Immer mehr Länder erheben Vorwürfe, dass für sie bestimmte Schutzausrüstungen von anderen Ländern entwendet oder einbehalten wurden. Es scheint, als sei ein internationaler Kampf um die in der Coronakrise so wichtigen Schutzmasken entbrannt.
Die USA sollen für Frankreich bestimmte Schutzmasken aus China weggekauft haben, ähnliche Vorwürfe gibt es aus der Slowakei gegen Deutschland: In der Corona-Krise beklagen viele Länder unfaires Vorgehen, wie vier Beispiele zeigen:
Die USA gegen Frankreich:
Das Dementi aus Washington kam schnell: "Die US-Regierung hat keine einzige Maske gekauft, die von China an Frankreich geliefert werden sollte", sagte ein US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Drei französische Regionen - darunter die der Pariser Hauptstadt und die Region Grand Est an der Grenze zu Deutschland - werfen den USA vor, ihnen dringend benötigte Schutzmasken aus China vor der Nase weggekauft zu haben.
Frankreichs Premierminister Edouard Philippe sprach von ausbleibenden Lieferungen und einer "beträchtlichen Nachfrage der Vereinigten Staaten in China".
Aus Kanada gibt es ähnliche Vorwürfe gegen die USA. Regierungschef
USA gegen Deutschland
Die USA sollen zudem eine Lieferung Schutzausrüstung für das Land Berlin aus China umgeleitet haben. Das berichtet der "Tagesspiegel" unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise.
Demnach habe das Bundesland bei einem in China produzierenden US-Hersteller Atemschutzmasken bestellt. Diese sollten an Einsatzkräfte und Pflegepersonal verteilt werden. "Die Ware soll dann auf dem Weg vom Hersteller nach Deutschland von den Amerikanern abgefangen und in die USA gebracht worden sein", schreibt der "Tagesspiegel".
Bereis am Donnerstag hatten die Präsidenten von drei französischen Regionen den USA vorgeworfen, für sie gedachte Lieferungen aus China aufgekauft zu haben. Die US-Regierung wies die Vorwürfe aus Frankreich zurück.
"Die US-Regierung hat keine einzige Maske gekauft, die von China an Frankreich geliefert werden sollte", sagte ein US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Anderslautende Angaben seien "komplett falsch".
Deutschland gegen die Slowakei:
Der slowakische Politiker Peter Pellegrini, bis vor zwei Wochen Ministerpräsident seines Landes, erhob schwere Vorwürfe gegen einen unbekannten deutschen Händler.
Pellegrini sagte Mitte März dem Fernsehsender TA3, die Slowakei habe unter seiner Führung "Millionen von Masken in der Ukraine reserviert". Dafür sei ein Aktenkoffer voller Bargeld in Höhe von 1,2 Millionen Euro vorbereitet worden.
Mit einem Regierungsflieger sollten die Schutzmasken abgeholt werden. "Aber ein deutscher Zwischenhändler ist uns zuvorgekommen, hat uns überboten und gekauft", sagte Pellegrini.
Tschechien gegen Italien:
Tschechien beschlagnahmte im März 680.000 Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte in einem Lagerhaus nördlich von Prag. Darunter war auch eine Spende aus China, die für das besonders betroffene Italien bestimmt war.
Die Aktion sorgte in Italien für Empörung. Als Entschädigung schickte Tschechien nach eigenen Angaben 110.000 Masken nach Italien - rund 10.000 mehr, als eigentlich von China vorgesehen gewesen seien, wie Außenminister Tomas Petricek der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Frankreich gegen Spanien und Italien
Nach Recherchen der Pariser Zeitschrift "L'Express" hat auch Frankreich Masken beschlagnahmt: Am 5. März wurden demnach Schutzmasken der schwedischen Firma Mölnlycke sichergestellt, die eigentlich für Spanien und Italien bestimmt waren.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte zuvor die Beschlagnahme aller Masken-Bestände angekündigt.
Was zeigen solche Fälle?
In erster Linie den erbarmungslosen Wettlauf um Schutzausrüstung. Nach Angaben von Christopher Yukins, Experte für öffentliches Beschaffungswesen an der Universität Washington, "brechen die Beschaffungsmärkte durch Covid-19 gerade zusammen".
Die normalen Regeln des transparenten Wettbewerbs seien ausgesetzt. Der Forscher Jean-Sylvestre Mongrenier vom Pariser Institut Thomas More betont, auch verbündete Länder befänden sich jetzt in einer Situation der "Rivalität".
Ob immer staatliche Akteure hinter Aufkäufen stehen oder private ist dabei ungewiss, wie andere Experten betonen. (afp/mf)
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