• In Osnabrück sind Zwillinge innerhalb weniger Stunden verstorben.
  • Kurz vor ihrem eigenen Tod mussten die 99 Jahre alten Männer Abschied von ihren Frauen nehmen.
  • Der Bestatter der Zwillinge sagt: "Als mich die Angehörigen anriefen, hatte ich Gänsehaut."

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In Osnabrück sind 99 Jahre alte Zwillinge am selben Tag gestorben. Die beiden Männer starben am 24. April im Abstand nur weniger Stunden, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) am Mittwoch unter Berufung auf deren beide Töchter, den Bestatter und in der Zeitung erschienene Traueranzeigen berichtete. Demnach glichen sich Friedrich und Levert Rost wie ein Ei dem anderen und waren auch im Alter nicht zu unterscheiden.

Bestatter: "Hatte Gänsehaut"

Der Bestatter Oliver Harstick sagte der Zeitung, er habe "schon viel erlebt, aber als mich die Angehörigen anriefen, hatte ich Gänsehaut". Zwillinge, die nach 99 Jahren am selben Tag sterben, das sei kaum zu glauben. Kurz vor den Männern waren deren Frauen gestorben. "Die Frauen haben die Männer zu sich geholt", so hätten es die Familien gesehen, schilderte Harstick.

In der Großfamilie Rost hätten die am 17. März 1923 in Schüttorf geborenen Männer mit ihren Frauen nur "das Kleeblatt" geheißen, berichtete eine der Töchter, Edina Rost, der NOZ. "Weil sie zu viert so eng waren." Sogar die Initialen der Vornamen seien bei beiden Paaren mit L und F gleich gewesen. Innerhalb von drei Monaten seien alle vier gestorben. "Wie ein Kartenhaus, das keinen Halt mehr hat, wenn eine Karte wegfällt", sagte die andere Tochter, Hanna Rost, der Zeitung.

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Nur den 21. und 99. Geburtstag feierten die Zwillinge nicht miteinander

Die beiden Männer blieben demnach von Kindesbeinen an zusammen. Lediglich den 21. Geburtstag hätten sie nicht zusammen feiern können, weil Levert, der jüngere der Zwillinge - er kam zehn Minuten später zur Welt - im Zweiten Weltkrieg verwundet im Lazarett lag. Und auch ihren letzten Geburtstag, den 99., konnten sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zusammen feiern.

An Streit der beiden Väter konnten sich die Töchter in der NOZ nicht erinnern, sie hätten sich blind vertraut und auch in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gelebt. Als sich Levert verliebt habe und seine Freundin ihren Verlobten der Familie vorstellen wollte, sei er krank geworden. Kurzerhand sei dann Fritz als Doppelgänger eingesprungen, und die spätere Ehefrau habe gesagt: "Das ist nicht mein Verlobter, aber er sieht genauso aus."

Noch als Senioren hätten sich beide abgesprochen und etwa auf Familienfeiern die gleiche Kleidung getragen oder selbst im Restaurant das gleiche Essen bestellt. Friedrich Rost, der ältere Bruder, sei schließlich an einem Sonntag gestorben.

Am selben Tag habe sie seinen auf einer Palliativstation liegenden Bruder Levert besucht, sagte dessen Tochter Edina der NOZ. "Der Fritz ist jetzt auch schon mal vorgegangen", habe sie zu ihrem Vater gesagt. "Du musst jetzt nur noch als letzter das Licht ausmachen." Da habe er seine Augen geschlossen. (afp/mbo)

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