Die Aufräumarbeiten nach heftigen Unwettern in Teilen Österreichs schreiten weiter voran. Jetzt gibt es erfreuliche Neuigkeiten für alle Autofahrer.
Die Arlbergpassstraße (B197) wird nach dem heftigen Unwetter vergangene Woche ab Freitag, 18:00 Uhr, auf Tiroler Seite wieder zweispurig und auch tagsüber für den gesamten Verkehr freigegeben werden. Das teilte das Land Tirol mit. Zuvor müssten noch letzte Arbeiten erledigt werden. Auf Vorarlberger Seite ist die Stelle des Murenabgangs vorerst weiter nur einspurig passierbar. Die Aufräumarbeiten in St. Anton am Arlberg schritten zügig voran.
Vor der Freigabe der B197 müsse noch ein 270 Meter langes Teilstück halbseitig neu asphaltiert werden. Bei der Arlbergstraße werden die Arbeiten indes auch nach der Verkehrsfreigabe weiterlaufen, hieß es. Entwässerung, Bankette und Leitschienen müssten noch wiederhergestellt und die Geschiebebecken weiter ausgeräumt werden. Dies werde laut Land wohl noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Der Verkehr sollte in dieser Phase nicht mehr wesentlich beeinträchtigt sein, jedoch seien kurzfristige Anhaltungen durch Verkehrsposten möglich. Die Gesamtkosten entlang der Straße wurden auf eine halbe Million Euro geschätzt. Der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) wies darauf hin, dass man dafür sorgen müsse, dass die Schutzbauten auch weiterhin ihre Funktion erfüllen können.
Gesamtschadenssumme steht noch nicht fest
Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) betonte die Wichtigkeit der Verkehrsverbindung zwischen Tirol und Vorarlberg. Dementsprechend habe man "rasch" gearbeitet. Dass niemand verletzt wurde, sei "großes Glück". Auch während der restlichen Arbeiten gelte es auf die Sicherheit der Einsatzkräfte zu achten. Insgesamt seien vier Bagger, acht Lkw, bis zu zwei Radlader und zwölf Mitarbeiter der Straßenmeisterei Zams durchgehend im Einsatz. Weitere Arbeiten würden auch seitens der Gemeinde, der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie weiterer Firmen durchgeführt.
Die schwarz-rote Landesregierung hatte nach den massiven Schäden zusätzliche finanzielle Mittel zur Bewältigung beschlossen. Für private Elementarschäden gibt es 50 Prozent der Schadenssumme aus dem Katastrophenfonds, die Hälfte davon als Soforthilfe. Und letztlich erhöhe die Landesregierung die Finanzmittel für das Bauprogramm der Wildbach-und Lawinenverbauung für das Jahr 2024 um vier Millionen Euro, um Sofortmaßnahmen nach Muren, Rutschungen und Steinschlägen noch schneller umzusetzen. Eine Gesamtschadenssumme in Bezug auf St. Anton stand indes noch nicht fest.
Zahlreiche freiwillige Helfer
Die Hauptarbeiten in St. Anton befanden sich unterdessen offenbar auf der Zielgeraden. Bürgermeister Helmut Mall sagte gegenüber der APA, dass die Arbeiten "im Talbereich" im Laufe des Freitags abgeschlossen werden sollen. Es seien hier bereits 40.000 Kubikmeter an Material abtransportiert worden. Auch die Häuser seien freigeräumt worden und somit der Ort "auch optisch" wieder halbwegs hergestellt. Nun seien noch "Nebensachen" offen, außerdem natürlich Arbeiten am Geschiebebecken. Dieses müsse noch ausgeräumt und von "zigtausend" Kubikmetern befreit werden. Für die noch anstehenden Arbeiten wird auf Anforderung der Gemeinde auch für kommenden Montag und Dienstag das Bundesheer im Einsatz sein. Der Einsatz der 50 Bundesheer-Soldaten sollte auch die Hunderten Helfer von Einsatzorganisationen, darunter viele Freiwillige, entlasten.
In St. Anton war es zu teils meterhohen Vermurungen gekommen, Fahrzeuge und Häuser wurden von den Erdmassen und Sturzfluten erfasst. Mindestens 35 Gebäude waren in der bekannten Tourismusgemeinde am Arlberg beschädigt worden, darüber hinaus mehrere Brücken und Straßen. Betroffen war vor allem das westliche Ortsgebiet von St. Anton mit einigen Ortsteilen sowie dem Bereich um zwei Kreisverkehre. Eine große Mure war unter anderem am sogenannten Jungbrunntobel abgegangen, zwei Bäche traten daraufhin über die Ufer, es kam zu Verklausungen. Es wurde aber niemand verletzt.
Weitere Erfolge bei den Aufräumarbeiten
Die Arlbergstraße war im Zuge der Unwetter sowohl auf Vorarlberger als auch auf Tiroler Seite von Murenabgängen betroffen gewesen. Ein großer Erdrutsch hatte die Straße auf Tiroler Seite bei St. Anton verlegt. In Vorarlberg ging bei St. Christoph am Arlberg eine Mure auf die Straße ab, die gesamte Fahrbahn wurde verlegt. Die Straße wurde stark unterspült und die Fahrspur in Fahrtrichtung Tirol zerstört bzw. die Fahrbahn auf einer Länge von rund 60 Metern weggerissen. Hier wurde ein Provisorium an der betroffenen Stelle errichtet. Am Montag wurde die Straße schließlich während der Nacht wieder für den Verkehr geöffnet. Die Stelle werde vorerst weiter nur einspurig und mit Ampelregelung befahrbar sein, so Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) zur APA. Für das Wochenende sei mit erheblichen Staus zu rechnen, warnte er.
Weil der Arlbergstraßentunnel wegen Sanierungsarbeiten noch bis in den November gesperrt ist, waren damit beide Straßenverbindungen am Arlberg nicht bzw. nur eingeschränkt passierbar gewesen. Erschwerend kam hinzu, dass auch die Silvretta-Hochalpenstraße auf Vorarlberger Seite nach einem Felssturz Mitte Juli und einem neuerlichen Murenabgang am 17. August bis auf weiteres aufgrund von Sanierungen gesperrt ist. Vorarlberg war von Tirol aus und vice versa damit nur über das Lechtal bzw. Deutschland erreichbar.
Auch die ebenfalls betroffene Sellraintalstraße (L13) im Bezirk Innsbruck-Land sollte indes nach einem Murenabgang am vergangenen Freitag am Samstag ab 18:00 Uhr wieder einspurig befahrbar sein. Derzeit liefen finale Aufräum- und Sicherungsarbeiten, teilte das Land am Freitag mit. Es seien bereits 7.000 Kubikmeter Material und damit 700 Lkw-Ladungen beseitigt worden. Die einspurige Freigabe der Straße werde ab Samstag mit einer Ampel geregelt. Landeshauptmannstellvertreter Geisler dankte den Einsatzkräften für einen "sehr engagierten Einsatz". (APA/bearbeitet von phs)
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