Wegen angedrohter Gewalt hat die Polizei mehrere Kundgebungen rund um den Akademikerball am Freitagabend verboten. Doch wie hoch ist die Gefahr von Ausschreitungen wirklich? FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und der Wiener FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Jung zum bevorstehenden Ball und warum Journalisten dort nicht gerne gesehen sind.

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Bis zu 6.000 Demonstranten werden am Freitagabend anlässlich des Akademikerballs erwartet - rund 20 Gruppierungen haben Kundgebungen und Märsche angemeldet. Zwei Demonstrationen des NoWKR-Bündnisses hat die Polizei bereits untersagt hat, weil sich die Gruppe nicht von gewalttätigen Aktionen distanziert hat. Im Vorjahr kam es auf den Straßen der Wiener Innenstadt zu massiven Ausschreitungen, mehrere Demonstrationszüge mussten aufgelöst werden. Auslagen gingen zu Bruch, Polizeiautos wurden demoliert und 14 Personen wurden festgenommen.

Journalisten sind nicht gerne gesehen

Medienvertreter sind am Akademikerball nicht gerne gesehen, nur wenige Journalisten bekommen Zutritt zu der Veranstaltung. Die Letztentscheidung über Akkreditierungen liegt bei der Polizei. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache führt das im Gespräch mit unserem Portal auf die "schlechten Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit manchen Medienvertretern gemacht hat" zurück. Parteikollege Wolfgang Jung, Abgeordneter zum Wiener Landtag, ortet gar eine Hetzkampagne: "Sehr viele Journalisten möchten genau wie bei Pegida in Deutschland das Raussuchen und Zusammenschneiden was sie hören wollen. (...) Wir wollen in Ruhe feiern und nicht belästigt werden"

Kommt es auch in diesem Jahr zu Krawallen?

Doch wie groß ist die Gefahr von Ausschreitungen in diesem Jahr? Jung fürchtet, dass sich die Gewaltbereitschaft noch steigern könnte: "Wir weisen schon seit einem Monat darauf hin, dass es diesmal wesentlich gewalttätiger sein wird, als im Vorjahr. Mittlerweile sind sämtliche Verbindungshäuser in Wien markiert, damit sie auch von ausländischen Demonstranten zu finden sind. Das sind wirklich Zustände. Hier wird zu Gewalt gegenüber einer Gesinnung aufgefordert."

Im Jahr 2012 hatte sich Heinz-Christian Strache sogar mit den Opfern der Nazis verglichen. Diese Aussagen, wurden lediglich bekannt, weil Strache nicht wusste, dass sich Journalisten in seiner Nähe befanden. Im Interview beschwichtigt der FPÖ-Chef - die damaligen Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Wolfgang Jung sieht scheinbar auch keinen Sinn darin, dass sich die FPÖ als Veranstalter klar vom Rechtsextremismus distanziert: "Dieses Affentheater ist wirklich überholt. Man kann von uns nicht jedes Mal etwas verlangen, das selbstverständlich ist. Wir haben in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass dies nichts bringt."

Bei der Wiener Polizei wurden für Freitagabend 20 Kundgebungen angemeldet, sechs davon wurden untersagt. Ein "Vermummungsverbot" innerhalb des Wiener Gürtels, das im letzten Jahr im Vorfeld des Balles für Aufregung gesorgt hatte, gibt es heuer nicht. Freilich gilt das Verbot, sich unkenntlich zu machen, bei Kundgebungen generell - und damit auch bei den Demonstrationen gegen den Akademikerball.

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