Immer mehr Länder riegeln Grenzen ab, deutsche Behörden stufen Regionen in Österreich und Spanien als neue Risikogebiete ein. In vielen Branchen brechen Umsätze ein. Und die USA warten auf einen ganz bestimmten Corona-Test.
Die Corona-Krise zwingt viele Menschen, zuhause zu bleiben - und im eigenen Land. Die Einschränkungen im Alltag wirken sich spürbar im Einzelhandel aus. Zugleich schotten viele Nachbarländer ihre Grenzen ab, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete derweil am Samstagabend, dass inzwischen 3795 laborbestätigte Covid-19-Fälle in Deutschland registriert wurden - 733 mehr als am Vortag. Acht Menschen seien hierzulande an der Krankheit gestorben.
Das RKI weitete zudem seine Liste der Coronavirus-Risikogebiete aus. Das Bundesgesundheitsministerium warnte vor Falschnachrichten und Panikmache. Wie stark die Epidemie die Bundesbürger bewegt, zeigt das RTL/n-tv-Trendbarometer.
Klimadebatte ist abgehängt
Für drei Viertel der Bürger (76 Prozent) ist die Pandemie demnach das wichtigste Thema. Das sei im Themenradar der Forsa-Umfrage der Spitzenwert dieses Jahres, berichtete RTL. Die Klimadebatte ist demnach nur noch für drei Prozent der Bürger ein wichtiges Thema, das Flüchtlingsdrama in Syrien, Griechenland und der Türkei immerhin für 38 Prozent.
Bis Samstag hatten alle Bundesländer beschlossen, Schulen zu schließen oder den regulären Betrieb auszusetzen. Die Länder versuchten, Notbetreuungen auf die Beine zu stellen. Es geht dabei vor allem darum, dass Eltern in sogenannten kritischen Berufen, wie Polizei, Feuerwehr, Krankenpflege oder Rettungsdienst weiterhin zur Arbeit gehen können.
Das Bundesarbeitsministerium (BMAS) rief alle Arbeitgeber dazu auf, pragmatische Lösungen mit ihren Beschäftigten zu finden. Auf die Schließung von Schulen und Kindergärten könne mit Homeoffice, kreativen Arbeitszeitmodellen, der Nutzung von Urlaub und Arbeitszeitkonten reagiert werden, sagte ein Sprecher.
Kein Grund für Hamsterkäufe
Einzelhändler bestätigten am Samstag, dass deutlich mehr Lebensmittel und Hygiene-Artikel gekauft wurden als zu anderen Zeiten. Dagegen werden Gaststätten eher gemieden. Die Bundesminister
Während Staaten wie Dänemark, Polen und Tschechien Einreisestopps für Ausländer verhängten, sprach sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) für ein abgestimmtes Vorgehen bei Grenzkontrollen in Europa aus. "Es hilft in unserem gemeinsamen Schengenraum niemandem, wenn die Menschen nach Paris fliegen, weil in München stärker kontrolliert wird", betonte er.
In Frankreich sollten allerdings ab Mitternacht alle Restaurants, Läden und Bars geschlossen werden, wie Premier Édouard Philippe ankündigte. Nur Apotheken und Lebensmittelgeschäfte oder Banken bleiben geöffnet. Philippe begründete dies mit dem starken Anstieg der Coronavirus-Fälle im Land. Frankreich zählte am Samstag 4500 Fälle, am Vortag waren es noch 3661. Es seien 91 Tote zu verzeichnen. Die erste Runde der Kommunalwahlen soll dennoch am Sonntag stattfinden.
Die Grenzen sind zurück
Die Türkei stellt als Vorsichtsmaßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus Flüge nach Deutschland und in acht weitere europäische Länder vorübergehend ein. Norwegen will ab Montag alle Ausländer an den Grenzen abweisen, Lettland ab Dienstag den internationalen Personenverkehr komplett aussetzen.
Von Reisen nach Italien, dem am stärksten betroffene Land Europas, wird weiterhin abgeraten. Dort steigt die Zahl der Coronavirus-Fälle weiter dramatisch an. Am Samstag meldete die Katastrophenschutzbehörde 21 157 Infizierte (Freitag: 17 660). Insgesamt seien im Zuge der Epidemie inzwischen 1441 Menschen gestorben, hieß es weiter. Das sind 175 mehr als am Tag zuvor.
Von Tirol bis Südkorea
Am Freitagabend hatte das RKI weitere Regionen als Risikogebiete eingestuft. Damit gelten auch das Bundesland Tirol in Österreich und die spanische Hauptstadt Madrid als Gebiete, in denen eine fortgesetzte Virus-Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann. Das gilt zudem für Iran, die französische Region Grand Est (Elsass, Lothringen, Champagne-Ardenne) sowie Provinzen in China und Südkorea.
Das Bundesgesundheitsministerium warnte vor Falschnachrichten und Panikmache. "Achtung Fake News", schrieb das Ministerium am Samstag auf Twitter. "Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen."
US-Präsident Donald Trump hat sich indes unter wachsendem Druck auf das Coronavirus testen lassen, wie er am Samstag sagte. Ein Ergebnis liege noch nicht vor. Am vergangenen Wochenende hatte er Kontakt zu zwei Mitgliedern einer brasilianischen Delegation, die laut US-Medienberichten später positiv auf das Virus getestet wurden.
Nahezu deutschlandweit gibt es Corona-Ferien
In Mecklenburg-Vorpommern bleiben von Montag an alle Schulen und Kitas geschlossen. Mit dieser Entscheidung haben nun alle Länder eine Linie festgelegt. In 13 Bundesländern werden die Schulen flächendeckend geschlossen. Sachsen will zunächst die Schulpflicht aussetzen, um Lehrern, Schülern und Eltern Zeit zu geben, sich auf Schulschließungen vorzubereiten. Brandenburg setzt den regulären Schulunterricht ab Mittwoch aus. Schulbesuch ist damit weiter möglich, aber nicht mehr verpflichtend. Eine ähnliche Regelung gibt es in Hessen.
Weil viele Menschen Gaststätten meiden und wieder mehr zu Hause kochen und essen, gehen der Lebensmittelhandel und Branchenexperten davon aus, dass in Supermärkten anders und mehr eingekauft wird. So registrierte die Supermarktkette Rewe seit Mittwoch eine deutlich erhöhte Nachfrage, vor allem nach Trockenlebensmitteln wie Nudeln und Reis sowie Konserven und Drogerieartikeln. Es gebe aber kein Problem bei der Warenversorgung.
Die Warnungen des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga verheißen dagegen nichts Gutes. "Die Umsatzeinbußen erreichen ein nie gekanntes Ausmaß", sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. "Inzwischen leidet die gesamte Branche in der gesamten Republik - ob Hotels, Restaurants, Caterer, Kneipen, Bars, Diskotheken und Clubs, ob Betriebs-, Stadion- und Verkehrsgastronomie" - ob in der Stadt oder auf dem Land.
Nicht nur im Sport läuft nichts mehr
Angesichts der Entwicklung warnte der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, vor schwerwiegenden Folgen für seine Branche. "Wenn derartige Veranstaltungsabsagen nur über zwei, drei Wochen erfolgen müssen, werden sich zahlreiche Firmen davon nicht wieder erholen können", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Coronavirus-Krise hat auch die Sportwelt nahezu gestoppt. Statt um Titel und Punkte zu kämpfen, vertrieben sich die meisten Sportler die Zeit daheim. "Es ist eine ungewöhnliche Lage", sagte RB Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche am Samstag. "Das ist die erste Aussetzung seit dem Zweiten Weltkrieg." (best/dpa)
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