Der Angreifer, der vergangene Woche den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico lebensgefährlich verletzte, hat eine Mordabsicht bestritten. Das geht aus einer Haftbegründung hervor, die das zuständige Gericht am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage in anonymisierter Form zur Verfügung stellte. Das für organisierte und politisch motivierte Verbrechen zuständige Spezialstrafgericht in der Stadt Pezinok hatte am Samstag die Untersuchungshaft gegen den aus früheren Polizeiinformationen als 71-jähriger Juraj C. aus Levice bekannten Attentäter verhängt.
Bei der gerichtlichen Anhörung vor der Haftentscheidung hatte der Mann demnach erklärt, er habe Fico nur verletzen, aber nicht töten wollen. Als guter Schütze habe er gewusst, wie er den Regierungschef arbeitsunfähig machen könne, ohne ihn zu töten. Außerdem habe er sehr darauf geachtet, keine anderen Menschen zu treffen. Nachträglich bedauere er die Tat und wolle sich bei seinem Opfer entschuldigen. Seine Beteuerung, keine weitere Gewalttat zu begehen, hielt das Gericht für zu wenig glaubwürdig und beharrte deshalb auf der Haft.
Das Gerichtsdokument enthält auch eine ausführliche Darstellung des Tatmotivs, das Juraj C. bereits beim Polizeiverhör nach seiner Festnahme dargelegt hatte. Er sei nicht einverstanden mit der Politik der von Fico geführten Regierung und ihrer Justiz- und Medienpolitik sowie ihrer "Judas-Haltung" gegenüber der EU. Vor allem aber wolle er, dass die von Fico gestoppte Militärhilfe der Slowakei für die Ukraine fortgesetzt werde. Deshalb habe er sich "zum Handeln entschlossen". An Fico habe er sich für dessen Politik "rächen" und ihn "gesundheitlich unfähig zur Weiterführung seiner Arbeit" machen wollen.
Am Mittwoch vor einer Woche hatte der Angreifer fünf Schüsse auf den linkspopulistischen Premier abgegeben, von denen vier diesen trafen. Fico war nach einer Regierungssitzung in der Kleinstadt Handlova ins Freie getreten, um wartenden Anhängern die Hände zu schütteln. Inzwischen ist der 59 Jahre alte Regierungschef zwar außer Lebensgefahr, aber in weiterhin "sehr ernstem" Zustand, wie die Klinik in Banska Bystrica am Donnerstag mitteilte. Regierungspolitiker können bisher nicht sagen, ob und wann Fico seine Arbeit wieder aufnehmen kann. © dpa
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