast zehn Jahre lang mit Medikamenten betäubt und missbraucht zu haben und von Fremden hat vergewaltigen lassen.
Unter den weiteren 50 angeklagten Männern legte die Staatsanwaltschaft einem lediglich sexuelle Gewalt zur Last und forderte vier Jahre Haft. Gegen alle anderen verlangte sie in ihrem dreitägigen Plädoyer wegen Vergewaltigung mindestens 10 und maximal 18 Jahre Gefängnis. "Die Erfahrung war so außergewöhnlich, dass es ein davor und ein danach geben wird", sagte Staatsanwältin Laure Chabaud. "Wir können auf ein echtes und tiefgehendes Bewusstwerden der Angeklagten zu den Taten und besonders zur Frage des Einverständnisses hoffen."
"Teil der gestohlenen Menschlichkeit zurückgeben"
An das Gericht gewandt sagte Chabaud: "Mit diesem Urteil werden Sie sagen, dass es keine alltägliche, keine versehentliche oder unbeabsichtigte Vergewaltigung gibt. Sie werden eine Hoffnungsbotschaft an alle Opfer sexueller Gewalt schicken und Gisèle Pelicot einen Teil ihrer gestohlenen Menschlichkeit zurückgeben." Das Gericht werde Frauen vermitteln, dass man nicht aushalten müsse, und Männern mitgeben, dass Handlungen nicht unabwendbar sind. Das Urteil werde die Gesellschaft bei der Erziehung von Jungen leiten, meinte die Staatsanwältin.
Das Mammutverfahren, das Frankreich erschüttert, läuft bereits seit September. Am Nachmittag beginnt die Verteidigung. Kurz vor Weihnachten will das Gericht sein Urteil fällen.
Gisèle Pelicot geht davon aus, innerhalb von fast zehn Jahren etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein. Etliche Videos und Fotos ihres damaligen Mannes sollen die Übergriffe bezeugen. Die Ermittler vermuten, dass neben den 50 Mitangeklagten noch ein gutes Dutzend weitere Männer an den Taten beteiligt waren, die jedoch nicht identifiziert werden konnten. © Deutsche Presse-Agentur
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