• Die Causa Hygiene Austria geht in die nächste Runde.
  • Der Hersteller wehrt sich gegen Vorwürfe und argumentiert, man habe auf ausländische Unternehmen zurückgreifen müssen.
  • Qualitätsmäßig gebe es bei den in China produzierten FFP2-Masken keinen Unterschied - nur "Made in Austria" sei falsch.

Mehr Panoramathemen finden Sie hier

In der Causa der FFP2-Masken der Hygiene Austria war zuletzt unklar, ob die Prüfung der Masken durch ein Schweizer oder ein ungarisches Institut gemacht wurde.

Laut Angaben des neuen Sprechers für die Hygiene Austria sind beide Institute in Prüfungen involviert: Das CE-Kennzeichen der Masken wurde von den Ungarn gemacht, ein Schweizer Institut übernahm die Qualitätskontrolle für die zugekauften chinesischen Masken, sagte er am Freitag zur APA.

Hygiene Austria: Es gab kein österreichisches Institut zur Erstellung des CE-Kennzeichens

Zur Zeit der Erstellung des CE-Kennzeichens habe es kein österreichisches Institut gegeben, das dies gemacht hätte, begründete der Sprecher den Gang des Maskenherstellers nach Ungarn.

Die Schweizer Firma SGS habe eine Dependance in Österreich. Hygiene Austria hatte einen Teil seiner Masken in China zugekauft und umetikettieren lassen und mit dem Vermerk "Made in Austria" beworben. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrug und organisierte Schwarzarbeit und hat Hausdurchsuchungen durchgeführt.

In der Kommunikation des Maskenherstellers Hygiene Austria, ein Joint Venture von Lenzing und Palmers, wurde jetzt ein Wechsel vollzogen: "Die PR-Agentur Schütze Positionierung hat gestern, nach den Entwicklungen der letzten Tage, die Tätigkeit für die Hygiene Austria mit sofortiger Wirkung eingestellt", teilte Gregor Schütze heute der APA mit. Lenzing-Sprecher Johannes Vetter wurde nun mit seiner Agentur Vetter & Partner mit der Kommunikation beauftragt.

Zwei verschiedene Schritte, um die Qualität der Masken zu prüfen

Es gehe um zwei verschiedene Qualitätsprüfungsschritte, so Vetter. Das CE-Kennzeichen, das auf die Masken aufgedruckt ist, sei für den Bauplan des Produkts erstellt worden und komme von einem ungarischen Institut. Das hatte auch das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen so festgestellt. Die Masken von Hygiene Austria tragen die Kennzeichnung CE 2233. Diese Zahlenkombination gehört der ungarischen Prüfstelle GÉPTESZT Termelőeszközöket Felülvizsgáló és Karbantartó Kft. mit Sitz in Budapest.

Weiters gebe es die Kontrolle durch das Schweizer Unternehmen SGS. Diese sei eine Qualitätskontrolle für die chinesische Produktion, sagte Vetter. Damit seien die Masken der Lieferung aus China geprüft worden, auf diese sei auch das ungarische CE-Zeichen gedruckt. Hygiene Austria hatte schon am Mittwoch erklärt, Gutachten für die Masken lägen vor und würden der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt.

Sprecher von Hygiene Austria: Qualitätsmäßig kein Unterschied

Qualitätsmäßig sei zwischen den chinesischen und österreichischen Masken kein Unterschied, so der Sprecher. "Das Problem ist das falsche Versprechen für diese Tranche" - nämlich das Versprechen "Made in Austria".

Darauf angesprochen, dass die Hygiene Austria auf ihrer Homepage noch immer mit "Made in Austria" wirbt, sagte er dass nur mehr Masken österreichischer Produktion verkauft würden. Im Moment gingen aber keine Bestellungen ein. Der Faserhersteller Lenzing produziere keine Fasern für die Masken der Hygiene Austria, stellte Vetter klar.

Nachdem bekanntgeworden ist, dass Hygiene Austria einen Teil seiner Masken in China hat fertigen lassen, haben die großen Handelsketten diese FFP2-Masken aus dem Programm genommen. Im "Kurier" ist von möglichem unlauteren Wettbewerb in dem lukrativen Millionenbusiness die Rede, die Konkurrenz sieht den Wettbewerb massiv verzerrt. Mitbewerber, die Qualität "Made in Austria" angeboten hätten, fühlten sich betrogen.

Medien spekulieren nun, dass die Branche von Anfang an Zweifel an der Korrektheit des Deals gehabt habe. Es sei de facto unmöglich, ein Qualitätsprodukt aus Österreich in solcher Stückzahl kostendeckend für unter 1 Euro anzubieten.

"Wir produzieren in Graz, haben mit ehrlichen Preisen kalkuliert und keinen einzigen Bundesauftrag bekommen. Wenn ich jetzt höre, dass hier mit China-Masken agiert wurde, bekomme ich einen Grant", wird Dominik Holzner vom Maskenhersteller Aventrium im "Kurier" zitiert.

Versorgungsengpässe befürchtet Österreichs Handel nach den jüngsten Entwicklungen keine: Es seien genug andere Masken aus Europa und Asien vorrätig."Österreich wird hier mit Billigware aus China überschwemmt", sagt Holzner.  © APA

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.